Weinrallye No.68 - Die perfekte Weinkarte
von Marc Dröfke
Nachdem mich die letzten Themen der monatlich
stattfindenden Weinrallye, Weinblogger
schreiben Berichte zu einem vorgeschlagenen Thema, nicht sonderlich in ihren
Bann ziehen konnten, nehme ich dies Mal gerne
wieder teil.
Christoph Raffelt frägt im Aufruf seines Blogs
"Orginalverkorkt" nach der perfekten Weinkarte. Spannendes Thema, meiner Meinung nach.
Zunächst einmal ist fraglich, ob es überhaupt DIE
perfekte Weinkarte gibt oder geben kann. Jeder von uns hat Präferenzen, was den
eigenen Geschmack angeht. Ein Liebhaber von dicken Cabernet Sauvignons aus Napa
Valley würde sich in einem Restaurant/Bistro, welches seinen Fokus auf
deutschen Riesling läge, sicherlich weniger wohl fühlen, als in einem
Steakhouse, wo oftmals Tropfen mit hohem Alkoholgehalt die Weinkarte dominieren. Die andere Seite der
Fraktion setzt lieber auf elegante und filigrane Tropfen und wäre mit einer
Karte voller Wuchtbrummen sicherlich unbefriedigt. Die Suche nach
Ausgewogenheit ist wohl die existenzielle Frage.
Aber nun zu meinen eigenen Vorstellung von der nahezu
perfekten Weinkarte. Persönlich würde keine Region der Welt auf meiner Karte
grundsätzlich ausschließen, findet man mittlerweile doch nahezu überall Gebinde,
die glücklich machen und diverse Gerichte passend begleiten können.
Manche würden hier sicherlich kritisieren, dass das
Konzept nicht sehr konsequent durchdacht ist, aber ich finde Weintrinker sollten
offen für neue Sachen sein und sich nicht in ihrer eigenen Komfortzone
verkriechen. Mein Ziel wäre es, unterstützt durch das entsprechend
fachgeschulte Personal, z.B. einen eingefleischten restsüßen Moseltrinker dazu
zu bewegen, auch mal einen Wein von Stephan Attman vom Weingut von Winning aus der Pfalz zu probieren
oder einem Fan der Pinots aus dem Burgund seine Lieblingsweine mit dem
amerikanischen oder auch neuseeländischen Pendant vergleichen zu lassen.
Sicherlich wird das nicht bei jedem Gast gelingen, einen Versuch ist es aber
allemal wert. Nicht aus Erziehungsgründen, sondern der unterhaltsamen Dramaturgie
wegen.
Entsprechend würde ich jeden Monat einen Zusatz zur normalen
Weinkarte schaffen, auf dem ich etwa 6-10 Weine vorstelle, die aus unbekannten
Regionen, ungewohnten Rebsorten oder mit neuartigen Methoden gekeltert wurden.
Diese Weine gäbe es im offenen Ausschank zum Probieren.
Auf der eigentlichen Weinkarte würde ich meinen Fokus auf
italienische Rotweine, speziell Toskana und Piemont, sowie deutsche und
französische Weißweine legen. Hier wäre mir wichtig nicht zu viele Produzenten
zu haben, sondern nur eine kleine aber selektive Auswahl anzubieten.
Den Gästen soll ebenfalls die Möglichkeit gegeben werden,
gereifte Weine trinken zu können, z.B. 10 verschiedene Jahrgänge des Le Pergole
Torte von Montevertine zurück bis Anfang der 90ger Jahre oder den ein oder
anderen gereiften Barolo von Giacomo
Conterno, Bartolo Mascarello oder Paulo Voerizo.
Die Weinkarte an sich würde den Produzenten, den Namen
des Weins und die Rebsorten wiedergeben. Säurewerte und Restzucker halte ich
für fehl am Platz. Für die Weinfreaks interessant, würde es viele Normalos eher
überfordern. Sollte es hier Besonderheiten oder Fragen geben, müsste das
Personal gegebenenfalls aufklären. Sowieso steht und fällt die Karte mit
gut geschultem Personal.
Wichtig wäre mir noch, dass die Weine möglichst nach
biodynamischen Richtlinien erzeugt und schonend verarbeitet wurden. Gegen etwas
Schwefel im Wein ist natürlich nichst einzuwenden.
Die Küche wäre italienisch geprägt. Eine monatlich
wechselnde, saisonal geprägte Speisekarte, im Sommer mehr Fisch und leichtere
Speisen, im Winter darf’s dann auch etwas gehaltvoller sein. Top-Qualität und
immer so viel frische Zutaten wie möglich. Als Beispiel wären hier selbst
gemachte Pasta und frische Tomaten aus dem eigens fürs Restaurant angelegten
Garten zu nennen.
Die Preise müssten absolut gerecht kalkuliert werden. Das
Restaurant soll zum Probieren einladen und nicht dazu den Kunden durch zu hohe Kosten zu verschrecken.
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