Consigliere Dröfke does 2006 Chianti Classico Riserva "Rancia" - Fattoria di Felsina Beradenga
In meinem letzten Beitrag hatte ich beschrieben, dass einige Weingüter aus Bordeaux ihre Weine
auf den Geschmack des Bewertungspapstes Robert Parker zuschneiden, um hohe
Bewertungen und Punkte zu kassieren. Besser noch als hohe Bewertungen lassen
sich jedoch vermeintlich große Namen verkaufen. Bei „Etikettentrinkern“ vor
allem. Doch können sie über Jahre das Niveau halten?
Ein passendes Beispiel ist der Chianti, den ein Großteil
der Deutschen als Erstes nennen würde, wenn sie nach einem passenden
italienischen Getränk zu Pasta und Pizza gefragt werden würden. Warum
ist das so? Die Geschichte ist schnell erzählt. Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre
überquerte ein großer Haufen vollbärtiger Studenten und
Gesellschaftswissenschaftler in ihren VW-Bussen und Enten die Alpen und
entdeckten die Toskana, sowie den Chianti in bauchigen Bastflaschen, für sich.
Bei der Rückfahrt lud der besagte Personenkreis seine Automobile bis unter das
Dach mit den Gebinden voll, um sie in der Heimat mit Freunden und Verwandten zu
vernichten. So wurde der beispiellose Siegeszug des Chiantis eingeleitet. Frei
erzählt und gedacht von Consigliere Dröfke.
Der traditionelle Chianti wird aus der Rebsorte Sangiovese gekeltert. Die Traube kann eine ziemliche Diva sein, sie
reift grundsätzlich erst sehr spät aus. Etwa Ende September, manchmal aber auch
erst Mitte Oktober. Kommt dann doch noch eine herbstliche Schlechtwetterfront
dazwischen, kann es sein, dass die Trauben nicht voll ausreifen können, was zu
Weinen mit harten Tanningerüsten und hoher Säure führt.
Ein Weingut, welches für seine sehr guten Chiantis berüchtigt ist,
ist die Fattoria di Felsina, die südöstlich von
Siena, ziemlich genau auf der Grenze zwischen den Gebieten "Chianti
Classico" und "Crete Senesi",
liegt. Der Legende nach fuhr der Großreeder und Sangioveseliebhaber Domenico
Poggiali im Jahre 1964 zum ersten Mal nach Castelnuovo und trank in einer
Trattoria seine erste Flasche des Felsina Weines. Der Stoff gefiel ihm so gut,
dass er bereits am nächsten Tag das komplette Anwesen samt Weinbergen,
Olivenhainen und Wald kaufte.
Internationale Anerkennung erfuhr das Weingut, nachdem Kellermeister
aus den Bordelaiser Häusern Chateau Margaux, Petrus und Cheval Blanc die
Fattoria besuchten, um sich selbst einen Eindruck zu machen, wie es denn
möglich sei derart ausdrucksstarke Weine aus der Sangiovese Traube zu
vinifizieren.
Der eigentliche Aufstieg des Weingutes begann etwa 1980, durch
frischen Wind von jungen und passionierten Menschen, die die verkrusteten
Strukturen aufbrechen und neue, unkonventionelle Wege gehen wollten. Giuseppe
Mazzocolin, der Schwiegersohn des Weingutsbesitzers, legte u.a. Weinberge neu
an, veredelte Reben und restaurierte den Keller.
Den Chianti Classico Riserva "Rancia" von
Felsina hatte ich vor ein paar Tagen im Glas. Meine Flasche war aus dem
Jahre 2006, welches allgemein als positives Jahr im Chianti eingeschätzt wird.
Der "Rancia" ist nochmals eine Selektion des
"normalen" Riservas, dessen Trauben nur von dem gleichnamigen
Weinberg gelesen werden. Die Reben des Sangiovese wurden bereits 1958 angepflanzt. Der Wein reift 16 Monate in französischer Eiche, bevor er auf die
Flasche gezogen wird.
Im Glas ein dunkler, rubinroter Saft mit leichten Aufhellungen am Rand. Die Farbe wirkt noch sehr jugendlich auf mich. In der Nase primär der Geruch von Unterholz, nassem Laub und eine feine, mineralischer erdige Nuance. Dazu gesellen sich dunkle Kirsche, etwas Tabak, Espresso, sowie florale Noten und etwas Leder. Am Gaumen ein Wein mittleren Körpers mit sehr viel Struktur, Power und Spannung. Die nervige Säure, die für mich ebenfalls einen guten Chianti auszeichnet, ist deutlich zu spüren. Die Tannine sind noch etwas ungestüm. Etwas mehr Zeit im Keller tut diesem Chianti sicherlich gut, denn er hat eine Menge Potential für die Zukunft.
Einmal mehr beweist Felsina, dass sie im Chianti ganz
oben mitspielen und dies zu einem fairen Kurs. Für einen Top-Wein von San
Giusto, Montevertine, Fontodi oder auch Castello die Rampolla muss man
mindestens Zehn Euro mehr rausrücken.
Für ca. 38€ hier zu beziehen.
Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten.
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