Wine in Black oder viel Lärm um nichts....

Dirk Würtz berichtet in seinem Artikel "Günstig Wein kaufen" über die Verkaufsplattform "Wine in Black". Diese wirbt mit dem Slogan "Weltweit ausgezeichnete Premium-Weine zu unschlagbar günstigen Preisen.". Mitglied bzw. Kunde kann man nur durch Einladung schon vorhandener Nutzer dieser Plattform werden. Der Direttore erhielt seine Einladung über das Weinportal "Wein Plus". Auf den ersten Blick wirken einige Spitzentropfen wirklich günstig. So sei hier der 2010 Landgeflecht von Peter Jakob Kühn zu nennen. Er wird für 13,90€ angeboten, anstatt 19,00€. In der Tat, schaut man auf die Preisliste für Endkonsumenten bei Kühn, so wird dieser Wein mit 19,00€ deklariert. Andere Weine sind trotz Preisnachlass immer noch günstiger im Netz zu finden. Zu nennen wäre hier z.B. der Sella & Mosca Marchese di Villamarina Alghero DOC 2005. Das tut dem ansonsten lukrativen Angebot aber keinen Abbruch. Nun wird heiß über die Daseinsberechtigung von "Wine in Black" auf dem Würtz-Wein-Blog diskutiert. Der Direttore möchte einmal einige Argumente aufnehmen.
1. Schadet "Wine in Black" dem Weinfachhandel?
Meiner Meinung nach nicht. Er unterstützt diesen sogar indirekt. Endkonsumenten kommen durch den Preisnachlass in Berührung mit Weinen, die sie sich normalerweise nicht leisten wollen. Bei Gefallen besteht die Möglichkeit mit der Infizierung des Weinfreakvirus. Soll heißen, anstatt jedes 4. Jahr einen BMW zu kaufen, wird der Etat für den Weinkauf erhöht, einmal ganz metaphorisch gesprochen stellvertretend für den Wandel hin zu einem Qualitätsweinbewußtsein. Da "Wine in Black" nur über eine begrenzte Menge an Flaschen verfügt, muss der Endkonsument sich bei der Konkurrenz des Fachhandels bedienen oder eben beim Weingut direkt, was wohl eher bei Deutschen Weinen zutrifft. Neue Zielgruppen werden erschlossen.
2. Schadet "Wine in Black" der Preispolitik eines Weinguts?
Natürlich nicht! Durch das Angebot wird auch unbekannterweise zu Weingütern gegriffen, demnach hat diese Nummer einen Marketing- und Multiplikationseffekt. Hier gilt erneut, dass die Plattform nur begrenzte Mengen anbietet. Sollte also weiterhin der Bedarf an Weinen des Weinguts bestehen, so muss der Endkonsument zwangsläufig zu anderen Bezugsquellen greifen.
3. Führt "Wine in Black" seine Kunden an der Nase herum?
Ja und Nein. Von den angebotenen Weinen und deren Preise sicherlich nicht. Klar, irgendwo in den Annalen des Internets wird immer eine preisgünstigere Alternative zu finden sein, aber zum Großteil wird hier verdammt günstig angeboten. ABER, Werbesätze "Wir nutzen jeden Tag aufs Neue unsere Verbindungen in die Weinbranche, um Partner zu überzeugen, auf einen großen Teil ihrer Gewinnspanne zu verzichten…” sind natürlich Blödsinn! Hier wird von den Initiatoren Vicampo und Weinwelt Rheingau eine Art virales Marketing betrieben, soll heißen man kalkuliert nicht viel mehr als knapp über deren Einkaufspreis und macht über die sozialen Netzwerke und anderen Medien eine Marke bekannt. Grundsätzlich in Ordnung, aber man sollte konsequenter Weise dann diese Art von Marketingschlachtrufen weglassen. Der Kunde ist heutzutage aufgeklärt genug, um sich von derart plumpen Thesen nicht "kaufen" zu lassen.
Fazit: Ich kaufe bei "Wine in Black". Bin ich angetan von einem Wein bzw. einem Produzenten, so bestelle ich nach. Beim Fachhändler oder beim Weingut. Eine Win Win Situation.
Übrigens sind die Degustationsnotizen von Thommy Witteck, Weinwelt Rheingau, grandios. Ich wusste gar nicht, dass er zu sowas fähig ist. 
Aber lassen wir ihn doch selbst seine Meinung zu "Wine in Black" zum besten geben.

Der Direttore (r.) und Thommy Witteck Foto:Dennis Münch

Thommy Witteck: "Mein Konsumentenherz schlägt beim Angebot von Wine in Black höher – man muss quasi bestellen, wenn man Wein liebt – und aus Händlersicht wundere ich mich nicht über das Konzept, da man mit Rabatten in kurzer zeit viele Kunden ansprechen kann, welche man anschließend dann und nur dann in Stammkunden zu konvertieren vermag, wenn der Service stimmt und das Angebot fair und attraktiv bleibt. Ich finde es toll, dass die preisliche Hemmschwelle herab gesetzt wird, um noch mehr Leuten die wahnsinnige Qualität insbesondere der deutschen Spitzenweine näher zu bringen. Ich kenne die Geschäftsführer persönlich und schätze sie sehr. Von daher war es für mich selbstverständlich, dass ich ab und an ein paar Weinbeschreibungen beisteuere. Die Jungs sind gerade in der Gründungsphase und können jede Unterstützung gebrauchen, da sie letztendlich den Konsumenten weiterbilden und somit etwas Gutes für uns alle tun."
Dem Direttore bleibt zum Abschluss nur zu sagen, wie immer ist eine Kaufentscheidung freiwillig, sowie eine Mitgliedschaft bei "Wine in Black". Deswegen sollte man sich diese Plattform einmal unaufgeregt betrachten. Am Ende wird es frei nach Shakespeare heißen "Viel Lärm um nichts"...

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