Consigliere Dröfke und die sizilianische Gartenlaube - 2012 Occhipinti Nero d´Avola - Frappato "SP 68"
von Marc
Dröfke
Es wird oft behauptet, dass Wein im Urlaub besser schmecken
würde als zuhause. Die Umgebung, das
Wetter, der Anlass und natürlich die Gemütsverfassung, wirken sich anscheinend wohlwollend
auf den Trinkenden aus. Mir leuchtet durchaus ein, dass Chianti genossen inmitten
der Toskana bei wunderschönem Wetter und Ausblick auf Siena, zu Bistecca alla
Fiorentina, besser schmecken muss, wie daheim beim alljährlichen Familienfest,
wo schreiende Kinder von Tante und Onkel, sowie Omas bellender Köter, einem die
Wollust verderben könnten.
Warum erzähl ich das Ganze? (frägt sich der Direttore auch gerade) Gestern saß ich in der Gartenlaube eines Bekannten, wir genossen das
super Wetter und köpften nebenher ein paar Flaschen Wein. (Fast) wie im Urlaub
also. Ich kann nicht sagen, ob mir nur deshalb der Blend aus Nero
d´Avola und Frappato von Arianna Occhipinti so vortrefflich schmeckte oder ob
das andere Gründe hatte.
Der eingefleischte Weintrinker weiß natürlich sofort, dass
es sich bei Nero d´Avola und Frappato um autochthone Rebsorten handelt, die auf
einer Insel wachsen, welche südwestlich vor der "Stiefelspitze" Italiens
liegt. Sizilien.
Sizilien ist, wie auch andere Teile Süditaliens,
wirtschaftlich vom Tourismus, sowie der Landwirtschaft, abhängig und kann nicht
wie der reichere Norden auf Industrie setzen. Die Folgen der europäischen
Wirtschaftskrise sind wachsende Armut und steigende Arbeitslosigkeit.
Arianna Occhipinti trotzt der Krise. Der Jahrgang 2012 war
nach gerade mal 3 Wochen restlos ausverkauft. Dabei gehen 2 von 3 Flaschen ins
Ausland. Vor allem in den USA sind ihre Weine schwer angesagt. Spätestens
nachdem der renommierte Journalist Eric Asimov den "SP 68" in der New York Times adelte, war der Run auf die Weine
eröffnet.
Die attraktive Signora Occhipinti bewirtschaftet ihre 18ha
Land in Vittoria, bestockt mit Nero d´ Avola, Frappato, sowie Albanello und
Moscato, streng biodynamisch. Im Keller wird nur das Notwendigste gemacht,
unfiltrierte Abfüllung findet ebenso statt, wie das Verbot von chemischen
Hilfsmitteln im Weinberg.
Der "SP 68" ist eine Cuvée aus Nero d´ Avola und
Frappato. Die Reben sind im Durchschnitt 10 Jahre alt. Das Traubenmaterial wurde im
Oktober von Hand gelesen und nur mit Naturhefe im Zement fermentiert und dann 6
Monate in Edelstahltanks ausgebaut. Occhipinti verzichtet auf den Einsatz von
Barrique, um den Rebsorten-Charakter nicht zu verfälschen.
Ins Glas fließt ein heller, rubinroter Saft, der an Pinot
Noir erinnert. In der Nase viel eingelegtes Pflaumenmus, welches mit einem Schuss
Rum abgerundet wird. Daneben noch dunkle Waldbeeren, florale Noten und ein
ganzer Busch von Kräutern. Es gesellt sich eine wilde, animalische Komponente dazu,
die mir häufig bei biodynamisch vinifizierten Weinen auffällt.
Im Mund ein Wein mittleren Körpers, der seine Stärken durch
eine unheimliche Frische und Saftigkeit auszuspielen weis. Dir griffige Säure
unterstützt den Trinkfluss. Erdige und mineralische Noten geben dem Wein
Herkunftscharakter. Am besten man trinkt diesen Wein leicht gekühlt, ansonsten
würde der Alkoholgehalt etwas zu deutlich herausstechen. Finish überraschend
lang. Ganz vorzüglich passt dazu Salsiccia vom Grill dazu.
Für ca. 18€ eine wirkliche Kampfansage aus Sizilien. Kein
typischer Nero d´ Avola Schmeichler. Herkunft, Charakter und dennoch von
animierender Zugänglichkeit. Mit solch aufblühenden Sternen wie Arianna Occhipinti
wird Sizilien wird auch in Zukunft von sich reden machen. Davon bin ich fest
überzeugt.
Für ca. 18€ hier zu beziehen.
Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten.
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