Mein erster 2012er, wie ich die Jahreszeiten neu erfand und Sauvignon Blanc vom Weingut Hofmann
„Frühling, jene herrliche Zeit, in der wir alle ins Freie
eilen, um endlich etwas frischen Benzindunst zu atmen.“ Carlo Manzoni. Mein
erster 2012er. Irgendwie ist der aktuelle Weinjahrgang, bei aller nerviger
Wahrsagerei, zugleich der echte Beginn des neuen Jahres und des frühlinghaften Erwachens.
Es gibt für mich ja kaum etwas nervigeres im Social Media
Ballon als Wettertweets und Posts. Welch unheimliche Überraschung sich mancher
ausgeliefert fühlt, wenn es im Februar schneit oder im September sich ein
Schweißkorn auf der Stirn bildet. Wetterempörung!
Daher habe ich für mich eine ganz eigene
Jahreszeitendefinition entschieden. Scheurebe-Riesling-Pinot-Cabernet. Weg von den wettertechnischen Umständen hin zu
den ungeahnten Möglichkeiten im eigenen Weinkeller. Ja, ich freue mich
mittlerweile auf den Winter. Verspricht er mir doch den Genuss von Port, Barolo
oder Rioja.
So freue ich mich weiterhin jedes Jahr auf den neuen
Jahrgang. Es stellt keine Antinomie dar gleichzeitig zu behaupten, dass Weine
grundsätzlich zu jung getrunken werden. Der neue Jahrgang jedoch leitet einen
gewissen Neuanfang ein. Man kann seinen seelischen Frühjahrsputz mit ihm
verbinden und das Gefühl der Neugier und des Entdeckergeists in sich spüren. Meist fängt das Jahr mit Gutsriesling,
Scheurebe oder eben Sauvignon Blanc an.
Ein deutscher Vertreter dieser Rebsorte kommt dem
Direttore als erster 2012er ins Glas. Dieser von keinem Geringeren als Jürgen
Hofmann aus Appenheim in Rheinhessen. Er und Philipp Kuhn haben mir vor 8
Jahren klar gemacht, dass Sauvignon Blanc aus Deutschland zwar niemand braucht,
er aber unheimlich gut gemacht sein kann. Dadurch erfährt er selbsttrinkend
seine vollste Daseinsberechtigung.
9,5 Hektar, Muschelkalklagen, Spontanvergärung. Hard Facts.
Carolin Hofmann, Jürgens Ehefrau, ist Inhaberin des Weinguts
Willems-Willems an der Saar. Die Fusion aus den Beiden ergibt Jahr für Jahr
glasklare und mineralische Weine, die absolut fair bepreist gennant werden
dürfen.
Nun aber zu meinem ersten 2012er.
2012 Sauvignon Blanc trocken Weingut Hofmann
Im blassen Gelb mit grünlichen Reflexen dreht dieses
Greenhorn seine Runden im Glas. Ausdrucksstarke und sortenbetonte Nase nach
Stachelbeeren, Litschi, frisch gemähtem Gras, leicht reife Aprikosen und jungen,
unreifen Citrusfrüchten. Am Gaumen primär außerordentlich saftig mit einer herrlich rassigen Säure.
Sekundär feinfühliger Schmelz gefolgt von einem langen herben und mineralischen
Eindruck. Der Alkoholgehalt mit 12,5 spürbar, aber nicht unvorteilhaft.
Insgesamt ein körperreicher und saftstrotzender Sauvignon Blanc mit einem überraschend
gedehnten und trockenen Finish.
Ausdrucksstarker Sauvignon Blanc für jeden Tag. Hier kann
es kaum bei einem Glas bleiben. Unheimlich gefälliger Trinkfluss. Für um die 8€
wieder ein Beweis dafür, dass solide Handwerkskunst nicht unbezahlbar sein muss.
Mögen die Spiele beginnen, 2012 ist eröffnet!
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