HebeBühne - der Theater Blog - "Dantons Tod" am Nationaltheater Mannheim


Dantons Tod von Georg Büchner
Inszenierung Robert Teufel
Nationaltheater Mannheim

»Die Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eignen Kinder.«

von Charlie Gierling
Wie? Weil ich sonst über Wein schreibe, darf ich jetzt auch über Theater schreiben? Nur weil ich drin war? 

Ja, eines Abends. Kurz vor Feierabend, weil nichts anderes vor und auch Zuhause keiner da. Schnell nachgeschaut was denn so läuft, mich für Dantons Tod im Mannheimer Nationaltheater entschieden, 10 min vor Beginn eine Karte gekauft, hingesetzt und über mich ergehen lassen.

Büchners „Dantons Tod“ ist (zufällig?) eines der wenigen Stücke, welches mir recht gegenwärtig ist, da der Text auf meinem iPad ruht und ich hin und wieder, wenn sich eine Pause ergibt oder ich auf Reisen bin, reinschaue. Es eignet sich sehr gut dafür, denn es besteht komplett aus heftigen, eindringlichen, halt Büchnerischen Sätzen.

Sowas würde man heute „Sprüche“ nennen. „Der Büchner, der hat geile Sprüche drauf“ könnte man sagen, wenn er nicht Schullektüre wäre. Wie schön, dass er Schullektüre ist, denn z.B. dieser Satz ist für einen Zehntklässler einleuchtend: „Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehen konnte.“

Dantons Tod ist politisch, in hoher Konzentration, und es geht um Revolution, also kommt man auf die Idee das Stück gerade jetzt zu inszenieren, nach dem Arabischen Frühling, erst recht während „Kiew“ und überhaupt weil alle das Bedürfnis nach was Revolutionärem haben.

Aber dieser Wunsch hat mich an dieser Inszenierung auch gestört: „niemand hat die Absicht eine Mauer…; die Rente ist …; ich gebe Ihnen mein Ehrenwort…“, sagt St. Just zwischendrin. Abgesehen davon, dass dergleichen platte Effekte sind, können Ulbricht, Blum, Barschel dem Büchner nicht das Wasser reichen. Aber sonst ein Prachtstück, saftig, würzig, dicht, nachhaltig gegeben. Der Spannungsbogen hält, die Sätze kommen an und lasten schwer, das Bühnenbild ist sinnvoll.

Es gab auch hier, wie fast jedes Mal am Theater, diese Bange vor dem ersten gesprochenen Wort, nachdem ich Bühnenbild und die stummen Bewegungen der Schauspieler akzeptiert hatte. In diesem Fall Danton und Robbespierre. Als Superhelden verkleidet, befreien sie das geknechtete Volk von einem monströsen Luftkissen.

Tatsächlich klang Danton dann auch unangenehm nach unauthentisch. Aber es wurde rasch besser. Mir scheint, der Schauspieler ist durch den Text selbst in die richtige Intonation reingezogen worden. Dieser Büchner.

Hingehen und essen und gründlich kauen, damit die ganze Würze rauskommt!

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