Der Ernst der Lage! 2010 Hochberg Reserve Weingut Ernst
Ja, die Burgenländer. Hin und her gestoßen im
welthistorischen Kontext. Einst gehörten sie zu Ungarn, dann zu Österreich,
kurz zu Deutschland und dann wieder zum Land des Austria Pops. Da sitzt er immer noch, den Lesern der La Gazzetta del
Vino bestens bekannte Bernhard Ernst aus Deutschkreutz. Sympathischer
Jungwinzer mit Hang zum Avantgarde. Ein Querkopf und dennoch Traditionalist.
Sideways, das hat er sich zum Motto der Vinifizierung gemacht. Außergewöhnliche
und aparte Weinprojekte, die das Burgenland in seiner momentan erlebenden Renaissance
protegieren. Bernhard Ernst möchte der Region seinen Stempel
aufdrücken. Das merkt man mit jedem Schluck.
Bernhard Ernst (l.) u. der Direttore auf der WineRotation 2012 |
So kommt mir heute sein Blaufränkischer Lagenwein, der
2010er Hochberg, ins Glas. "Hoher Kalkgehalt und ein sandig- lehmiger
Lössboden ergeben mineralische Weine mit viel Eleganz - besonders für
Blaufränkisch geeignet.", soweit die Lagenbeschreibung des Winzers. Die
Rebsorte Blaufränkisch ist nichts anderes wie der Lemberger. Bei uns vor allem bekannt
als massenkompatibeler Weinbringer aus Württemberg. Für Sommerfeste der Wüstenrotberater.
Ausnahmen bestätigen auch bei dieser Polemik die Regel.
Jedoch fasziniert mich der Blaufränkisch zunehmend. Das mag
an den getriebenen Wilden des kontemporären Burgenlands liegen. Weinmacher wie
Rosi Schuster, Moric und eben Bernhard Ernst.
Dieser Lagen Blaufränkisch dreht
seine Runden im blanken Rot im Glas. In der Nase entgegnet mir die aromatische
Würze eines frischgemahlenen Maragogype Kaffees. Leicht süßliche Noten nach Nougat. Hefige
Töne. Johannisbeeren, Paprika und weißer Pfeffer. Unglaubliche Diversität im
Bukett. Reintönig. Am Gaumen Entertainment pur. Primär weich strukturiert und
von proportionierter Frucht. Kraftvolle Tanninstruktur. Mineralische und erdige
Nuancen. Pikantes Säuregerüst. Der mittlere Körper definiert sich stoffig, aber
balanciert, nicht breit. Die 14% Alkohol sind stimmig eingebaut. Das würzige
Finish bietet einen nachhaltig ausgetüftelten Geschmack.
Hut ab! Auch
mit dem Jahrgang 2010 schafft Bernhard Ernst wieder einen tiefen Ausnahmewein
um die 10€ auf die Flasche zu bringen. Die avantgardistischen Nuancen wissen zu
erstaunen. Ich muss nun einmal tief in mich gehen und des Direttores Leber
befragen, ob diese schon jemals einen atemloseren Wein für diesen Preis sah.
Bis dahin ist der Wein hier zu erwerben.
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