Große Bühne für ein spaltendes Stück Weingeschichte… - 2011 "Au Larrey" Marsannay Blanc Domain Ballorin
2005 gründete Gilles Ballorin die Domaine in
Morey-Saint-Denis. Gestern streiften sich zufällig unsere Wege im Glas. Meine
Wahl fiel unbekannter Weise auf seinen 2011 Marsannay Blanc Au Larrey. In
abwertender Erwartung eines leichten Sommer Chardonnays, wurde ich einmal mehr
eines besseren belehrt. Wie sehr ich doch die Welt des Weins für die
Widerlegungen meiner Ressentiments bewundere.
Marsannay ist eine französische Gemeinde und die nördlichste
und letzte Weinbaugemeinde an der Côte de Nuits in Burgund, Departement
Côte-d’Or, zwischen Beaune und Dijon. Die Weißweine werden aus den Rebsorten
Chardonnay oder Pinot Blanc hergestellt. Seit dem 19. Mai 1987 verfügt das
Weinbaugebiet über den Status einer Appellation d’Origine Contrôlée.
Gilles Ballorins 5 Hektar Weinberge verteilen sich auf die
Cote de Nuits, Marsanny und Nuits St Georges. Die Familie arbeitet biodynamisch
und ist Demeter zertifiziert. Hier wird noch das Pferd für die Bodenbearbeitung
eingesetzt. So wenig neue Technik, wie möglich, kommt zum Einsatz.
Im trüben und orthodoxen Gelb dreht der Demeter Marsannay
seine Runden im Glas. In der Nase rauchige und speckige Noten, der berühmte
Spontistinker, unreife Avocado, Steinobst und viel frische Citrusfrüchte. Maskulin und herausfordernd. Ungeheure Kraft am Gaumen. Straffe und beeindruckend puristische Struktur. Ein Mineralikmonster bei gleichzeitiger
Filigranität der Frucht. Die 12,5% Alkoholgehalt wirken sensibel. Der Chardonnay
besitzt eine ordentliche Portion Druck
und bleibt ewig stehen. Staubtrockenes und herbes Finish.
Man sollte diesem Marsannay vorab Luft gönnen und ihn aus
einem größeren Burgunderglas trinken. Doch auch dieses Vorgehen wird eines
nicht verhindern, dieser Wein aus dem Hause Ballorin ist keine Everybody`s
Darling! Er wirkt so puristisch, geradlinig und ungeschönt, dass von Harmonie
keine Rede sein kann.
Das macht ihn aber für mich gerade so spannend. Ein
Alleinunterhalter, der seine Bühnenkostüme im Minutentakt wechselt.
Anspruchsvoll, zuweilen tief, aber nie ganz greifbar. Der Gustaf Gründgens der
Marsannays. Große Bühne für ein spaltendes Stück Weingeschichte…
Für ca. 22€ hier zu beziehen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen