Like a rolling Stone - Consigliere Dröfke und das Weingut Pflüger

Riesling vom Buntsandstein und Riesling Ungsteiner Herrenberg 2012 

Von Marc Dröfke 
Der allseits bekannte Satz „Früher war alles besser“, bereitet mir immer wieder Kopfschmerzen. Wag ich doch zu bezweifeln, dass „früher“ wirklich ALLES besser war. 

Dieser Satz straft unter anderem eine junge deutsche Winzergeneration Lügen, die die verkrusteten Strategien der vorherigen Generationen aufbricht und zu neuen, unkonventionellen Methoden greift. Diese Generation gibt dem deutschen Wein ein kontemporäres Gesicht. 

Als Beispiel für einen solchen Betrieb lässt sich das Weingut Pflüger aus Bad Dürkheim in der Pfalz nennen. Seit 2008 führt Alexander Pflüger dort Regie. Er übernahm die Führung des Weingutes von seinem Vater. Als erste Amtshandlung führte er einige Veränderungen ein, die dazu führten, dass das Weingut heute die besten Voraussetzungen mitbringt, um den Vergleich mit anderen Spitzenerzeugern nicht scheuen zu müssen. 

Was als erstes ins Auge fällt ist der modern gestaltete Internetauftritt, der bei manch anderen Weingütern zu wünschen übrig lässt. Auch die Etiketten und Kapseln der Flaschen erfuhren eine Auffrischung in Sachen Design. Chapeau an das Team der Medienagenten, die für diese ästhetische Veränderung verantwortlich sind. Das Weingut arbeitet schon seit 20 Jahren ökologisch. Alexander Pflüger stellte im Jahre 2008 dann komplett auf biologisch-dynamischen Anbau um. Was er genau darunter versteht, erklärt in diesem Video

Diesen radikalen Stil hat sich Pflüger u.a. durch die Verbände Demeter und Ecovin zertifizieren lassen. Die Weine werden ungeschönt, ohne den Einsatz von irgendwelchen Enzymen, Aromahefen oder dergleichen abgefüllt. Ich habe mir zwei Weine aus der aktuellen 2012er Kollektion herausgepickt. 

Den Anfang macht der Riesling vom Buntsandstein, der vom Weingut als Gutswein ausgewiesen wird und damit die Basisqualität des Weingutes darstellen soll. Im Glas ein strohgelber Stoff. In der Nase zunächst auffällige Fruchtnoten. Frisch angeschnittener Pfirsich neben etwas Aprikose und gelber Birne. Nach und nach kommen Noten von Tee und Kräuterwürze dazu. 

Im Mund ein fleischiger, saftiger Riesling, der ungemein klar und frisch daher kommt und nebenbei noch einen animierenden Trinkfluss zaubert. Im Abgang kommt eine schöne Mineralität zum Tragen, die ich in dieser Preisklasse bei den Weinen vom Jakob Kühn erleben durfte. Ein vielversprechender Einstieg in die Welt Pflügers. 

Der zweite Wein, den ich probiert habe, ist der Riesling aus der Lage Ungsteiner Herrenberg. Alexander Pflüger selbst bezeichnet die Lage als seinen Grand Cru. Die Trauben für diesen Wein werden bereits im Weinberg streng selektiert. Laut Pflüger bedarf es ein hohes Mostgewicht und reifer Trauben, um die Eigenart dieser Lage auch im Wein abbilden zu können. Die Flasche des Ungsteiner Herrenberg Rieslings trägt eine grüne Kapsel, was ihn laut der firmeneigenen Qualitätsunterscheidung als Lagenwein auszeichnet. Dies ist die höchste Kategorie in der Qualitätspyramide der Pflügers. Und das schmeckt man. 

Im Unterschied zum ersten Wein, dreht dieser Protagonist seine Bahnen mit einer sehr viel intensiveren, goldenen Farbe im Glas. In der Nase zunächst wieder Pfirsich, gelbe Steinfrucht, reife Marillen und etwas gelbe Birne. Mit etwas mehr Zeit im Glas entwickeln sich erneut Anklänge von Kräutern und komischer Weise ein leichter Geruch von Nuss. Daneben eine zarte Rauchigkeit, die die mineralische Komponente dieses Weins schon etwas erahnen lässt. Im Mund ein sehr saftiger, kristallklarer, spritziger Riesling mit schönem Schmelz. Die Spannung wird durch die sehr gut ausbalancierte Säure bis ins mittellange, zart-herbe Finale hochgehalten. Hier schlägt auch die Mineralität nochmals richtig zu. Ein Wein mit viel Charakter. 

Alexander Pflüger zeigt mit zwei eigenständigen Weinen, wie Riesling mit Charakter gehen kann. Eigenständig mit viel Bezug zur Herkunft, ohne Make-up und sonstigen unnötigen Späßen. Leider hat das Weingut noch nicht die Reputation im Netz erfahren, die es eigentlich verdient hätte. Das sollte sich schleunigst ändern.

Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten.
Die Weine sind hier zu beziehen.

Kommentare

  1. Habe den Herrenberg in ähnlicher Erinnerung. Seher eigen und doch fein: http://weinlagen-info.de/#lage_id=1855

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  2. Schöner Bericht, da kann man nur zustimmen. Die Weißweine sind natürlich große Klasse, sehr gut finde ich aber auch die Roten, vor allem den St. Laurent.

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