Consigliere Dröfke, Parker, Galloni und ein kleiner Italiener - 2007 Cecubo Villa Matilde
von Marc Dröfke
Über Wein-Kritiker und ihre Bewertungen lässt sich
bekanntlich trefflich streiten. Besonders gerne werden die Kritiken und Bewertungen
Robert Parkers und seines Verkosterteams diskutiert, kritisiert und massakriert.
Laut Klischee scheint Parker persönlich Weine
zu bevorzugen, die kräftig, fruchtig, fett und alkoholreich sind. Um gute
Kritiken zu bekommen und so Umsätze anzukurbeln, gaben einige Winzer ihren
Weinen Geschmacksbilder, die dem Anwalt aus Baltimore wie quasi auf den Gaumen geschneidert
waren.
Parker Punkte waren und sind seit Jahre ein Verkaufsargument. Ob der Aufklärung einiger ambitionierter Weinfreunde geht dieser Trend ein
wenig zurück, vielleicht wird auch mehr auf den eigenen Geschmack vertraut. Ich
bin kein Fan von zu fetten, aufgeblasenen und alkoholischen Geschossen, die
nach einem getrunkenen Glas keinen Spaß mehr machen.
Bis Mai 2013 beschäftigte Parker AntonioGalloni in seinem Team, dessen Bewertungen für mich bisher immer sehr transparent und
nachvollziehbar waren. Galloni war bei Parker für die Regionen Italien,
Champagne, Burgund und später auch für Kalifornien zuständig. Ein Gebiet das
Parker im Jahr 2011 an ihn delegierte. Danach sahen viele Galloni als Parkers Nachfolger,
denn die Bewertungen der kalifornischen Weine waren für viele Leser des
Wine-Advocats, korrespondierend zu Parkers Bordeaux-Bewertungen, die
wichtigsten und am heißesten erwarteten Kritiken.
Es kam jedoch alles anders und Galloni verließ den nicht
ganz schlecht bezahlten Job bei Parker. Selbstständig und autark streift er nun
durch die vinophile Landschaft. Kurz am Rande: Galloni verdiente am Ende seines
Schaffens beim Wine-Advocat 300.000 Dollar
jährlich, zuzüglich 5840 Dollar Spesen monatlich. Summa summarum 370.080 Dollar
jährlich. Umgerechnet sind das ca. 275.000 Euro.
In seinem vorletzten Artikel für den Advocate, verkostete Galloni einige Weine aus
Süditalien, Sizilien, Kalabrien, Umbrien und aus Kampanien, wo u.a. das Weingut
Villa Matilde ansässig
ist.
Galloni bewertete den "Cecubo", eine nicht gerade
alltägliche Cuvée aus den Rebsorten Abbuoto, Primitivo und Piediross, mit unglaublichen
95 Punkten. Ein Grund diesen Wein einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die unterschiedlichen Rebsorten für diesen Wein werden separat
gelesen und gekeltert. Nachdem Verschnitt reift der Stoff für 12 Monate in Barrique,
bevor er auf die Flasche gezogen wird.
Es fließt ein Saft im dichten, tiefdunklen, roten Gewand. In
der Nase zeigt der Wein zunächst eine unglaublich introvertierte,
"dunkle" Seite. Wie Darth Vader, der sein Antlitz unter seiner Maske
verstecken will. Rauch, Teer, dunkle Schokolade und Lakritz stechen zunächst
hervor. Der Wein wirkt zu diesem Zeitpunkt etwas eindimensional, was sich mit
etwas Zeit im Glas nicht grundlegend ändern wird. Nach 2-3 Stunden dann die „Öffnung“.
Brombeere gemixt mit etwas Zwetschge und floralen Noten. Warme und schwere
Nase.
Am Gaumen ein Wein von mittlerem Körper, ehrlich gesagt
hätte ich auf Grund der Nase einen voluminöseren Stoff erwartet. Strukturell
eher elegant gehalten, aber mit genügend Druck ausgestattet, um vor dem langen
Finish nicht einzubrechen. Hier wurde der Spagat zwischen Kraft und Eleganz
recht gut gelöst. Die Tannine sind noch ein wenig ruppig.
Für günstige 14 Euro bekommt man einen Wein, der einmal
mehr zeigt, dass im Süden Italiens eine Menge Potential steckt, welches leider
oft verkannt wird. Gallonis 95 Punkte sind meiner Meinung nach eher albern.
Für ca. 14€ hier zu beziehen.
Der Direttore
möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten.
Finde sowohl das teerige mit Lakritze wieder(Sardieniennase) und bin mit den etwas rauhen Gerbstoffen einverstanden(sieht meine Frau übrigens auch so).
AntwortenLöschenEmpfinde die 95 PP aber als grob fahrlässige Irreführung des Konsumenten