Die Welt ist nicht genug! Warum die Gratiskultur im Netz ein Ende haben muss...

Ich lese regelmäßig die Tageszeitung "Die Welt", sowie die "Welt am Sonntag". Mich unterhält ihr Fokus auf Meinungen. Ich mag ihre konservative und wirtschaftsliberale Adaption. Naturreine Menschen reiben sich gerne an ihrer Herkunft aus dem Hause Axel Springer. Geschenkt. Nur als kleiner Hinweis der Mediation, der Rolling Stone wird auch von der Axel Springer AG verlegt.

Mittlerweile gebe ich gerne zu, dass ich mich mehr der Onlineausgabe der "Welt" widme, als der Printausgabe. Das hat vor allem praktische Gründe. Im Büroalltag ist eher mal der Browser bedient, als die Seite umgeschlagen. An dem Kauf der Printausgabe der "Welt am Sonntag" halte ich traditionell fest.

Nun erleben wir momentan das große Printtitel Sterben. Frankfurter Rundschau, Prinz und nicht zuletzt die Financial Times, die laut dem Verlag Gruner und Jahr in der letzten Dekade über 10 Millionen Euro an Defizit einfuhr. Letzteren empfand ich als qualitativ hochwertigen Titel. Ein Stück weit konnte die FTD die grauen und langweiligen Krusten der Finanzblätter aufbrechen. Jetzt bleiben einem das Handelsblatt oder die ähnlich biedere Wochenzeitschrift die "Wirtschaftswoche".

Die Gründe für die Einstellungen, vor allem bei der Frankfurter Rundschau, sind vielfältig. Falsche Organisation der Verlage, anachronistische Strukturen, verpassen des Online Übergangs, das generelle Einbrechen des Anzeigenmarkts und dutzende andere Auslöser sind verantwortlich.

Eines ist jedoch auch klar. Die Gratiskultur im Netz leistet ihren Beitrag zur schwierigen Marktsituation vieler Printtitel. Heute bekomme ich die Nachricht, die Information und den Hintergrund zum Nulltarif. Nun erkennt man anscheinend, dass die Online Anzeigenkunden flächendeckend nicht ausreichen, um dieses Gratis Informieren weiter zu leisten. Wahrscheinlich letztendlich auch nicht um ein gewisses Maß an Qualitätsjournalismus zu erhalten. Zum Tode des Musikers Ravi Shankar durfte ich heute folgenden Satz auf Zeit Online lesen, "Er spielte mit den Beatles in Woodstock". Nun, der musikinteressierte Leser weiß, dass die Beatles überall gespielt haben, nur eben nicht in Woodstock.

Jetzt also der erste Schritt einer der größten Titel in Deutschland. Gestern war auf Welt Online folgender Artikel von Jan-Eric Peters, Chefredakteur, zu lesen."Die neuen Abo-Modelle der "Welt"
"Wir wagen den Schritt zu einem Bezahlmodell nach dem Motto: Die "Welt" gehört allen, denen sie etwas wert ist. Es ist eine Investition in die Zukunft unserer vielfach ausgezeichneten journalistischen Arbeit."

Ein gewisser Bildungszugang für alle wird bleiben, da die ersten 20 Artikel des Monats weiterhin kostenlos sind. 
"Warum wir das tun? Weil wir für den Qualitätsjournalismus der "Welt" ein nachhaltiges Geschäftsmodell etablieren wollen, um Ihnen auch künftig erstklassigen Journalismus aus einer der größten Redaktionen Deutschlands bieten zu können: 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Wo, wann und wie immer Sie wollen. Gedruckt und digital."

Um es etwas weniger leidenschaftlich zusammenzufassen, Kohle verdienen zum Selbsterhalt. Das ist  unter marktwirtschaftlichen Aspekten konstitutiv

Ja, ich will weiterhin seriösen und inhaltlich wahrheitsgemäßen Journalismus. Ich möchte nicht dem Verfall der Medienlandschaft tatenlos zusehen müssen. Die Fernsehkultur macht es gerade vor, was Quote um jeden Preis bedeutet. Formate wie "Frauentausch", "Bauer sucht Frau", "Big Brother" etc. sprechen metaphorisch für die Demontage jeglichen Anspruchs!

Das Basisabo der Welt im Netz kostet 4,99€. Das sind ca. 17 Cent am Tag. Jede andere Print Tageszeitung kostet mindestens das Zehnfache, mal ausgenommen von dem Proletarier Blatt mit den vier Buchstaben. 

Qualität kostet. Ob im Musik-, Literatur-, Film- oder eben im Zeitungs- und Magazin Segment. Das kostenlose Abgreifen von Medien führt zu immer dilettantischeren Endprodukten. Hier muss die Gesellschaft ein kollektives Einsehen haben.

Das Problem mit dem Welt Aboprogramm wird folgendes sein. Solange andere Verlagshäuser nicht mitziehen, solange es überall im Netz noch den Gratiszugang zu allen Informationen, Nachrichten und Hintergründen gibt, solange wird das Bezahlmodell nicht funktionieren.

Das Onlineangebot der Welt gibt es nicht mehr gratis? Na, dann schauen wir doch einmal auf Spiegel Online, Fokus und im Endstadium bei der Bild nach. Dass der konsequente Erhalt von Qualitätstiteln möglich wird, müssen alle Verleger umdenken. Dies ist momentan nicht abzusehen. Daher ist die "Welt" zwar Vorreiter und wird von mir unterstützt, ihr Schritt wird aber erst einmal symbolisch bleiben. "Geiz ist geil" ist noch nicht am Ende...

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