Consigliere Dröfke trifft altes Zeuch und neue Erregung! 1990 Castello di Ama Chianti Classico "Vigneto Bellavista"
Der Chianti ist vermutlich einer der Lieblingsweine vieler Deutschen. Kein Wunder, dieser toskanischer Rotwein ist ein richtiger Allrounder. Ob als Speisebegleiter zu Pasta und Pizza, als Massenware für Supermärkte und Discounter, sowie als individuelles Kunstwerk, welches sich nicht vor der internationalen Weltspitze verstecken muss. Als dicke, überholzte Wuchtbrumme, aber auch als fein ziselierten Gaumenschmeichler, die Diversität des Chiantis und seiner Anhänger ist ein globales Phänomen.
Der auf der Sangiovese-Traube basierende Wein, mind. 80% sind gesetzlich vorgeschrieben, wird ausschließlich in einer der sechs unterschiedlichen, Chianti-Zonen in bestimmten Gemeinden der Toskana gekeltert. Der heutige Wein kommt aus der Classico DOCG Zone, die das Ursprungsgebiet des Chiantis umfasst.
Castello di Ama liegt zwischen den Gemeinden von Gaiole und Radda, ungefähr 30km von Siena entfernt. Der Besitz beläuft sich auf ungefähr 250 Hektar, die sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 450m über dem Meeresspiegel ausbreiten. Nur 90 Hektar sind allerdings mit Wein bestockt. Das Gut wird von Lorenza Sebasti geleitet. Ihr Mann, Marco Pallanti, ist hier als Önologe tätig ist.
Deren Chianti Classico "Vigneto Bellavista" gilt, neben dem reinsortigen Merlot "L´Apparita", als Flaggschiff des Weinguts und wird nur in bestimmten Jahren erzeugt. Der Wein, der aus einer Einzellage stammt, die in Castellina liegt, wird zu 80% aus Sangiovese, 20% Malvasia Nera gekeltert und in französischen Eichenfässern ausgebaut. Er zeigt sich als einer der alterungsfähigsten Chiantis.
1990 gilt im Chianti, so wie fast in ganz Europa, als sehr guter Jahrgang. Nahezu perfekte Wetterkonditionen machten es den Winzern relativ einfach gute Weine zu erzeugen.
Der "Bellavista" zeigt sich mit seinen 24 Jahren in einer tiefen, dunklen Farbe. An den Rändern ziegelrot und etwas ins Braun gehend .
Die Nase ist der Wahnsinn! Er verändert sich alle 5 Minuten und zeigt viele verschiedene Facetten. Ich rieche Erdbeere, Himbeersirup, getrocknete Blüten (eigentlich typisch für Barolo), Waldboden, Waldpilze. Dann Abrieb von einer Blutorange, Mokka und einen Hauch von rotem Fleisch.
Am Gaumen vom ersten Moment an druckvoll mit einer auffallenden Balance und straffen Struktur. Alles sitzt genau am richtigen Platz. Nichts ist eckig oder sticht unangenehm heraus. Eine tänzelnde, lebendige Säure, die die rotbeerige Frucht ungemein stützt und sie bis ins lange Finish begleitet.
Für mich persönlich ein nahezu perfekter Wein! Ich wüsste nicht, was ich mir noch mehr von einem Wein wünschen sollte. Das ist wirklich ganz großes Kino in meinen Augen! Diese Flaschen auf Auktionen zu suchen lohnt sich!
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