ECOVIN – Zeit für Biowein / Geschmacksgipfel oder Hanfpullover? Weingut Brüder Dr. Becker
Winemaker und Blogger Dirk Würtz ruft zur Aktionsverkostung! Die Bloggergemeinde findet zusammen um einigen Bioweinen auf den Zahn zu fühlen. Die Agenda heißt "ECOVIN – Zeit für Biowein!". Ecovin ist der Bundesverband ökologisch arbeitender Weingüter in Deutschland. Der Anbauverband spezialisiert sich seit Gründung 1985 in Oppenheim auf ökologischen Weinbau. Dabei kasteien sie sich selber, denn ihre Richtlinien sind strenger als die der EU in Sachen Bio. 20 Mitglieder von Ecovin werfen ihre Erzeugnisse den Bloggern zur Verkostung vor. Dem Direttore wurde das Weingut Brüder Becker aus Rheinhessen zugelost. Ich gestehe ehrlich vorher noch keinen Wein von Lotte und Hans Pfeffer-Müller, den Weingutsbetreibern, getrunken zu haben. Der Natur haben sie sich definitiv verschrieben. Mitglied im VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter), Ecovin und eine der strengsten Zertifizierungen, Demeter! Ein geschütztes Markeinzeichen im Sinne von anthroposophischen Prinzipien und biologisch-dynamisch erzeugten Produkten. Das Familienweingut liegt in den Rheinterrassen 25 km südlich von Mainz. Mitte des vorletzten Jahrhunderts gründete der Maurermeister Franz Becker das kleine Weingut. Die Brüder Johann und Jakob Becker bewahrten und entwickelten das Gut und gaben ihm seinen Namen. Angebaut werden Riesling, Silvaner, Scheurebe, weiße und rote Burgunder. Die Großen Gewächse wachsen in den Lagen der Rheinterrasse Tafelstein und Falkenberg, Löss und Kalk. Höchste Zeit zu probieren, was die Weine des Direttores Gaumen zu bieten wissen.
Regent ist eine Rebsorte, die sich als ziemlich resistent gegenüber Pilzbefall erweist. In Rheinhessen wird auf ca. 767 Hektar angebaut und somit am meisten in ganz Deutschland. Der Regent trifft in diesem Cuvee auf Spätburgunder. Im dunklen Rot mit rubinartigen Reflexen dreht dieser Kamerad seine Runden im Glas. Warmes und feines Bukett nach Blaubeeren, Schwarzkirsche, Mandelnoten, Vanille und einen Hauch von Tabak. Entgegen des harmonischen Versprechens auf dem Etikett, entgegnet das Cuvee dem Gaumen erst mal rassig. Herzhafte Säure trifft auf weiche, eher leichte Frucht. Sekundär gibt der Wein sich weicher. Holz und Gerbstoffe sind noch sehr präsent. Ein wenig Luft tut ihm gut. Das Finish ist überraschend lang und trocken. Ein Charakterwein. Süffig, doch hätte ihm ein bisschen weniger Holzeinsatz sicherlich gut getan. Dennoch, für 7,50€ ab Hof ein richtig solider Rotwein, der gerne nach ein wenig liegen darf.
2010 Weißburgunder
Der Direttore wird ja immer mehr zum Weißburgunder Fan, wenn diese eine gewisse Stilistik an den Tag legen. Nicht zu breit mit einem ordentlichen Säuregerüst. Nun, Lotte und Hans Pfeffer-Müller haben mich mit ihrem Weißburgunder eingefangen. Sortenbetont nußiges und kräutriges Bukett mit einem ordentlichen Schuss Citrusfrüchte. Am Gaumen herrlich anregende mineralische Akzente und einer überaus gelungen erfrischenden Säure. Das Ganze steht in einem passenden Verhältnis zur cremigen Frucht. Feiner Schmelz. Das staubtrockene Finish rundet die Sache ab. Nichts großes, aber ein absoluter Trinkspaß Wein. Die Flasche ist schneller leer als ich schreiben kann. Herbe Noten nach Grapefruit klingen lange nach. Das ist Basiswein in seiner besten Form! Für 7€ ein Schnäppchen. Zugreifen für den nächsten Sommer!
2010 Falkenberg Großes Gewächs Riesling trocken
Große Gewächse, die Grand Crus Deutschlands! Vorweggenommen sei, dass 2010 hinsichtlich der klimatischen und ertrags Bedingungen nicht optimale Voraussetzungen zu bieten wusste. Die Lage Falkenberg gehört zu den Spitzenlagen der Rheinterrasse. Der Weinberg liegt in mittlerer Höhenlage und ist eine reine Ostlage. Frühe Sonneneinstrahlung, Schutz vor kalten Winden und direkter, austrocknender Sonneneinstrahlung kennzeichnen ihn. Im Glas dreht er seine Runden im glanzhellen Gelb. Die Nase ist ob seiner Jugend noch verhalten. Kräutrige und florale Noten nach Margeriten dominieren. Citrusfrüchte, Äpfel und unreife Birnen gesellen sich hinzu. Am Gaumen primär eine feine, erregende Säure mit einem dezenten Fruchtspiel, das nicht zu breit wirkt. Der Schmelz weiß zu überzeugen. Der Alkoholgehalt ist deutlich spürbar. Das Ganze wirkt durchaus nobel mit einem kleinen Seitenschwung zum Proletarismus. Langes cremiges Finish. Es ist noch viel zu früh für dieses GG. Das Potenzial für viele Jahre bringt er mit.
Zu den drei Weinen, die ich verkosten durfte, sei gesagt, dass mir vor allem die Betonung auf die Mineralität und das gekonnt eingebaute Säuregerüst sehr gefallen hat. Sie sind sicherlich nicht Schmeichler, sondern Weine mit Charakter. Das Preisleistungsverhältnis ist jedoch unschlagbar. 2010 Weißer Burgunder 7,00€, 2010 Großes Gewächs 19,00€ und 2009 Cuvée Regent rot 7,50€ ab Gut.
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