Gedanken zur gestrigen Folge "Roche und Böhmermann", Roche muss weg!
Zurück aus der Sommerpause meldet sich der Direttore mit ein paar Eindrücken zur gestrigen Sendung "Roche und Böhmermann" zurück. Grundsätzlich findet seit einigen Jahren, Monaten eine Art Renaissance der Popkultur auf den Kanälen der Öffentlich-Rechtlichen Sender statt. Zwar meist nur in der Sparte, aber immerhin. Das verstaubte Image konnte in kürzester Zeit, ich will nicht sagen abgeschafft, aber zumindest dezimiert werden. Formate wie "Stuckrad Barre Late Night", "Neo Paradies", "Der Marker" etc. stehen metaphorisch für frischere und gegenwartsoffenere Zeiten. So auch die neue Talkrunde "Roche und Böhmermann". Retro Look, gegen alle Konventionen (es wird endlich mal wieder gesoffen und geraucht im Deutschen Fernsehen), pointiert und durchaus anarchistisch. Wo liegt dann also das Problem? Es gäbe keines, wenn nicht der weibliche Part der Moderation von Schmuddel-Popliteratin und gekünstelter Valium Expertin Charlotte Roche übernommen würde. Diese frische neue Talkrunde kennt keine Grenzen. Und doch gibt es sie. Irgendwo da, wo eine unsichtbare Linie pointierte, knallharte satirische und treffende Fragen von primitiven Denunzierungen, spätpubertären Ergüssen und Roches naiven Desinteresse an Inhalten trennt. So war in der gestrigen Folge Max Herre zu Gast. Früherer Rapper, heute eher chartkonformer Barde. Der Einspieler hätte als scharfe Überspitzung einer nicht positiven Sicht als Gesprächsaufreizer gereicht. Es wäre genug Stoff darin vorgekommen, dass sich der Künstler hätte erklären können, um den Zuschauer aufzufordern ein Profil des Gefragten zu entwickeln. Es kam, wie es rochetechnisch kommen musste. Irgendwas in der Art, "deine Texte sind ja richtig scheiße und waren früher ja auch schon daneben, aber zumindest noch erträglicher". So, Zack und Bum. Jetzt wissen wir, was Roche von Max Herre hält und im gleichen Atemzug, dass man nach dem völlig ausreichenden überspitzen Einspieler den Gast nun endgültig verloren hatte. Dem war auch so. ABER, Herre konterte ziemlich reaktionsschnell und entlarvte Roche als jemanden, der eigentlich seine neuen Texte gar nicht wirklich gehört hatte, sondern nur auf Pointenfang war. Hier liegt für mich das Hauptproblem! Jennifer Rostock, auch Gast dieses Formats, beurteile die Sache auf den Punkt, "Man kann auch satirisch gute Fragen stellen, wenn man sich vorbereit hat!". Bingo! Man kann satirisch brillant sein, man kann eine frische Dynamik in ein Gespräch bringen, man kann sich absetzen von den gähnend langweiligen Format wie Lanz und Jauch, aber man kann sich dabei dennoch komplex und mit Intellekt aufstellen und muss sich nicht irgendwelchen pubertären Ausbrüchen hingeben, die nur das andere Extrem, aber nichts nachhaltige Neues demonstrieren. Diesen Ritt auf dünnem Eis schafft Jan Böhmermann übrigens bestens. Vielleicht weil er das ein oder andere Buch mehr gelesen und die ein oder andere Platte mehr gehört hat. Ich weiß es nicht. Die Sendung käme alleine mit ihm aus, wäre genial mit einem weiblichen Pendant aller Kathrin Bauernfeind. Messerscharf, aber erwachsen...
Allein dieser Artikel zeigt, wie wichtig sie für die Sendung ist :)
AntwortenLöschenHab die Sendung gerade in der Wiederholung auf Einsfestival gesehen. Ich kann Ihre Kritik an Frau Roche nur bedingt teilen. Wer dorthin geht, weiß, worauf er sich einläßt. Im Ergebnis wollen alle Teilnehmer nur möglichst "cool" rüberkommen. Mir ist Frau Roche auch nicht sympathisch, aber Sie sticht aus dem Niveau der Sendung meiner Meinung nach nicht mehr oder weniger hervor.
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