"Lothar - immer am Ball" Ein fränkisches Trauerspiel
Normalerweise bin ich ein vehementer Gegner des "Trash TV", das sich wie ein Virus durch die Landschaft der privaten Sendeanstalten zieht und auch schon am Tor der Öffentlich Rechtlichen kratzt. Der Grund warum ich gestern spätabends dann doch den Privatsender Vox eingeschaltet habe, war ausschließlich der Proband. Fußball Weltmeister und Europameister Lothar Matthäus! Siebenmal Deutscher Meister, dreimal DFB-Pokal Sieger und zweimal holte er den UEFA-Cup. Weltfußballer! Eine Legende! Ein Franke, wie der Direttore! Was am Ende aller Tage noch übrig bleibt, zeigt die gestern gestartete Doku Soap "Lothar - immer am Ball". Für dieses Format entschuldigte sich Vox Programmchef Kai Sturm vor Beginn der Ausstrahlung gleich mal selber. Zurecht! Aufgesetzt, völlig überdreht und rhetorisch so geschickt, wie das Ausmaß "Loddars" Englischkenntnisse. Lothar Matthäus macht sich lächerlich! Je mehr er versucht den Kosmopolit zu geben, je mehr er versucht den Gentleman in sich zu zeigen und je mehr er den Kulturist in sich sucht, am Ende bleibt er "Loddar" aus Herzogenaurach, dem einfach zu viel Plattform nicht gut tut. Das fängt mit im Umgang mit seiner polnischen Gespielin an, "Keine Strumpfhose, das ist ein Stilbruch", 3 Tage später ist sie krank, "Selber schuld, wenn ihr Frauen euch immer nichts anzieht" und hört bei "Ich bin keiner, der sich den Sand in den Kopf steckt" auf. Die „Welt“ titel heute "Sucht nach der Droge Aufmerksamkeit" und über diese stolpert Loddar ganz gewaltig. Ähnlich wie in dem Kommentar von Dirk Würtz, mir tut er in seiner Unbeholfenheit sogar ein Stück weit leid. Das Produktionsteam hat sicherlich alles im Sinn, bloß keinen Imagefilm für Matthäus. Die sarkastische Stimme aus dem Off ist, neben Loddar selbst, das eigentliche Highlight. Hier stolpert eine große sportliche Karriere über die Tiefen des Boulevards. Nicht ausversehen, sondern mit vollem Vorsatz. Am Ende der ersten Folge wird jedem Fußballfan klar, einen Trainerjob in der Bundesliga wird es wohl nicht mehr geben, aber um Loddar müssen wir uns keine Sorgen machen, denn "Es ist wichtig, dass man neunzig Minuten mit voller Konzentration an das nächste Spiel denkt."
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