Der Aristokrat der baufälligen neuen Welt – Armin Diels 2004 Poet`s Leap
von Philipp Erik Breitenfeld
Armin Diel. Einer der Koryphäen der Deutschen Weinlandschaft, des Weinjournalismus und Weingutsbesitzer des renommierten Schlossguts Diel an
der Nahe. Seit 1802 in Familienbesitz, stehen für mich die Weine des Betriebs
Jahr für Jahr für außerordentliche, teilweise fast schon burgundische Qualität. Armin Diels Tochter Caroline ist seit einigen Jahren für die Weine
verantwortlich. Allein ob des 2011er
Jahrgangs, muss man sich um Zukunft auf Burg Layen keine Sorgen machen.
Jetzt finde ich in des Direttores Keller eine Flasche 2004er
Poet`s Leap aus dem Columbia Valley in Washington. Ein Joint Venture aus der
Long Shadows Winery, angeführt durch Allen Shoup und Armin Diel. Long Shadows
ist bekannt für seine Synergien mit berühmten Weinmachern der Welt. Ziel ist es
wohl die neue und die alte Weinwelt in Einklang zu bringen. Die Riesling
Infrastruktur der neuen Welt wirkt für mich bisweilen denkfaul, fast schon baufällig.
Umso mehr war ich gespannt, wie sich dieses Joint Venture
präsentieren wird.
2004 Poet`s Leap Riesling
In einer noch jugendlich wirkenden goldgelben Farbe mit
grünlichen Reflexen, dreht dieser Poet seine Runden im Glas. Reintönig und edelfirn wirkt das noble Aroma.
Reifes Steinobst, ein wenig Orangenmarmelade, Walnüsse und eine angenehme
Frisch nach Minze und Limette bestimmen das Bukett. Ein würziger Tabakeinschlag
lässt die Nase nicht zu genormt wirken.
Am Gaumen agiert primär die konzentrierte, aber nicht
breit wirkende, Frucht. Pointiert, zartsüß und äußerst saftig. Botrytis Galore. Grundiert wird das Ganze von einer äußerst filigranen und abgeschliffenen
Säure. Die spürbare Restsüße, die mich in jungen Jahren etwas abschreckte,
findet in diesem Reifestadium die optimale Balance mit dem druckvollen und
stoffigen Körper, bzw. der herben, animierenden Mineralität. Der Alkoholgehalt
wirkt zudem stimmig integriert. Eine besonders auffallende Länge findet nicht
statt.
Jedoch trübt dies in keinster Weise den aristokratischen
Gesamteindruck. Dieser Riesling aus Washington ist auffallend kohärent. Er
betont die Frucht, wahrscheinlich auch irgendwo das Klima im Columbia Valley
und fusioniert mit der stahligen Eleganz eines Nahe Riesling. Der Poet`s Leap
bringt die Vorzüge beider Weinkulturen zum Vorschein und verzichtet konsequent
auf kontemporäre Weintrends. Kompromisslos und dadurch legitim. Einer der
wenigen Joint Ventures, deren Intension, nebst den monetären Zielen, absolut
schmeckbar ist.
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