Das große Sterben im Beaujolais? – 200 Weingüter vor der Schließung
Das Weinanbaugebiet nördlich von Lyon ist der
Allgemeinheit für den streitbaren und stark rückläufigen Trend der Beaujolais
Primeur bekannt. Dieser Wein ist autorisiert schon im Jahr seiner Herstellung
auf den Markt gebracht zu werden. Stichtag hier der dritte Donnerstag im
November. Anfänglich noch ein Trend für muntere Weinsnobs, die distinguiert
ihren Freunden den ersten Wein des Jahres aus Frankreich präsentierten, wurde
der Beaujolais Nouveau bald ein Massenphänomen.
Kritikpunkt an diesen Weinen stellt folgende Problematik
dar. Die klassische Kohlensäure-Maischung ist zu langsam, daher bedient man
sich allerlei Kunstbegriffen um den Wein einigermaßen trinkbar zu bekommen. Der
Wein wird quasi in einem beschleunigten Prozess vergoren. Parfümiert wirkendes
Bukett, viel Frucht und Säure, die Komponenten waren für mich immer
unbeherrscht und unausgereift. Ich konnte nie wirklich Gefallen an diesem „Weinkult“
finden. Der Trend scheint sowieso stark rückläufig zu sein, glaubt man den
Aussagen einiger Händler.
Man tut dem Beaujolais unrecht, wenn man es
ausschließlich auf diese fragwürdige Tradition reduziert. Am Nordrand des
Beaujolais-Villages-Gebietes werden richtig gute Weine vinifiziert. Grand-Crus
aus Appellationen wie Chiroubles, Juliénas, Fleurie oder auch Brouilly zeigen
welches Potenzial das Beaujolais besitzt.
Heute habe ich nun folgende Meldung im britischen Decanter
Magazin gelesen. Laut französischen Medien sollen bis zu 200 Weingüter des
Beaujolais schließen müssen. Grund hierfür sei die außerordentlich niedrige
Ernte aus 2012. Die daraus folgenden Kosten könnten nicht mehr gestemmt werden.
Der Handelsverband „Inter Beaujolais“ bestätigt das Schicksal, spricht aber von
ungefähr 50 betroffenen Weingütern.
Während einer durchschnittlichen Ernte würde das Beaujolais
etwa 850.000 Hektoliter Wein produzieren, aber im letzten Jahr wäre die Ernte
um 40% niedriger ausgefallen und bedrohe somit die Existenz von einigen Erzeugern
der Region, so „Inter Beaujolais“.
Schlechtes Wetter, einschließlich Frost und mehrmaliger
Hagel, seien die Ursache für den hohen Ernteausfall. Die maximale Ausbeute erlaubt 52 Hektoliter
pro Hektar. Im Jahr 2012 waren es 30.
Es würde versucht mit staatlichen Darlehens und
Rettungsfonds entgegenzuwirken, jedoch würden diese Hilfestellungen für ca. 50
Weingüter nicht mehr ausreichen. Weiterhin
sei ein Preisanstieg vom Basis Beaujolais bis hin zum Village Crus
unvermeidlich, laut „Inter Beaujolais“.
2002 machte der Verkauf von Beaujolais Primeur noch 50%
des Gesamtumsatzes der Region aus. Anscheinend lässt der dramatische Absatzeinbruch einige
Weingüter bei schlechter Ernte schon an den Rand der Existenz blicken. Hier hat
man sich wohl zu lange an diesem skurrilen Massenphänomen festgehalten ohne die
qualitativen Stärken der Region marketingtechnisch herauszuarbeiten. Nun folgt
das große Erwachen…
Liebe Direttore, die Kohlensäuremaischung ist nicht langsam. Das ist genau der "Trick" um den Beaujolais Primeur so schnell verfügbar zu machen. Bei wikipedia wird die Vorgehensweise sehr anschaulich beschrieben... http://de.wikipedia.org/wiki/Kohlens%C3%A4uremaischung Diese Technik ist in keinster Weise negativ und auch nicht gerade billig. Ob man diese Art von Wein mag, ist ein anderes Blatt. Leider gab es in den letzten Jahren kaum noch gut gemachten Beaujolais Primeur, da zu teuer...
AntwortenLöschenDanke Michael für dein Kommentar, interessanter Aspekt.
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