Der aufgesetzte Aufstieg und der hämische Fall eines Politikers oder das moralische Damoklesschwert der Gesellschaft über Guttenberg

Gerade lief die Aktuelle Stunde auf Antrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen zur Dissertation des Verteidigungsministers im Deutschen Bundestag. Vorab, Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg hat einen Fehler gemacht, seine Doktorarbeit ist durchtränkt von Plagiaten. Ob es ein bewusster Täuschungsversuch war bleibt einem jeden selbst überlassen zu beurteilen. Der Verdacht liegt nahe. Nach Aufkommen der Vorwürfe in diversen Titeln machte Guttenberg weiterhin eine schlechte Figur indem er die Vorwürfe des Plagiats von sich wies, dennoch aber seinen Doktortitel temporär ruhen lassen wollte. Dass dies nicht möglich ist sei noch zusätzlich erwähnt. Der endgültige Showdown dann auf einer Veranstaltung der CDU in Hessen. Hier räumte er Fehler in seiner Dissertation ein und bekräftigte, dass er seinen Doktortitel verliehen durch die Universität Bayreuth dauerhaft Ruhen lassen wolle. Alles in allem eine ganz miese Performance. Das soll nicht in Frage gestellt werden. Es muss Konsequenzen geben, wie bei jedem anderen vorsätzlichen Betrüger innerhalb des Dissertationsprozeß auch und gleichwertig. Gesagt werden muss aber eines, die mediale Berichterstattung und die Reaktionen in Teilen der Gesellschaft erinnern an eine Treibjagd. Dieser spezielle Fall geht über das normale Empören und fordern von Konsequenzen weit hinaus. Ich unterstelle, dass der berechtigte Plagiatsvorwurf zusätzlich für diverse Lager ein "gefundenes Fressen" ist. Er ist ein Selbstinszenierer, keine Frage. Ein Held der Boulevardzeitung mit den 4 Buchstaben. Welch Jubel auf Seiten der Menschen, die ihn schon immer “zu arrogant” mit “zu viel Gel im Haar” empfanden. Welch Jubel auf Seiten der Opposition, dass der wohl immer noch beliebteste Politiker Deutschlands endlich einen Knacks erfahren hat. Was muss es für eine Belastung gewesen sein, dass der Mehrheit der langjährigen Politiker des Bundestags niemals diese Sympathiewelle entgegen geschwommen ist. Mit Neid und Missgunst wurde diese Entwicklung begutachtet. Dies ist vor allem bei den Nachfragen soeben in der Debatte im Deutschen Bundestag mehr als klar geworden. Häme, Spott und Sarkasmus sind die Stilmittel. Welch Jubel auch in den eigenen Reihen der CDU/CSU, dass der größte interne Konkurrent wohl zu fallen scheint! Horst Seehofer muss wohl vor Freude schon den einen oder anderen Boxbeutel geöffnet haben. Offiziell steht er natürlich hinter Guttenberg, den er ist Landesvater und somit auch "Vater" des gestürzten Politprinzens. Die Medienlichtgestalt und Saubermann Guttenberg will man jetzt fallen sehen, so schnell wie man ihn hat aufsteigen lassen. Nichts außer Rücktritt und Selbstkasteiung mit der Geissel kann den aufgebrachten Mob befriedigen. Oh welche hohe Moral doch anscheinend der Großteil der Bürger besitzt. Ich appelliere an Euch “Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!”.
Guttenbergs Tat soll nicht ohne Konsequenz bleiben, allein schon der Fairness halber gegenüber anderen Studenten, aber die menschliche Demontage von Herrn Guttenberg geht in Sachen Dynamik und Energie einen Schritt zu weit. Die Dissertation wird zum metaphorischen Nebenkriegsschauplatz. Schon lange bevor es die eindeutigen Beweise gab, haben sich die “Missgünstler“ auf ihn gestürzt. Das rechtsstaatliche “In dubio pro reo” spielt keine Rolle mehr, wenn es um den bevorstehenden Sturz von “gesamtheitlich korrupten”, “versprechensbrechenden” und “schmierigen” Politiker geht. Welch hohe Moral diese Gesellschaft ansetzt und wie schnell der "Fingerzeig" der Gerechtigkeit voreilig urteilt. Nun, Guttenberg hat sich einen gravierenden Fehltritt geleistet. Diesen gilt es zu bewerten und dann die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Zur finalen menschlichen Demontage reicht mir diese Tat nicht. Wir hatten einen Außenminister, der in seiner Jugend für gewöhnlich Polizisten mit Eisenstangen zu prügeln wusste. Dieser Sachverhalt führte nie zu Rücktrittsforderungen in dieser Dynamik, wie eben bei der vermeintlich gefälschten Dissertation von Guttenberg. Vielleicht weil bei den verbliebenen 68ern unter der Hand als ziemlich "schick" gilt, passte sie doch in diese "revolutionäre" Zeit. Man soll diese beiden Fälle nicht vergleichen, aber in einen Kontext sind sie durchaus zu stellen. Die "klugen" Köpfe u.a. der Wirtschaft werden sich weiterhin überlegen, ob sie den Weg in die Politik finden. Könnten sie sich doch in der Vergangenheit einen Fehler geleistet haben oder nicht einer unfehlbaren Zukunft ins Auge blicken! Lieber Karibik als Suizid...

Kommentare

  1. Lieber Direttore,
    gut geschrieben! Es gab schon viele Beispiele von Politikern, die auch nicht stolz auf ihre Vergangenhait sein sollten. Mit Joschke hast Du ja einen schon genannt. Mir fallen da spontan noch Trittin, Gysi, Schröder, Lafontaine, Ströbele und viele mehr ein.
    Theo Guttenbergs Problem ist gleichzeitig seine Stärke: Inhaltlich kann man ihm von Seiten der Opposition kein Bein stellen. Da ist er einfachnzu konsequent und gut. Da kommt eine Verfehlung zu Studienzeiten gerade recht...

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  2. Richtig, die Gegner haben gesucht und gefunden...Gratulation! Am Ende ist es dennoch Guttenbergs Schuld.

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  3. @Weinschreiber
    Studienzeiten? Nein, da war der Mann längst Politiker und auch aus der Uni eigentlich raus da er wohl kaum gelehrt hat (wieso auch wenn man reich ist).
    Und inhaltlich hält ihn die Opposition nicht gerade für kompetent oder sind wir etwa schon aus Afganistan raus?

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