2009 Chateau La Tonnelle De Grillet - Was kann der Discounter Bordeaux wirklich?

Das Thema Wein vom Discounter steht immer mehr im Fokus. Wir Weinliebhaber wollen es nicht wahrhaben, aber dieser ist der größte Umschlagsplatz des Rebsafts. Gründe hat dies sicherlich viele. Es aber allein dem mangelnden Qualitätsbewußstein der Masse der Konsumenten zuzuschreiben wäre zu einfach. Ein großen Anteil trägt auch der teilweise schlecht aufgestellte Fachhandel, der die Zugänglichkeit für den interessierten Laien oft vermissen lässt. Gut, diese Problematik soll gar nicht Thema des Direttores heutigem Artikel sein. Vielmehr wagt er sich in die Regale des Grauens und probiert einfach mal wieder einen der Aktionsweine. Aufmerksam wurde ich durch einen Beitrag des Weinreporters Mario Scheuermann. Dieser postete auf Facebook ein Bild des 2009 Chateau La Tonnelle De Grillet. Laut ihm zeige dieser Wein, dass es im Spitzen-Jahrgang 2009 in Bordeaux auch auf der unteren Ebene prachtvolle Weine für wenig Geld gäbe, wie eben genannter, der aus 80% Merlot (mit Cabernet und Malbec ) bestünde und von Patrice Glemet aus Berson in der Appellation Blaye Côtes de Bordeaux stamme.
Das Wunderbare an der bayerischen Provinz? Aktionsweine sind hier nie ausverkauft. Höchstens der billige Bärwurz! Nun, kommen wir zum 2009 Chateau La Tonnelle De Grillet für 4,99€. Im dichten Dunkelrot dreht er seine Runden im Glas. Extrovertiertes und durchaus einladendes Bukett nach merlotlastiger Pflaume, Schwarzkirsche, aromatischem Tabak und grünem Pfeffer. Leider deutlich brandig. Nachdem dem man dem "Billigheimer" genug Luft gönnt (mind. 1 Stunde), primär samtiger Eindruck am Gaumen. Ziemlich rundes und fruchtiges Aroma. Einziger Eckpunkt, der deutlich spürbare Alkoholgehalt (14%). Im flachen Finish noch etwas ungezügelte Gerbstoffe, die man getrost seiner Jugend zuschreiben darf. Dieser Bordeaux ist ein anständiger Tafelwein. Unkompliziert und ohne jeglichen Anspruch auf die Eliteliga. Ein Zechwein. Am besten zu einfachen Spaghetti aglio e olio. Für den Preis von 4,99€ absolut akzeptabel. Was aber nur soviel heißt, dass man ab und zu auch anständige Qualitäten im Discounter findet. In seiner Preisklasse gibt es durchaus bessere Franzosen, u.a. das Chateau Guiot. Bedenkenlos zugreifen kann man dennoch. Wenn der Direttore einen Schluck des 2009 Chateau La Tonnelle De Grille zu sich nimmt, muss er irgendwie daran denken, dass dem Fachhandel das Volk wegläuft...

Kommentare

  1. Château Guiot iast aber kein Bordeaux sondern ein Südfranzose und er kostet deutlich über 5 Euro - 5,50 bis 6,95 Euro je nach Anbieter. Das ist er aber auch wert.

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  2. Vollkommen richtig Herr Scheuermann, im Eifer des Gefechts vergessen. Costières de Nîmes AOC natürlich.
    ABER, er zeigt, was man für unter 6€ schon in der Flasche haben darf und kann!

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  3. Was hat es mit dem Fachhandel zu tun, dass es im LEH einen trinkbaren Wein gibt, der sein Geld wert ist? Ist das nicht das mindeste was ein Kunde ÜBERALL erwarten darf?

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  4. Genau meine Meinung!
    Meine Kritik geht an die einseitige Kritik! Ich bin großer Fan des Fachhandels, angefangen von den Jungs von Fertsch, auch von euch K&M Gutsweine, Martin von der K&U Weinhalle etc.. Menschen mit einer Philosophie. Menschen mit Leidenschaft für die Sache. Menschen, die das Thema Wein erklären und dafür begeistern können. ABER, einige Fachhändler sagen, dass der Konsument Wein beim Discounter kauft, weil er keine Ahnung hat, was schmeckt bzw. kein Gespür für Qualität besitzt. Das mag für die Teile gelten, ich wiederum behaupte, dass es auch Teile des Fachhandels schlecht aufgestellt sind. Ich höre immer wieder das Leute Berührungsängste haben, wenn sie ein Fachgeschäft betreten, weil ihnen eine Arroganz und Überheblichkeit entgegenschlägt, die sie nicht verdienen. So suchen sie die Anonymität des Diskounters. Dieser bringt mittlerweile vereinzelt auch trinkbare Qualitäten hervor. Dies hat keinen direkten Zusammenhang mit dem Fachhandel als solches. Steht auch in meinem Artikel nicht. Ich bin bloß vehement gegen die bornierte Meinung, dass nur das mangelnde Qualitätsbewußtsein der Kunden schuld an der Misere einiger Teile des Fachhandels ist...

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  5. Hallo Philipp

    War auch eher auf die Meinung des "Weinreporters" gemünzt, aber auch bei Dir steht oben gleich wieder eine Kritik am "Fachhandel", wobei ich diese pauschale Aussage sowieso nicht verstehe. Im Unterschied zum LEH gibt es beim Fachhandel halt ganz viele, ganz unterschiedliche Konzepte, Läden, Eigentümer, die über einen Kamm zu scheren bringt doch nichts.

    Und manchmal ärgern mich so Kommentare aus der "Weinkritik" am Fachhandel einfach auch. Da erzählen Leute, die den Fachhandel zum größten Teil nur vom Hören-Sagen kennen, denn viel im Fachhandel kaufen tut kaum ein Kritiker, wie man es besser machen kann.

    Ein wenig erinnert mich das an "Unternehmensberater", die wenn sie es könnten auch Unternehmer oder zumindest Manger hätten werden können, so aber halt "nur" Unternehmensberater geworden sind. Ist ja auch schön, da hat man keine Verantwortung. Sorry für die jetzt auch etwas pauschale Kritik.

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  6. Ich sehe deinen Punktm keine Frage. Nochmals, mein Wunsch wäre es, dass mehr im Fachhandel gekauft wird. Ich kaufe bei Winzern und eben im Fachhandel, weil ich gerne auch ein "Pläuschen" über das Angebotene halte.
    Will hier bloß rausstellen, dass nicht jeder Discounterkunde zu blöd ist, sondern, dass er sich von so manch Fachhandel und ihrer Politik abgeschreckt fühlt oder Berührungsängtse hat. Viele Ausnahmen, wie gennant, sind zu finden. Ich gehe noch weiter, ich möchte nicht, dass Leute Wein im Discounter kaufen. Dies steht für mich metaophorisch für das Sterben des Einzelhandels. Mich macht der Trend traurig, dass es immer wenige Fachgeschäfte gibt. Ich bin ein Fan von HiFi Anlagen und Zubehör. Früher gab es bei uns ein kleines Geschäft, der Besitzer hatte echt Ahnung. Er konnte mir sogar noch ein Plattennadelsystem für meinen alten Technics 2010 besorgen. Er ist pleite, weil er einfach mit den Preisen des Media Markts im Ort nicht mitgehen konnte. Heute, wenn ich Media Markt betrete, ist der Verkäufer für HiFi auch zugleich für Waschmaschinen zuständig und hat von beidem keine Ahnung. Nennt mich Romantiker, ich finde diesen Trend aber schade! ABER, der Fachhandel hat doch noch alle Chancen! Ihr habt zum Beispiel die Domaine Gayda, grandiose Qualität zu günstigen Preisen, ihr seit teilweise doch die wirklich bessere Alternative! Das muss doch irgendwie an den Konsument rangebracht werden, das muss doch kommunziert werden und Aufklärung stattfinde. Liegt nicht in meiner Verantwortung, wäre aber mein Wunsch!

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  7. wenn den alle probieren, dann muss ich natürlich auch ;o))
    http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=43&t=156&p=20011#p20011

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