Monarch mit Tendenz zum Rock`n Roll! 2009 Schlossberg Riesling Erstes Gewächs Schloss Reinhartshausen

In einer bröckelnden Demokratie ruft es laut nach einem Monarchen. Der Direttore sucht diesen gerne in Flaschen. Autark, streitbar, aber autoritär muss er sein. Am westlichen Ortsrand von Erbach (Rheingau) werde ich fündig. Auf Schloss Reinhartshausen. Die Ritter zu Erbach, das Geschlecht der Langwerth von Simmern etc., hausen hier leider schon lange nicht mehr. Das Schloss an sich wird von Kempinski Hotel & Resorts geführt und das 80 Hektar große Weingut von Privat. Aus der Lage Erbacher Schlossberg stammt unser moderner Monarch im Glas. Diese umfasst ca. 6 Hektar und ist ausschließlich mit der Königin der Rebsorten, dem Riesling, bestockt. Im Jungel der Weinwelt muss sich der willige Konsument mit diversen und nicht transparenten Klassifikationen herumschlagen. Unser zu testender Monarch wird mit "Erstes Gewächs" klassifiziert. Aber lassen wir zur Erklärung in diesem Fall die Oberlehrer von wikipdia.de sprechen, "Erstes Gewächs ist eine Qualitätsbezeichnung, die es seit 1999 im Rheingau ausschließlich für die Rebsorten Riesling und Spätburgunder aus klassifizierten Lagen gibt. Der Rheingauer Weinbauverband hat sie auf der Grundlage der Ausführungsverordnung zum Weingesetz vom 5. Oktober 1995 mit Zustimmung des Hessischen Weinbauministeriums zugelassen. Voraussetzung zur Erzielung dieses Prädikats ist ein klimatisch begünstigter Standort und geeigneter Boden (Terroir). Hinzu kommen Bedingungen, die der individuelle Winzer selbst gestalten und beeinflussen muss. Dazu gehören ein spezieller Rebschnitt (→ Reberziehung) zur Vermeidung einer Überproduktion, selektive Handlese und trockener Ausbau. Für Erste Gewächse klassifiziert sind ein Drittel der Rebflächen des Rheingaus (ca. 1100 ha.)"
Wieder was gelernt. Aber nun zum eigentlich wichtigen. Was kann er denn, der 2009 Schlossberg Riesling Erstes Gewächs, wenn er zum Duell herausgefordert wird? Der Monarch dreht zunächst im blanken Hellgelb seine Runden majestätisch im Glas. Die Nase des jungen Schlossherren ist noch verschlossen. Dezente Citrusfrüchte, einen Hauch von Weinbergpfirsich und dominierend buttrige Kräuternoten. Er übt sich in Verschwiegenheit in Bezug auf das Aroma. Noch wenig Luft im Schlossgarten. Am Gaumen wiederum fest und stoffig. Auf den Punkt! Ein herber Pampelmusenfilm legt sich primär über den Gaumen. Auffallend reintönig. Stahliges, kerniges Säuregerüst. Filigraner Körper ansonsten. Nachhaltig herber Abgang. Seine Herkunft kann er nicht verleugnen. Der typische aristokraten Stil. Deutet jetzt schon eine gewisse Tiefe an, darf aber noch viele Jahre weggelegt werden für den tatsächlichen Genuss. Wie auf die Wiedereinführung der Monarchie, so auch bei diesem Riesling, muss der geneigte Trinker ein wenig Geduld aufweisen. Seine Zeit wird kommen...

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