„I don´t care a shit about the colour“ - Consigliere Dröfke entdeckt 2011 Blaufränkisch Weingut Moric (Roland Velich)


von Marc Dröfke 

Ich kaufe fast alle meiner Weine im Internet. Das hat unter anderem damit zu tun,  dass ich im eher ländlichen Bereich, wo ich wohne, keinen besonders gut sortierten Weinfachhandel habe und zum anderen, dass ich im Internet (meist) genau das bekomme, was ich auch gezielt möchte.

Gestern verschlug es mich jedoch in die Landeshauptstadt Stuttgart und jedes Mal wenn ich dort bin und es die Zeit zulässt, schaue ich in der Weinbar/-Handlung Kreis vorbei. Kreis ist zwar eher frankophil orientiert, hat aber nahezu aus jedem Land interessante Weine im Sortiment. Ich stöberte an den Regalen entlang und mein Blick viel auf einen Wein, über den ich schon vieles Gutes gehört und gelesen hatte. Blaufränkisch von Moric.

Blaufränkisch erlebt seit geraumer Zeit einen unheimlichen Boom. Das völlig zu Recht. Die dicken, fetten, alkoholischen, eingekochten Marmeladenbomber haben vielerorts ausgedient. Mich machten sie nach einem Glas satt und es war mir fast unmöglich eine Flasche zu leeren.

Die neue Renaissance der Rebsorte Blaufränkisch setzt an anderer Stelle an. Ist er filigraner und strukturierter gemacht, kann er bei mir einen unheimlichen Trinkfluss generieren. Ein zweites, drittes, viertes Glas ist hier kein Problem und haut einen auch nicht um.

Die Sorte tauchte erstmals irgendwann im 18 Jahrhundert in Österreich auf, der Pendant zum deutschen Lemberger. Im Burgenland stehen etwa 94% aller Blaufränkisch tragenden Reben in Österreich. Auch deshalb spricht man hier vom „Blaufränkischland“. Der Blaufränkisch verdankt seine mittlerweile weltweite Beachtung unter anderem einem Mann, Roland Velich. David Schildknecht gab unter Parkers Flagge dem Moric Neckenmarkt Alte Reben 94 Punkte. Eine noch nie dagewesene  Benotung für einen österreichischen Rotwein. Der Run auf die Weine war enorm.

Velichs Grundsatz, dem er sich mit dem Weingut Moric seit 2001 widmet, ist ein ganz einfacher. Er will mit dem ihm gegebenen Mitteln einen Wein erzeugen, der genau das wiedergibt, was seine Herkunft ausmacht. Dazu zählt die Typizität des Ortes, des Bodens, des Mikroklimas und eben der Rebsorte. Er macht dies ohne irgendwelche „Verstärker“. Alle Weine sind spontanvergoren, ungeschönt und werden nur mit einem minimalen Maß an Schwefel versetzt. Des Weiteren behauptet er, dass durch die Selektion im Weinberg die Qualität der Weine bestimmt ist. Man kann im Keller nur optimieren.

Im Glas finde ich einen Wein, der im Kern relativ dunkel ist, aber an den Rändern heller wird, in Richtung Granat gehend. Übrigens sagt Velich über die Farbe eines Weines: „I don´t care a shit about the colour“.

Dem Glas entweicht zunächst ein unheimlich alkoholischer Stich, der alles andere überdeckt. Mein erster Gedanke: Die Temperatur muss runter! Der Wein stand nach dem Kauf den ganzen Tag auf dem Schrank, er war also relativ warm beim eingießen. Diesem Wein tat das überhaupt nicht gut. Kurzentschlossen stopfte ich die Pulle für kurze Zeit in den Kühlschrank.

Den Wein den ich danach im Glas hatte unterschied sich um Längen zu dem alkoholisch Saft zuvor. Deshalb mein Tipp, diesen Wein eher etwas kühler servieren.

In der Nase dann eine schöne (schwarze) Kirschfrucht, etwas wilde Brombeere, Pfeffer. Mit etwas Zeit im Glas kommt ein unheimlicher Busch von wilden Kräutern dazu und eine Note, die mich an Curry erinnert.

Im Mund zunächst eher fruchtbetont, dann aber dieses unheimlich für mich geile Wechselspiel von Süße und Säure, das ich am Blaufränkisch so mag. Gut strukturiert und ausbalanciert. Straffe Tanninstruktur. Viel Weichsel, dazu gesellen sich wieder Kräuter, aber auch eine gewisse Kargheit. Es sticht aber nichts unangenehm heraus. Das Finish ist für einen Wein dieser Preisklasse relativ lang.

Ein respektabler Blaufränkisch, den man mit der einfachen Bezeichnung „Basis“ Unrecht tun würde. Richtig viel burgenländische Blaufränkisch Renaissance für wenig Geld.  

Für ca. 13€ hier zu beziehen.


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