„I don´t care a shit about the colour“ - Consigliere Dröfke entdeckt 2011 Blaufränkisch Weingut Moric (Roland Velich)
von
Ich kaufe fast alle
meiner Weine im Internet. Das hat unter anderem damit zu tun, dass ich im eher ländlichen Bereich, wo ich
wohne, keinen besonders gut sortierten Weinfachhandel habe und zum anderen, dass
ich im Internet (meist) genau das bekomme, was ich auch gezielt möchte.
Gestern verschlug es mich jedoch in die Landeshauptstadt
Stuttgart und jedes Mal wenn ich dort bin und es die Zeit zulässt, schaue ich
in der Weinbar/-Handlung Kreis vorbei. Kreis ist zwar eher frankophil
orientiert, hat aber nahezu aus jedem Land interessante Weine im Sortiment. Ich stöberte an
den Regalen entlang und mein Blick viel auf einen Wein, über den ich schon
vieles Gutes gehört und gelesen hatte. Blaufränkisch
von Moric.
Blaufränkisch erlebt seit geraumer Zeit einen unheimlichen
Boom. Das völlig zu Recht. Die dicken, fetten, alkoholischen, eingekochten
Marmeladenbomber haben vielerorts ausgedient. Mich machten sie nach einem Glas
satt und es war mir fast unmöglich eine Flasche zu leeren.
Die neue Renaissance der Rebsorte Blaufränkisch setzt an
anderer Stelle an. Ist er filigraner und strukturierter gemacht, kann er bei
mir einen unheimlichen Trinkfluss generieren. Ein zweites, drittes, viertes
Glas ist hier kein Problem und haut einen auch nicht um.
Die Sorte tauchte erstmals irgendwann im 18 Jahrhundert in
Österreich auf, der Pendant zum deutschen Lemberger. Im
Burgenland stehen etwa 94% aller Blaufränkisch tragenden Reben in Österreich.
Auch deshalb spricht man hier vom „Blaufränkischland“. Der Blaufränkisch verdankt seine
mittlerweile weltweite Beachtung unter anderem einem Mann, Roland Velich. David
Schildknecht gab unter Parkers Flagge dem Moric Neckenmarkt Alte Reben 94 Punkte.
Eine noch nie dagewesene Benotung für
einen österreichischen Rotwein. Der Run auf die Weine war enorm.
Velichs Grundsatz, dem er sich mit dem
Weingut Moric seit 2001 widmet, ist ein ganz einfacher. Er will mit dem ihm
gegebenen Mitteln einen Wein erzeugen, der genau das wiedergibt, was seine
Herkunft ausmacht. Dazu zählt die Typizität des Ortes, des Bodens, des
Mikroklimas und eben der Rebsorte. Er macht dies ohne irgendwelche
„Verstärker“. Alle Weine sind spontanvergoren, ungeschönt und werden nur mit
einem minimalen Maß an Schwefel versetzt. Des Weiteren behauptet er, dass durch
die Selektion im Weinberg die Qualität der Weine bestimmt ist. Man kann im
Keller nur optimieren.
Im Glas finde ich einen Wein, der im
Kern relativ dunkel ist, aber an den Rändern heller wird, in Richtung Granat
gehend. Übrigens sagt Velich über die Farbe eines Weines: „I don´t care a shit
about the colour“.
Dem Glas entweicht zunächst ein
unheimlich alkoholischer Stich, der alles andere überdeckt. Mein erster Gedanke:
Die Temperatur muss runter! Der Wein stand nach dem Kauf den ganzen Tag auf dem
Schrank, er war also relativ warm beim eingießen. Diesem Wein tat das überhaupt
nicht gut. Kurzentschlossen stopfte ich die Pulle für kurze Zeit in den
Kühlschrank.
Den Wein den ich danach im Glas hatte
unterschied sich um Längen zu dem alkoholisch Saft zuvor. Deshalb mein Tipp, diesen
Wein eher etwas kühler servieren.
In der Nase dann eine schöne (schwarze)
Kirschfrucht, etwas wilde Brombeere, Pfeffer. Mit etwas Zeit im Glas kommt
ein unheimlicher Busch von wilden Kräutern dazu und eine Note, die mich an
Curry erinnert.
Im Mund zunächst eher fruchtbetont,
dann aber dieses unheimlich für mich geile Wechselspiel von Süße und Säure, das
ich am Blaufränkisch so mag. Gut strukturiert und ausbalanciert. Straffe
Tanninstruktur. Viel Weichsel, dazu gesellen sich wieder Kräuter, aber auch
eine gewisse Kargheit. Es sticht aber nichts unangenehm heraus. Das Finish ist
für einen Wein dieser Preisklasse relativ lang.
Ein respektabler Blaufränkisch, den man
mit der einfachen Bezeichnung „Basis“ Unrecht tun würde. Richtig viel
burgenländische Blaufränkisch Renaissance für wenig Geld.
Für ca. 13€ hier zu beziehen.
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