Drecks Chardonnay O du fröhliche oder 2012 Chardonnay trocken ** Alexander Laible Baden
von Philipp Erik Breitenfeld
Trockene Hitze. Damit lässt es sich leben. Sehr gut sogar.
Ähnlich verhält es sich mit hausgemachten Stereotypen. Diese gehören gepflegt
und bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter das Volk gemischt.
Eines davon ist ganz klar die Ablehnung der Rebsorte Chardonnay.
„Siiilllviaaaa mir trinke heut an Schaaardddonnäää!!“, wer unter uns gewandten
Weintrinkern will sich schon des Volkes banalen Weinvorlieben anpassen, auch wenn wir sie oft beneiden ob ihrer unkomplizierten Herangehensweise an das Thema Wein. Gut, die Undercovertrinker greifen nun zu dem Weinbaugebiet Chablis, um das Kind nicht beim Namen nennen zu
müssen. Die neue Welt hat es zudem geschafft, durch ihre breiten, klotzigen und
meist verholzten Exemplare des Chardonnays, dieser Rebsorte ein finales
negatives Image zu geben.
Man tut ihr damit meistens nicht Unrecht, jedoch gibt es
logischerweise Ausnahmen, die sich lohnen Bekanntschaft mit Ihrer Leber,
geneigte Leser, zu machen. Letztens überraschte mich ein 2011 "Au Larrey" Marsannay Blanc“
von der Domain Ballorin derart, dass ich mich zu euphorischen Jubelsprüngen hinreißen
ließ. Hier zum Nachlesen.
Aber geht guter Chardonnay für wenig Geld aus Deutschland,
ja sogar aus Baden?
Spätestens jetzt müssten alle Alarmglocken schrillen. Tun
sie aber nicht. Ich gebe mich tiefenentspannt und voller Vorurteile einem Glas
2012 Chardonnay trocken von Alexander Laible aus Baden hin. Alexander Laible besitzt erst seit 2007 ein eigenes Weingut
in Durbach am Eingang des Durbachtals. Umso erstaunlicher seine schnelle und exakte
Karriere. Bling Bling ohne Ende. Wein
Oscar 2010, „Der Feinschmecker“ nominiert Alexander Laible zum Newcomer des
Jahres, Genussbotschafter von Baden Württemberg, Entdeckung des Jahres vom
Gault Millau 2009, „Deutschlands bester Jungwinzer 2006/2007“, Weltmeistertitel
in der Kategorie Weisswein 2010. Die Chardonnays wachsen auf Muschelkalk aus den Lagen bei Lahr
Der Direttore lässt sich nicht beeindrucken und macht den
Test aufs Exempel. Im reifen und goldenen Gewand dreht dieses Badener Allerlei
seine Runden im Glas. Retardierende Nase nach frischer Quitte, exotischer Karambole,
Orangen, leichte Rauch- und Specknoten und floralen Tönen.
Am Gaumen unheimlich griffige Frucht gepaart mit einer
knackigen, aber filigranen Säure. Ordentlich viel geradliniger Druck bei
mittlerem Körper! Balanciert und von strukturiertem Ausdruck! Die mineralischen
und vor allem herben Nuancen animieren zum Trinken. Kein Gramm Fett zu viel. Überraschend
für einen Basiswein, das lange und tief kalkige Finish. Keine übertrieben nervige Restsüße, die ich früher bei
Laible nicht mochte.
Ein sehr maskulines Chardonnay Basiserlebnis. Das ist
nicht der gelangweilte Sundowner Begleiter des Badener Bourgeoisen, sondern ein
spannender Individualist. Für um die 12€? Geschenkt.
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