+++Blitzverkostung+++ Markus Molitor, Von Racknitz und ein kleiner Italiener
Wir beleben wieder die Kategorie „Blitzverkostung“. Die
schnelle Degustationsnotiz für zwischendurch. Ohne viel Schnick Schnack, Kitsch
und Weinbergromantik. Mehr Verkostungsdatenbank als Hintergrund. Der Direttore
schwimmt flussaufwärts. Mosel und Nahe sind seine Tatorte. Consigliere Dröfke erkrankt
im Veneto an Narkolepsie.
2008 Haus Klosterberg Riesling Spätlese Markus Molitor (Mosel)
Im blassen hochfarbigen Gelb dreht dieser Mosel
Bourgeoisie seine Runden im Glas. Die eigentlich noch sehr introvertierte Nase
erinnert an reife Birnen, Aprikosen, Mango, das volle Steinobstprogramm. Ein
wenig Kräuterwürze vermischt sich mit floralen Noten. Am Gaumen primär aparter
Schmelz. Ausgeprägte Diversität im Verhältnis filigrane Säure zur Fruchtsüße.
Durchaus druckvoll und stoffig, ohne aber einem breiten Körper zu unterliegen.
Sehr präsente und geschliffene Frucht. Außergewöhnlich animierend. Komplexe und
herbe Struktur. Unglaublich nachhaltiger Abgang. Noch lange nicht am Ende. Mehr
Fellini als Roland Emmerich!(Direttore)
2010 Odernheimer Kloster Disibodenberg Riesling trocken Von Racknitz (Nahe)
Im güldenen Gewand dreht dieser Sparringspartner seine Runden im Ring.
Ausgeprägter und dominierender Sponti-Stinker. Ich mag das. Nachgeordnet
florale Noten. Kamille, Löwenzahn. Reife Früchte aller Kiwi und Williams Christ
Birne. Ein Schuss Kräuter. Insgesamt auffallend expressives Aroma. Darf einen
Schwung frische Luft vorab abbekommen. Am Gaumen primär kernige Säure und
leicht verwaschene Frucht. Angenehm herausfordernder kalkiger, mineralischer
und herber Eindruck. Steht relativ lange. Ein wenig mehr Druck würde ihm gut
stehen. Der Alkoholgehalt mit 12% stimmig eingebaut. Einziges Manko eines summa
summuram gelungen Herkunftswein, ist die schmalzig Frucht im Finish.
Jahrgangsbedingt nichts Ungewöhnliches.(Direttore)
2012 San Vincenzo IGT Bianco Roberto Anselmi (Veneto)
Tatort Monteforte d'Alpone, welcher ungefähr 35 Kilometer
von Verona im Norden Italiens liegt.
Hier bewirtschaftet Roberto Anselmi zusammen mit seiner Tochter Lisa und seinem
Sohn Tommaso ungefähr 70 Hektar. Der San Vincenzo ist ein Verschnitt von 70%
Garganega und 30% Chardonnay & Sauvignon Blanc. Der Wein wird 6 Monate im
Stahltank ausgebaut und dann auf die Flasche gezogen, wo er weitere 3 Monate
lagert, bevor er an den Konsumenten verkauft wird. Sehr reifer Pfirsich, Papaya, Aprikose und
etwas Holunderblüte (ich vermute vom Sauvignon). Alles geprägt von einer wahnsinnigen Süße. Mir persönlich ist das fast
schon zu viel. Es drängt sich der Gedanke auf, dass dies genauso beabsichtigt
wurde. Egal, es muss ja bekanntlich schmecken. Also ab in den Mund mit dem
Zeug. Was sofort auffällt ist, dass die Säure sehr moderat gehalten wurde. Es
fehlt an Spannung und Gradlinigkeit. Ein sehr gefälliger Wein, den man in der
Sommerhitze vielleicht so nach und nach ohne viel Nachdenken wegsaufen kann,
mehr aber auch nicht. Am Rande sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass
der Gambero Rosso (größter italienischer Weinguide) diesem Wein 2 Gläser gibt.
Ein weiterer Beweis für die Verzichtbarkeit dieses Führers. (Consigliere)
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