Die Eleganz der Lady im Land der Diskrepanzen - 2008 Lady May Glenelly

Ja, ich bekenne mich da zu ein absoluter Cabernet Sauvignon Freund zu sein. Klar, schicker und "more trendy" wäre es jetzt natürlich ein Loblied auf den Pinot Noir zu singen. Nein, ich liebe Cabernet Sauvignon und ganz besonders aus der neuen Welt! Damit meine ich ganz sicher nicht die Marmeladenbomber, die an einen Sturz ins Zentis Regal eines Supermarkts erinnern. Sonnenverwöhnt muss nicht breit und alkoholisch bedeuten. Das beste Beispiel finden wir in meiner zweiten vinophilen Heimat, in Südafrika bzw. in Stellenbosch am Simonsberg. Seit 2003 lenkt in diesem wunderschönen Land der Diskrepanzen Madame May de Lencquesaing die Geschicke des Weinguts Glenelly. De Lencquesaing reiste aus besten Hause nach Südafrika. Chateau Pichon war ihre vorherige Wirkungsstätte. Dieses verkaufte sie 2007 an Roederer Champagne. Das Abenteuer konnte nun beginnen. Aber lassen wir Madame selbst zu Wort kommen.


Übrigens, Madame May de Lencquesaing ist Baujahr 1925. Hut ab vor soviel Tatendrang! Architektonisch ist das Weingut ein Meisterwerk. Sehen Sie selbst hier auf der Internetpräsenz von Glenelly. Nun, Geschichte, Tradition und Ausstattung hin oder her. Wichtig ist, was das Gesamtpaket ins Glas bringt. So fällt die Wahl des Direttore auf das Flagschiff des Weinguts. Dieses ist benannt nach dessen Besitzerin.
  
2008 Lady May
Das Etikett zeigt eine Skulptur des französischen Künstlers Maxim Real Del Sarte. Die Skulptur zeigt nicht irgendein junges Mädchen. Man sieht die 23 jährige May de Lencquesaing. Die Skulptur war ein Hochzeitsgeschenk des Künstlers. May de Lencquesaing ist nun stolze 87 Jahre alt und wir sind erleichtert, dass es wohlmöglich kein Update zur Diamantenen Hochzeit gibt. "Lady May" besteht aus 90% Cabernet Sauvignon und 10% Petit Verdot. Ein warmes, aromatisches und würziges Bukett begleitet uns ins Innerste der Lady. Dunkle Waldbeeren, Cassis, Himbeeren und einen Einschlag, wie auf dem Gewürzbasar in Istanbul. Curry, Zimt, Salbei und eine starke Pfefferminznote. Keine flüchtigen Töne erkennbar. Trotz der Aromafülle nicht aufdringlich in der Nase. Am Gaumen unglaublich weiche Tannine! Die Frucht ist konzentriert und auf den Punkt. Eine herzhafte Säure und ein knackiger Paprikaeinschlag liefern die perfekte Balance. Ein tiefer und durchaus komplexer Wein. Sehr elegant zu trinken. Weit weg von sämtlichen neuen Welt Klischees. Der Alkoholgehalt mit 14,5 % ist sauber eingebaut. Lediglich das Holz ist noch ein wenig eckig präsent. Man kann ihn gerne noch ein paar Jahre weglegen. Das Finish ist angenehm trocken und hinterläßt eine angenehme zartbittere Note. "Lady May" räumt mit sämtlichen Klischees auf. Sie bringt Klasse und Eleganz in die Weinberge von Stellenbosch. Ausnahmewein!
Es ist zwar nicht wirklich von Bedeutung, aber selbst Robert Parker gibt diesem Cuvee 94 Punkte und John Platter 5 Sterne. Zu beziehen ist dieser Wein für ca. 28€ bei Vinexus. Wer immer noch glaubt, dass Südafrika keine Weine von Weltruhm vinifzieren kann, dem sei Glenelly wärmstens ans Herz gelegt...

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