Consigliere Dröfkes Beitrag zur Weinrallye #64 - Manufaktur Jörg Geiger – Secco vom Haux-Apfel
von Marc Dröfke
Regional ist momentan schwer in Mode. Regional kochen, Regional
trinken, sich zum Regionalen bekennen, blablabla. Dieser Hype, für mich ist das
HYPE!, ist auf der anderen Seite verständlich, hat man ja einige Jahre versucht
möglichst international zu sein und bloß nichts aus der eigenen, verpönten
Heimat zu konsumieren. Neuerdings wirbt so ziemlich jedes Lebensmittelgeschäft
mit regionalen Produkten, was ebenfalls leicht übertrieben anmutet.
Keine Frage, die Menschen sollten sich mit den regionalen
Begebenheiten ihrer Region auseinandersetzen. In meine Augen ist es jedoch
ebenso wichtig über den Tellerrand hinauszuschauen, um Neues für sich zu
entdecken.
Genug dem Vorgeschwafel, für den Beitrag zur heutigen Ausgabe
der Weinrallye, die von Thorsten Jordan, mit der freundlichen Unterstützung von
Susanne Werth-Rosarius a.k.a „Susa“, auf
Thorstens Ts Weinblog stattfindet, bin ich ebenfalls regional
geblieben und habe mich in die Manufaktur Jörg Geiger in Schlat begeben. Schlat
ist mit knapp 2000 Einwohnern ein recht kleines idyllisches Dorf am Fuße der
wunderschönen schwäbischen Alb. In etwa 50 Kilometer von der grünen Landeshauptstadt Stuttgart entfernt.
Hier produziert Jörg Geiger eine Vielzahl von sortenreinen
Apfel- Birnenschaumweinen, teilvergorene Obstschaumweine, Seccos, sowie
alkoholfreie „Priseccos“. Gehör verschaffte sich Geiger vor allem mit seinem
Birnenschaumwein aus der Champanger Bratbirne, die ihm neben viel Anerkennung
und einigen Preisen, auch den Hass der französischen Champanger-Lobby
einbrachte, die gegen ihn, wegen der Verwendung des Namens „Champagner“ auf dem
ursprünglichen Etikett, klagte. Davon ließ sich der Schwabe jedoch nicht
beeindrucken und setzte seinen Weg unbeeindruckt fort. Geiger bezieht seine
Ware von den Streuobstwiesen des Albvorlandes. Er achtet auf höchste Qualität
und bezahlt diese den Bauern auch entsprechend.
Für den heutigen Beitrag habe ich mir den Secco vom
Haux-Apfel (halbtrocken) ausgesucht. Die Sorte Haux-Apfel beschreibt Geiger als
eine jüngere Apfelsorte, die in seiner Manufaktur verarbeitet wird. Der Name
dieses Apfels leitet sich von dem Namen eines gewissen Andreas Haux ab, der die
Sorte zufällig in einem Obstgarten in Göppingen-Jebenhausen um 1920 entdeckte. Diese
Apfelsorte reift erst relativ spät im Jahr, im Oktober, vollständig aus.
Deshalb besitzt sie u.a. einen hohen Zuckergehalt.
Im Glas ein wässriger, hellgelblicher Saft, der in der Nase
eine schöne Apfelnote besitzt, die durch die Aromen von Holunderblüte und
verschiedenen würzigen Kräuter noch unterstützt und getragen wird. Am Gaumen kreiert der Secco einen unglaublichen
Trinkfluss, man möchte am liebsten die ganze Flasche einfach ansetzen und auf
Ex wegziehen. Wirklich umhauen würde das einen ausgemachten Trinker, wie zum
Beispiel den Direttore, sicherlich nicht, denn der Secco ist mit 6,5 Volumenprozenten
recht moderat im Alkohol. Ein perfekter Aperitif für eine Feier oder unterm
Sonnenschirm bei 30 Grad gut gekühlt.
Ich darf jedem Leser raten, die eine oder andere Flasche aus
dem Sortiment von Jörg Geiger zu probieren. Es ist garantiert für jeden etwas
dabei. Und wer vor hat ins schöne Schwabenland zu kommen, das Essen in Geigers
Gasthof „Lamm“ gehört mit zu dem Besten, was man in der Region bekommen kann und
ich spreche hier aus Erfahrung, denn ich wohne nur ein Kaff von Schlat
entfernt.
Um den Konsum von regionalen Produkten am heutigen Tage auf
die Spitze zu treiben, gönne ich mir jetzt Maultaschen vom heimischen Metzger,
in einer schönen Fleischbrühe. Mehr geht (fast) nicht. In diesem Sinne allen
ein schönes Wochenende!
Noch nicht in das Glas gekommen, wird sich bald ändern. Danke für die Erkunungstour, Consigliere!
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