Falsch, Captain Cork! Weinrecht der Freiheit oder warum sich der Weinlaie nicht erziehen lassen muss…
Die faszinierende Welt des Weins ist bezüglich seiner Multiplikatoren begrenzt.
Auf der einen Seite trinken Millionen von Deutschen Wein, auf der anderen Seite
publiziert nur eine Handvoll von Enthusiasten über das Thema. Wenige
Weinjournalisten, ein paar Winzer, leider immer weniger Weinblogger und ein
Fotograf aus Österreich.
Auch die Leserschaft ist so gering, dass man sie morgens auf
dem Berliner Alexanderplatz wahrscheinlich einzeln abzählen könnte. So nach dem
Motto, hoffentlich seid ihr noch alle da! Grundsätzlich ist dieser Missstand
nicht sonderlich bedenklich, da Wein als Hobby, nicht aber als Lebensmittel,
immer noch ein Nischenthema darstellt.
Diese Tatsache heißt aber im Umkehrschluss auch, dass sich
die wissenden Publizierenden über jeden ambitionierten Weinfreund, der sich auf
seiner ganz persönlichen vinophilen Entdeckungsreise befindet, freuen sollten. Warum? Sollte sich
dieser mitgenommen fühlen, so kann man
ihn als Neuleser werten und durch Unterstützung seiner Fragen, besonders in
Foren z.B. auf Facebook, bestünde die Möglichkeit einer Marken- bzw.
Publikationsbindung.
Gerade in der komplexen Weinwelt muss dem fragenden Leser
Gehör verschafft werden. Ihn mitzunehmen muss das Ziel sein. Keine Frage ist deplatziert und schon gar nicht
debil! Ja, selbst wenn er den passenden Wein zur Weißwurst sucht, so ist dieses
Bestreben durchaus legitim!
Und hier kommen wir auch schon zum Anlass dieses Appels. Der heutige Artikel auf Captain Cork „Weisswurst:Muss Wein zu allem passen?“ beweist auf fulminante
Art und Weise, wie versucht wird den neutralen Weininteressierten zu erziehen.
Dieser Passus aus dem Artikel belegt dies sehr deutlich, „Doch zurück zum facebook-Forum. Die
Einbindung enthusiastischer Weinlaien hat Grenzen. Gerne posten sie Fotos von
Flaschen, die sie selber getrunken haben. Nicht nur, dass es hier an Vielfalt
fehlt, fallen auch die Kommentare eher dürftig aus. Der eine Wein ist
"geil", der andere "lecker". Die meisten waren "eine
Überraschung", oder "das Geld wert". Ausführlicher wird es
selten.“
Es besteht keinerlei Notwendigkeit ausführlicher zu werden!
Ach das bereichert die Wein Online Kultur, drückt es doch die Freude des
einzelnen Weintrinkers an diesem, unserem Produkt aus! Bevor sich jemand an
einer gestelzten Weinbeschreibung versucht, die von der Arroganz mancher
etablierter Weinzeitgenossen sofort wieder zerlegt wird, darf er und soll er
seine pure Freude oder seinen Missfallen nach seinem Gusto und in dieser Form ausdrücken!
Weinrecht der
Freiheit! Wiese sollte die „Einbindung enthusiastischer Weinlaien“ Grenzen
haben? Nein, sie sollte grenzenlos und unbefangen sein! Sie sollte als Freude
und Teil unserer Weinkultur verstanden werden! Keiner muss erzogen werden!
Weiter, „Doch da ist
auch noch der deutsche Wunsch, Wein zu jedem Essen, zu jeder Gelegenheit
trinken zu wollen.“
Das ist wohl eher die österreichische Unsicherheit gegenüber
der Realität. Jedes Land in Südeuropa, welches der Direttore bereisen durfte,
zelebriert öfter, intensiver, zu jedem Essen und leidenschaftlicher Wein als
wir Deutsche. Es wäre mir ein Herzenswunsch, dass sich dies ändert.
So long, „Und ehrlich
gesagt sprechen die eher bodenständig-einfältigen Speisen, die in den Foren
nachgefragt werden (Vinothekare können davon ein Lied singen) nicht gerade für
ein breites kulinarisches Weltbild.“
Ein „breites kulinarisches
Weltbild“ ist auch nicht Voraussetzung für einen Weinfreund, Wein trinken zu
dürfen. Es würde ihn in der Tat bereichern, jedoch lebt der Mensch auch in
seinem individuellen Alltag. Hier gibt es nun mal öfters Pichelsteiner als 3 Sterne Cuisine française. Warum sollte man also von Weinfreuden befreit werden ob
des einfachen Mittagesssens?
Kurz gesagt, diese Bewertungen
sind alle viel zu dogmatisch und bei weilen auch arrogant. Sie nehmen den
Menschen nicht mit, sondern stellen ihn vor Beginn schon vor Herausforderungen,
die ihn über kurz oder lang wieder in die Regale des Grauens zurückwerfen
werden, dem Diskounter.
Viel entspannter wirken kulinarische Tipps zu Weinen, zudem die Vorzüge hochpreisiger Weine
zu erläutern und dem Menschen Spaß und Freude am Thema zu vermitteln.
Es braucht mehr kollektive und
vinophile Orgien auf dem Marktplatz der Weinseligkeit, als Oberlehrer im
verkrusteten profilneurotischen Gewand…
ich frage mich, was sie den lesern im ersten drittel ihres artikels eigentlich sagen wollen. ihre ausführungen wirken um starke meinung bemüht, sind aber letztendlich so überflüssig wie zahnschmerzen, weil sie nichts relevantes zur diskussion beitragen können. ein demütiges schweigen bleibt manchmal doch die bessere wahl.
AntwortenLöschenHerr Anonym, Ihre Meinung ist Ihnen unbelassen. Wirkt aber ein wenig reaktionär und bieder...
AntwortenLöschenLieber Direttore,
AntwortenLöschenDu bringst es auf den Punkt! Was ich schon seit der Eröffnung meines Weinparlaments predige: Wein ist kein Götterelixier, welches nur einer kleinen Auswahl heiliger Weinenthusiasten "munden" darf, sondern ein - zugegebenermaßen sehr leckeres - Getränk!
Womit ich gerne noch mal an die Posse erinnere, als allen Ernstes kontrovers im Internet darüber diskutiert wurde, ob ein Wein als "lecker" eingestuft werden darf.
So lange die Weinszene auf dieser Ebene diskutiert, wird sie immer ein Nischendasein führen. Leider.
Viele Grüße
Ingo
So schauts aus, Ingo!
AntwortenLöschen