Ernsthaft Weingut Ernst? Den Weinen vom Jungwinzer aus Deutschkreuz auf den Zahn gefühlt...

Ja, die Burgenländer. Hin und hergestoßen im welthistorischen Kontext. Einst gehörten sie zu Ungarn, dann zu Österreich, kurz zu Deutschland und dann wieder zum Land des Austria Pops. In Deutschkreuz sitzt ein junger Winzer namens Bernhard Ernst, der sich auf die Fahne geschrieben hat dem Burgenland seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Der Direttore hatte seine Weine zum ersten Mal im Glas. Mal sehen ob die Weine eine ähnliche Begeisterung wie die Opernfestspielen im St. Margarethener Römersteinbruch in ihm wecken können.
2008 Grüner Veltliner Mittelburgenland
Der Direttore beginnt mit Österreichs meistverbreiteter Rebsorte. Traubenmaterial aus 40jährigen Veltlinerreben warten im Glas. Dort präsentiert er sich Hellgelb mit ausgeprägten grünen Reflexen. Die Nase wird dominiert von fruchtigen Granny Smith Äpfeln, grüner Paprika und leichten Apfelsinennuancen. Ein leichter Margeritenausklang. Das Bukett ist insgesamt unaufdringlich, dennoch präsent. Am Gaumen fällt einem die Breite sofort auf. Cremige Struktur. Saftig mit einer leichten Pampelmusenherbe. Ihm fehlt ein wenig das unterstützende markante Säuregerüst. Das Finish ist weich und lang. Für Freunde des samtigen und zugänglichen Grünen Veltliner Stils genau das Richtige, für Verfechter knackiger Säure und Frucht ist dieser Tropfen nicht geeignet. Anständiger Begleiter zu asiatischem Gemüse. Ca. 9€
2008 Blaufränkisch Classic Mittelburgenland
Das, was dem Württemberger sein Lemberger ist, ist dem Burgenländer sein Blaufränkischer. Dieses Blaufränkisch-Cuvée stammt aus den Toplagen des Weinguts Ernst Kart, Hochberg und Goldberg. Rubinrot mit leicht orangen Reflexen dreht dieser Burgenländer seine Runden im Glas. Volles Bukett aus getrockneten Feigen, Pfeifentabak, Mandeln, würzigen Noten nach Koreander und das gesamte Spektrum an Waldbeeren. Die Nase wirkt insgesamt einladend. Weiche Tannine. Breiter und vollmundiger Körper mit korpulenter Frucht. Der Alkoholgehalt ist mit 13,0% deutlich spürbar. Ein wenig Tiefe lässt er vermissen, ist aber sicherlich auch nicht Sinn der Basis Blaufränkisch Sache. Der Abgang ist ausgewogen. Mit ca. 10€ vollkommen in Ordnung. Liebhaber dieser Rebsorte werden aufgrund der Einhaltung der Sortencharakteristik zufrieden sein.
2009 Zweigelt Mittelburgenland
Als nächstes steht der Zweigelt, eine Kreuzung aus Blaufränkisch und St. Laurent, zur Begutachtung durch den Direttore an. Die Rebsorte ist so anspruchslos, wie f.... Merlot, und dementsprechend ertragreich. Das Traubenmaterial stammt aus der Lage Kart. Im tiefdunklem Rot mit rubinartigen Reflexen zeigt er sich im Glas. Aromatische Schwarzkirsche begegnet einem sofort. Der Wein hat nicht viel Holz gesehen, aber dennoch einen ausgeprägten Vanille- und Moccaton. Ein wenig flüchtige Noten nach Himbeermarmelade. Am Gauem primär samtig weich mit einer saftigen und breiten Frucht, sekundär wird er mit einem kräftigem Säuregerüst unterstützt. Ein Wein mit erhöhtem Trinkspaßfaktor. Nicht komplex, nicht tief, aber schmackhaft mit einer reizenden Süße im Finish, die anregt und nicht aufregt. Da trinkt man gerne ein zweites Glas. Von den drei Weinen, die der Direttore bisher vom Weingut Ernst probieren durfte mit Abstand der Stimmigste. Mit. ca. 10€ fair bepreist.

Lesen Sie morgen im Rahmen einer Blitzverkostung "2008 Hochberg Blaufränkisch Mittelburgenland DAC" und des Direttores Fazit...

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