Kampf der Ressentiments, Antitoxin aus Australien! 2008 Minchia Montepulciano First Drop Wines
Die Welt des Weins verfängt sich oft in den eigenen
Schubladen der Ressentiments des Trinkers. So sind die Ideen wo Wein
herkommen sollte, wie Wein schmecken darf und wie
Wein zu zelebrieren sei, prinzipiell schon in Stein gemeißelt. Glaubenskriege
werden geführt. Die Messer sind gewetzt.
Was machen wir also mit den beiden Weinmachern und Freunden Matt
Gant und Retsas von First Drop Wines aus Australien? Sie brechen das Gesetz der
Gewohnheit und könnten so manchen neurotischen Oxfordtrinker den Schweiß auf
die Stirn treiben.
Die beiden Jungs fusionieren die klassischen Rebsorten der
alten Welt, u.a. Barbera, Arneis, Nebbiolo,
Garnacha, Touriga Nacional, auf völlig unkonventionelle Art und Weise mit den
Weinbaugebieten Barossa, McLarenvale und den Adelaide Hills in Australien. Extrovertiertes Marketing, Präsenz in den sozialen
Netzwerken, Mut zu jugendlichen subkulturellen Etiketten lassen First Drop
Wines auf der Höhe der Zeit erscheinen.
Alles nur eine Luftblase ohne Substanz?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, probiere ich heute
den 2008 Minchia Montepulciano. Minchia? Richtig gelesen! Aus Jugendschutzgründen
gehe ich nicht ins Detail. Natürlich auch zum Schutz der Gralshüter des
Weintradition. Möge ihr Herz weiter schlagen, für alle anderen gibt es Google.
Der Minchia dreht im tiefschwarzen Rot seine neue Welt
Runden im Glas. Montepulciano kennt man als klassische Rebsorte aus u.a. den Abruzzen in Italien. Neben dem Sangiovese ist sie die wichtigste Rebsorte Mittelitaliens. Jetzt also Adelaide Hills in Australien. Parate und expressive Nase nach Schwarzkirschen, Blaubeeren, Mousse au
Chocolat, Minznoten, roter Paprika und Karamell. Wenig Rock ‘n Roll, eher ein
Schmeichler. Mich gewinnt er. Ich gebe das hingebungsvoll zu. Am Gaumen volle Frucht.
Unglaublich saftige Struktur. Die Tannine wirken straff und fordernd. Das Holz
bestes eingearbeitet. Der Montepulciano
wird nicht durch neue Welt Marmelade vergewaltigt. Er besitzt ordentlich Druck
und fordert zum zweiten Glas! Freude macht sich breit. Das trockene Finish lässt mich endgültig zum Anhänger der Minchia werden.
Ja, das Ganze wirkt ein wenig gemacht und international.
Aber trotz der fehlenden Tiefe, könnte ich mir keinen besseren Sparringspartner
zu einem Rib Eye Steak mit Bratkartoffeln, zu einem Rothirschbraten oder einem
legendären Barbecue vorstellen. Der Stoff macht Laune!
Vergesst Konventionen, vergesst Normen und selbst auferlegte
Ansprüche, trinkt das Zeug und werdet glücklich!
Für ca. 22€ hier zu beziehen.
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