Believe the Hype! Consigliere Dröfke auf dem Steinmetz Trip – 3 x Riesling aus 2012, 1 x Pinot Noir aus 2010

von Marc Dröfke
Irgendwie hält mich die Mosel fest, wenn ich über Weine aus Deutschland berichten möchte. Das ist im Grunde nicht weiter schlimm, kommen doch einige der besten, trockenen, vor allem aber restsüßen Rieslinge der Bundesrepublik aus dem Anbaugebiet am größten Nebenflusses des Rheins.

Allerdings kann man an der Mosel nicht nur Riesling, obwohl er mit etwa 60% den Bärenanteil der über 9000 Hektar großen Anbaufläche hält. Mittlerweile werden hier recht ansprechende Spätburgunder und Pinots gekeltert. Schillernde Namen wie Egon Müller, Fritz Haag, Joh. Jos. Prüm und Forstmeister Geltz-Zilliken prägen bis heute das Bild der Moselwinzer nachhaltig. Allerdings konnte sich in den letzten Jahren auch hier eine neue, junge und aufstrebende Winzergarde aufmachen, um in die großen Fußstapfen Ihrer Idole zu treten und andere Mittel und Wege zu finden den Weinen ihre ganz eigene, individuelle Note zu verpassen. 

Einer davon ist Stefan Steinmetz, der seit 1999 die Hauptverantwortung beim Weingut Günther Steinmetz trägt. Dort reifen bereits seit Mitte des 16ten Jahrhunderts rote und weiße Jahrgänge im wunderschönen Gewölbekeller. Stefan konnte durch die Übernahme kurz vor der Jahrtausendwende nicht nur die Weinbautradition der vorherigen Generationen fortsetzen, sondern auch sein neu erworbenes Wissen und modernere Verfahrenstechniken mit in den Betrieb einbringen. Strenge Selektion im Weinberg, kontrolliert niedrige Erntemengen, langsame und schonende Verarbeitung des Trauben-Materials im Keller, sowie Orientierung an biologischen Richtlinien beim Anbau, tragen ihren Anteil an der Qualitätsoffensive. 

Alle Weine werden ausnahmslos spontan vergoren. So arbeitete sich Stefan akribisch von Jahrgang zu Jahrgang nach oben. Er wusste, dass sich die schwere Arbeit irgendwann auszahlen wird. Mit dem 2009 Jahrgang machte Steinmetz das erste Mal richtig auf sich aufmerksam. Erst vor kurzem bekam das Weingut von David Schildknecht, der für Robert Parkers Wine Advocate u.a. die Weine Deutschlands verkostet, Bestnoten für den Jahrgang 2011. Stefan Steinmetz hat den Titel des Geheimtipps abgelegt und spielt in der etablierten Liga mit. Völlig zu Recht. Wir werden von diesem Weingut noch viel hören! Ich habe drei Rieslinge aus dem aktuellen 2012er Jahrgang (Brauneberger Juffer Kabinett Feinherb, Kestener Herrenberg und Kestener Paulinshofberg), sowie den 2010 Pinot Noir unfiltriert aus dem Kestener Herrenberg, ausgiebig probiert und wurde nicht enttäuscht.

Beginnen wir mit dem Riesling Kabinett Feinherb aus dem Brauneberger Juffer, der nicht nur ein sensationeller Saufwein ist, sondern neben seiner unheimlichen Süffigkeit, noch einige andere Stärken ausspielen kann. In der Nase fällt zunächst Schieferwürze auf. Der Wein gibt schon beim ersten Riechen seine Herkunft preis. Daneben heller Tabak und leicht hefige Töne, die sicherlich mit mehr Zeit auf der Flasche verschwinden werden. Frisch angeschnittener weißer Pfirsich neben gelber Steinfrucht, kommt ebenso hinzu, wie ein Busch voll Kräutern und floralen Noten. 

Am Gaumen frisch und klar, eher auf der schlanken Seite, mit einer sehr guten Säure ausgestattet, die den Wein relativ lange trägt. Perfekt gleicht sie die Süße aus. Man stellt sich vor, dass man an einer mit Zucker eingeriebenen Zitrone leckt. Erst süß, dann kommt aber die Säure und stellt das ganze ins Gleichgewicht, nicht ohne einen kleinen Stich zu setzen. Die Mineralik ist auch am Gaumen deutlich zu spüren. Für das Geld ein absoluter Top-Wert. 

Weiter geht es mit dem Kestener Herrenberg Riesling. Hier habe ich einen etwas anders gestalteten Wein im Glas. Ein heller, wässriger und strohgelber Saft dreht im Glas seine Runden. In der Nase merkt man sofort, dass dieser Wein mehr auf Mineralität getrimmt ist. Sonst kann ich etwas Zitronenabrieb, weiße Blumen und Blüten, sowie Grapefruit und etwas kalten Rauch ausmachen. Aber auch exotische Früchte wie etwas Ananas, Pfirsich und Maracuja. 

Am Gaumen geschliffen, gradlinig und mit einer wahnsinnigen Power ausgestattet. Auch hier hat Steinmetz die perfekt Balance gefunden; diesmal zwischen exotischer Frucht und einer Frische, die anfangs dominiert, dann aber von diesem salzigen, steinigen Abgang wie ein Donnerhall überrollt wird. Ganz ehrlich? Sehr viel besser kann man das hier nicht machen. Ein geschliffener, mineralischer, gradliniger Charakterkopf, der zu polarisieren weiß. Und das für kleines Geld. Wow. 

Als letztes in Sachen Riesling muss der Kestener Paulinshofberg beweisen, was er drauf hat. Hier haben wir den verhaltensten Wein aus diesem Dreigestirn im Glas. Ein von heller, wässriger und strohgelber Farbe geprägter Stoff, wie schon beim Herrenberg. Aber Farbe hat ja bekanntlich wenig Aussagekraft. In der Nase leicht reduktiv. Ebenso nehme ich gelben und grünen Apfel unterlegt mit Noten von nassen Steinen wahr. Wirkt kühl und tief, wie ein Gebirgssee. Am Gaumen sehr tief und geschlossen mit genügend Substanz, aber auch Präzision. Sehr langer Abgang. Für mich der introvertierteste Wein, kommt eher über die Eleganz und Finesse. Braucht vielleicht auch noch etwas Zeit, um voll aufzublühen. 

Last but not least habe ich mich an einen Rotwein von Steinmetz herangewagt. Grundsätzlich muss ich gestehen, dass ich mit Rotweinen aus Deutschland bisher noch nicht viel Erfahrung habe. Ich wurde allerdings von einem tollen 2010 Pinot Noir unfiltriert vom Kestener Herrenberg eines konfrontiert. Im Glas ein hellroter Saft, dem man ansieht, dass er unfiltriert abgefüllt wurde. Die Nase zeigt sich mit einem Mix aus Himbeere, etwas Erdbeere, Brombeere, Schwarzkirsche, etwas Rauch und Banane. Eine super delikate Note vom Holz ist ebenfalls auszumachen. Wunderschön eingebunden in die restliche Komposition. 

Der Wein reift im Übrigen in Fässern aus dem Burgund. Steinmetz setzt hier eindeutig auf Qualität. Am Gaumen fällt zunächst, wie schon bei den Rieslingen, die nahezu perfekt balancierte Säure auf. Sehr mineralisch mit mittlerem Druck am Gaumen, wirkt dieser Burgunder vom Körper her sehr schlank und fein. Ein mittellanger Abgang rundet das Bild dieses ebenfalls sehr homogenen Rotweins ab.

Ein Fazit zu den Weinen von Stefan Steinmetz fällt relativ leicht. Seine Weine sind in meinen Augen zu Recht in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus geraten. Das, was ich hier probieren konnte, ist fernab vom Standard süßen Moselwässerchen. Schliff, Druck und Präzision treffen auf Eleganz und Feinheit. Für mich eine DER Entdeckungen!, seit ich angefangen habe mich mit Wein auseinander zu setzen. Ich bin guter Hoffnung das Stefan Steinmetz seinen konsequenten Weg weiter gehen wird und uns auch in Zukunft mit seinen packenden Rieslingen und eleganten Pinots beglücken kann. 

Zu beziehen gibt es Steinmetz Weine hier.
Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten. 

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