Warum ein Verbot der NPD zur Disparität werden könnte – ein Kommentar des Direttore
Die Innenminister Deutschlands sind
sich geschlossen einig. Ein erneutes Verbotsverfahren gegen die NPD
soll beim Verfassungsgericht in Karlsruhe angestrebt werden.
Kanzlerin Angela Merkel und einige andere führende Politiker der
Union haben zumindest juristische Zweifel. Ich halte das
Verbotsverfahren für einen strategischen Fehler. Ein positives
Ergebnis könnte zur Disparität führen.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass
es für einen Demokraten schwer zu ertragen ist, dass nach 1945 eine
nationalsozialistische Partei, die sich u.a. durch
Ausländerfeindlichkeit, Euro Skepsis und Gewaltbereitschaft
auszeichnet, durch deutsche Steuermittel finanziert wird. Für eine
derartige Gesinnung darf es in Deutschland keinen Platz geben. Darin
besteht keine Kompromissbereitschaft. Frühere NPD Verbotsanträge
scheiterten an den stümperhaften Vorgehensweisen der
Verfassungsschützer der Länder. Die Vorstände waren durchtränkt
von V-Leuten des Verfassungsschutzes, so dass eine schattierte
Betrachtungsweise des Verfahrens nicht mehr gegeben war.
Ein komplettes Verbot der NPD hätte
jedoch eines zur Folge, eine Verdrängung in den Untergrund. Bietet
die NPD derzeit, durch ihre teilweise Vertretung in den
Landesparlamenten, noch Fläche für transparente Beobachtung ihrer
Machenschaften, so würde eine Abgrenzung in die Schattenwelt zu
risikoreichen und unkalkulierbaren Aktivitäten in einer nicht
erschließbaren Umgebung führen. Unsere hoheitlichen Rechte haben
akut Probleme bei der Prävention solcher Gebilde.
Die Causa der NSU brachte diesen Missstand ans
Tageslicht. Über 10 Jahre konnten 3 Neonazis systematisch
morden, ohne dass die Verfassungsschützer plus die Polizei den
politischen Hintergrund erkannten. Die Gesellschaft sieht sich vor
der Aufgabe dem rechtsextremen Terror Herr zu werden. Sollte nun auch
noch der politische Arm im Exil verschwinden, so würde das Ausmaß
dieser fehlgeleitete Strömung kaum zu bewältigen sein.
Eine existierende NPD kann ein
tagtägliches abschreckendes Beispiel für aufgeklärte Demokraten
sein. Ich finde es weiterhin ein Fehler, dass bei Wahlen den
gewählten NPD Funktionären meist das Interview Wort entzogen wird.
Man sollte Sie reden lassen, damit dem Bürger klar wird, dass sie
unwählbar und unredlich sind.
Ein Verbot führt zur Mystifizierung.
Viele jungen Menschen fänden allein schon deswegen diese politische
Strömung attraktiv und der Zulauf würde sich erhöhen. Diese
Disparität darf nicht aufkommen! Es ist enorm wichtig die NPD mit
offenem Visier in der Debatte, im Strafrecht und in der
demokratischen Aufklärung zu bekämpfen! Nicht auszudenken, was ein
erneutes Scheitern des Verbotsantrags für eine Signalwirkung hätte.
Demokratie ist ein Lernprozess, ein Mitwirken jedes Einzelnen! Man
kann sie nicht vorschreiben.
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