Der Rheingaufuchs! 2011 Berg Rottland Rheingau Riesling trocken Balthasar Ress
Dutzende Filme, dutzende Dokumentationen gab es bereits über
den "Wüstenfuchs" Johannes Erwin Eugen Rommel, ein deutscher
Generalfeldmarschall während der Herrschaft des Nationalsozialismus. So auch
gestern, das Erste zeigte den Fernsehfilm "Rommel" mit dem großen Ulrich Tukur in der
Hauptrolle. Auch dieser Film reihte sich ähnlich widersprüchlich und zuweilen
kritiklos in die Werke über den "Mythos Rommel" ein. Da konnte einer
meiner Lieblingsschauspieler das Ruder nicht in die nüchterne Betrachtung eines
hundertprozentigen Führer Anhängers lenken.
Zu diesem "Fernsehevent" begleitete mich der 2011
Berg Rottland Rheingau Riesling trocken vom Weingut Balthasar Ress. Bisweilen wurden
auch über diesen Wein dutzende Artikel verfasst. Die Einen finden keinen
Zugang, die Anderen loben diesen Riesling bis 96 Punkte in den Weinolymp. Er
polarisiert und das ist gut so. Diskussionen über Wein finden meist zu allen
möglichen politischen, weinmarkttechnischen und rechtlichen Themen statt.
Selten jedoch über das Produkt selbst. Klar, es werden Verkostungsnotizen verfasst,
die dem geneigten Leser zum Kauf bewegen oder ihn weiterhin eher einen
Doppelkorn bevorzugen lassen. Eine breit angelegte Social Media Diskussion über
einen spezifischen Wein, das haben sie geschafft, die Macher rund um das
Weingut Balthassar Ress in Hattenheim.
Natürlich muss hier der Betriebsleiter, Winemaker und wohl
berühmteste Blogger außerhalb der Journalistengilde genannt werden, Dirk Würtz,
der Rheingaufuchs. Seit einigen Jahren Berater und später Betriebsleiter des
genannten Weinguts. Vielleicht war es auch er, der erkannt hat, dass ein wenig
mehr Mut dem Rheingau ein neues provenienzelles und kontemporäres Profil geben
könne.
So trinke ich an diesem Abend einen Wein, voller
Widersprüche, voller Spannung, Anspruch und Tiefe. Anfangs verschlossen. Später
ein Spiel aus Gartenkräutern, rauchigen Noten, Pampelmuse, Pfirsich und ein
wenig exotische Litschi. Das Bukett verlässt mich mit einer floralen Note nach
Margeriten. Am Gaumen wirkt der Riesling sehr straff und organsiert, wie auf
dem Exerzierplatz (Irgendwo muss die Transferleistung zu Rommel herkommen).
Stoffig, feine herbe mineralische Töne, abgeschliffene Säure, präsenter
Alkoholgehalt, zartsüß. Überraschende Tiefe, im trockenen Finish bewahrt er
sich diesen leicht erdigen, hoch mineralischen und überdurchschnittlich
präsenten Ausdruck. Der Wein wirkt schon sehr lebhaft, ist aber eher eine
Herausforderung für die nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so
unterhalten wurde. Es geht hier nicht um Attribute wie
"wohlschmeckend", "viel Frucht, viel Saft",
"bekömmlich". Fernab von Alcopops, die sich Wein schimpfen, ist der
Berg Rottland kompromisslos. Nicht unbedingt sortenbetont, aber
herkunftsgeprägt. Ich mag das. Ehre wem Ehre gebührt, das darf man sich auch
mal 29,50€ kosten lassen. Der Rheingaufuchs und sein Team haben alles richtig
gemacht und Zeichen gesetzt. Zur richtigen Zeit im Rheingau...
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