Schulmädchen Report Mosel - Mit Egon Müller, Günther Steinmetz und der Basisüberraschung des Jahres!
Drei divergente Jahrgänge Mosel, drei unterschiedliche Erzeuger
und eine Überraschung, wie ich seit langem nicht mehr erleben durfte. Consigliere
Dröfke und der Direttore trinken sich durch. Ein Grande der Deutschen Weinwelt,
zwischen einem zumindest in der Onlinewelt häufig besprochenen jungen
Moselwinzer und ein Newcomer, den man sich besser schnell notiert. Seine Weine schreien geradezu nach zukünftig ausverkauft!
2011 Scharzhof Egon Müller
Fangen wir mit einer Mosellegende an. Ich denke es gibt
wenig Diskussionsbedarf. Einer der wohl renommiertesten und erfolgreichsten
Winzer Deutschlands ist und bleibt Egon Müller. Das Weingut Egon-Müller-Scharzhof
an der Saar keltert international gefragte restsüße Rieslinge der Extraklasse.
Die Jahresproduktion beträgt in etwa 70.000-80.000 Flaschen. Der
Durchschnittsertrag des heute zu verkostenden Scharzhof liegt bei 35 hl/ha und davon gehen 95% in den Export. Stefan Fobian ist hier Kellermeister. Der von Consigliere
Dröfke verkostete Jahrgang 2011, bzw. das Traubenmaterial, wurde gänzlich im Oktober gelesen.
Der heute zu besprechende Wein liefert einen kleinen
Einblick in die Welt des Egon Müllers. Mit ca. 20€ durchaus erschwinglich
bepreist, bedenkt man die Flaschenpreise für Versteigerungsweine Müllers, die
mit Leichtigkeit mehrere tausend Euro erzielen können. Die Nase dieses
Basisweins betört durch eine Frische und Eleganz, die Kräuterwürze, exotische
Mangos, Ananas, intensives Steinobst und feinherbe mineralische Noten in
Einklang bringt. Am Gaumen auffallende Restsüße. Konzentrierte Struktur
unterlegt von einer filigranen Säure und erneut finessreicher Mineralität.
Ausgeprägte Frucht nach Aprikosen, Birnen und Pfirsichen. Müller bekommt das Maul voll Wein durchaus
wieder in Balance. Das Ganze bei moderaten 11,5% Alkohol.
Der Scharzhof ist ein perfekt geformte, aber dadurch
auch ein wenig gefällige Inszenierung. Diese natürlich auf Topniveau. Wer
Ecken, Kanten, tiefe und intensivere Herkunftsmerkmale sucht, der ist hier
sicherlich nicht an der richtigen Adresse.
2010 Brauneberger Juffer Riesling "Devon" Günther
Steinmetz
Günther Steinmetz Weine sind in der Onlinweinwelt in
aller Munde. Dies schon eine geraume Zeit. In diversen Onlinemedien sind
Berichte zu finden, in den einschlägigen Foren wird gejubelt und auf Facebook
gehyped. Zeit, dass sich Consigliere Dröfke mal einen dieser Weine vorknöpft.
Dies tut er im Rahmen einer Rieslingprobe von Mövenpick in Stuttgart.
Hier blieb er bei Günther Steinmetz aufgrund der provozierenden
Stilistik, die sich deutlich vom Feld abhob, hängen. Stefan Steinmetz
ist seit 1999 für die Weine des Moselguts verantwortlich. Der Betrieb liegt in
der Gemeinde Brauneberg. 7,5 Hektar Rebfläche, die zum großen Teil in sehr
steilen Einzellagen bewirtschaftet werden. Das durchschnittliche Alter der
Riesling-Reben liegt bei etwa 45 Jahren. 80% Riesling, den Rest der Rebflächen
beanspruchen Sorten Weißburgunder, Grauburgunder, Spätburgunder und Merlot für
sich. Stefan Steinmetz orientiert sich an biologischen Richtlinien, so wird
schon seit langer Zeit auf Pestizide im Weinberg verzichtet. Alle Weine werden
ausnahmslos spontan vergoren.
Consigliere Dröfke probiert eine Flasche Riesling
"Devon" von der Lage Juffer. Die Trauben für diesen Wein wachsen auf
Devonschiefer-Böden. Der Stoff dreht mit einer blassen und goldenen Farbe seine
Runde im Glas. Sehr frische, funky Nase bei der diese animierende "dreckige"
Mineralität schon deutlich heraussticht. Kalter Rauch, Birne, gelber überreifer
Apfel, der einige Tage zu viel Sonne abbekam, sowie etwas Kräuterwürze. Am Gaumen fällt die recht rassige Säure auf
(Arschjahr sei Dank!), die aber eine solide Balance zur Frucht zeigt. Klar, es fehlt ihm jahrgangsbedingt etwas der Druck. Dafür zeigt sich der Stoff auffallend
stahlig, mineralisch und würzig. Gute Länge und Komplexität. Im Finish behält
er sich diesen Ausdruck. Ein
Charakterkopf! Mit ca. 13 Euro mehr als fair bepreist.
2012 Riesling Weiser Künstler
Kaufen! Ja, es Bedarf auch mal ein Resümee zu Beginn. Das
Weingut Weiser Künstler aus Traben-Trarbach gibt es erst seit 2005. Konstantin
Weiser hat als gelernter Winzer die Federführung in der Kellerwirtschaft,
Alexandra Künstler legt ihr besonderes Augenmerk auf die Organisationsleitung.
Die Reben stehen in terrassierten Steillagen auf Schieferverwitterungsböden in
der Enkircher Ellergrub, im Enkircher Zeppwingert und im Trabener Gaispfad.
Diese Lagen wurden bei der Klassifikation von 1897 in die höchste Kategorie
eingestuft.
Der Direttore durfte Zeuge eines Basisrieslings werden,
den er für den besten hält, welchen er jemals von der Mosel verkosten durfte. Im
güldenen Gewand dreht dieser Moselaner seine Runden im Glas. Bildreiche und
leicht expressive Nase feiner Williams Christbirne, angereiften Aprikosen,
frischen Granny Smith Äpfeln und floralen Noten nach Margeriten. Das Ganze
begleitet eine angenehm herausfordernde Kräuterwürze gepaart mit speckigen und
rauchigen Noten. Spontinase. Das Bukett steht unglaublich fest im Glas.
Aromatisch und reintönig.
Am Gaumen auffallend präsente und straffe Struktur.
Einnehmende und edle Frucht gepaart mit einer pikanten, abgeschliffenen und
unglaublich filigranen Säure. Überraschend tief für einen Basisriesling. Der
Zartsüße steht der nachhaltige trockene herbe Eindruck im Finish entgegen. Auch
hier, der Wein verweilt ewig und haftet quasi am Gaumen. Die moderaten 11%
Alkohol sind gekonnt eingebaut.
Unglaublich, wie sich dieser Wein trotz seiner Jugend
schon so abgeklärt und deklamatorisch präsentiert! Er greift an. Mit Stil. Trinkspaß pur! Wie ein Kameleon birgt er neue Unterhaltungskomponenten über die
gesamte Verweildauer im Glas. Das Ganze für unter 10€!? Habe ich von der Mosel
schon je etwas Besseres für diesen Preis getrunken? Definitiv nicht! Woody
Allen und Diane Keaton tänzeln über die kommende Moselhochbrücke. Aus Protest…
Bezugsquellen
2011 Scharzhof Egon Müller ca. 20€ hier
2010 Brauneberger Juffer Riesling "Devon" Günther
Steinmetz für ca. 13€ hier
2012 Riesling Weiser Künstler für ca. 10€ ab Hof
Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten.
Ich bin gerade auf der Suche nach Infos über das Gut Schwarzhof über ein nettes Video von Egon Müller über sein Weingut gestoßen. Einfach auf Bilder/Video klicken...
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