Messias Obama oder warum für Deutsche Leitmedien die Wahl schon entschieden ist...

Obama bleibt weiterhin Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Wie bitte? Die Wahl hat doch erst in den frühen Morgenstunden des heutigen Tages begonnen? Das mag faktisch richtig sein, aber um Fakten geht es den Deutschen Leitmedien, siehe Spiegel, Sueddeutsche Zeitung, so wie diversen Onlinepublikationen schon seit Monaten nicht mehr. Es wird apodiktisch in Gut und Böse unterteilt. Auf der einen Seite Barack Hussein Obama, Messias und Hoffnungsträger und auf der anderen Seite Mitt Romney, Heuschrecke und Kriegstreiber. Selten zuvor habe ich eine ähnlich tendenziöse Berichterstattung verfolgen "dürfen". Eine Niederlage für den nuancierten Journalismus!

Dieses Kommentar zielt nicht darauf ab Partei zu ergreifen. Zur ganzheitlichen Meinungsbildung gehört aber auch eine Abgrenzung zur polemischen Stammtischanschauung. Es gibt durchaus Argumente für Romney. Oft wird Politikern nachgesagt ihnen würde Sachverstand fehlen, wenn es um komplexe Zusammenhänge zum Beispiel in der Privat-und Bankwirtschaft gehe. Die Finanz- und Verschuldungskrise sind aber die Herausforderung der Gegenwart. Hier kommt mit Mitt Romney ein Top Manager, dem man vielleicht eine turbokapitalistische Ader vorwerfen darf, jedoch nicht fehlenden Sachverstand in Wirtschaftsfragen.

Barack Obama versprach nach der Wahl 2008 die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft beheben zu wollen. Der Ideologiekampf ging verschärfter denn je in die nächste Runde. Als Governeur von Massachusetts vertrat Romney durchaus demokratische Positionen. Er ist weder ideologiefixiert, noch ein Hardliner. Natürlich kann man ihm nachsagen, dass dies opportunistisch sei. Vielleicht sind dies aber Eigenschaften, die ein Mediator der Gesellschaft mitbringen sollte.

Ein weiterer Angriffspunkt der Leitmedien ist der Reichtum Romneys. Hat man dies je John F. Kennedy angelastet, der aus einer der reichsten Familien Dynastien Amerikas stammt? Reichtum kann durchaus Unabhängigkeit schaffen oder vergessen wir die aktuelle Steinbrück Debatte, die suggeriert, dass jeder der Honorar aus der Privatwirtschaft bezieht sogleich befangen ist? Irgendwie fehlt mir hier der rote Faden der Argumentation. Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Es wird nicht differenziert. Es fehlt die Qualität. 

Übrigens, Guantanamo ist immer noch nicht geschlossen. Suizide und Haftstrafen ohne Prozeß an der Tagesordnung. Obamas gezielte Tötungen durch Drohnenangriffe sind so hoch wie nie in der Geschichte der USA. Die Todesstrafe wird weiterhin ausgeübt. Darüber habe ich in letzter Zeit selten etwas in der Berichterstattung über den US Wahlkampf 2012 gelesen.

Ich bin froh, wenn der Wahlkampf morgen früh entschieden ist. Mit Mitt Romney als neuen Präsidenten könnte ich durchaus leben. Übrigens, auch mit Barack Obama. Warum? Weil mir als mündiger Bürger Fähigkeiten gegeben wurden, die dem sogenannten Qualitätsjournalismus abhanden gekommen zu sein scheinen, eine eigene Meinungsbildung und eine differenzierte Weltanschauung...


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