John Locke, Eindrücke und die Domaine de la Mordoree

Der gute alte John, die Locke, sagte schon „Nichts macht einen zarteren und tieferen Eindruck auf den Geist des Menschen als das Beispiel.“. Nun, mein letztes Trinkbeispiel  von der Rhone entpuppte sich als apathischer Pflichterfüller. Nicht schlecht, sondern faltenfrei und geziert. Natürlich von Kritikerpapst Robert Parker mit 90 Punkten prämiert. Wie ich in meinem Artikel „Der gestellzteParker und die Rhone 2010 Xavier Vignon Côtes du Rhône A.C.“ zu virtuellem Papier brachte,  ein mutloser Kandidat.

Da ich wieder einen „zarteren und tieferen Eindruck“ des Rhone Tals gewinnen wollte, fiel meine Wahl auf zwei Repräsentanten der Domainede de la Mordoree. Diese liegt in Chemin des Oliviers und ist eigentlich für Ihre Chateauneuf du Papes bekannt. Über 60 Hektar, verteilt auf 38 verschiedene Stücke Land in 8 unterschiedlichen Weingebieten, kann die Domaine de la Mordoree ihr Eigen nennen. Ordentlich was los. 


Die erste Wahl fiel auf einen Basiswein der Domaine. 
 
2011 Cote du Rhone Domaine de la Mordoree
Tiefdunkles Rot mit rubinroten Reflexen. Unaufgeregtes und sortiertes Bukett nach Sauerkirsche, Pflaumen, roter Paprika und Baumtomate. Aromatischer Pfeifentabak.  Sehr abgeklärt das Ganze. Am Gaumen weiche Tannine. Erdige Noten mit einer rassigen Säure. Vitalisierend! Saftiger Körper, Alkohol nach Maß eingearbeitet. Ausdauernd gerbstoffreiches und trockenes Finish. Ein Brot und Butterwein mit Charakter.  Für 7,80€ der Zechweinhammer! 

                                                                                                                                                                                  
2009 "La Reine Des Boises" Lirac Domaine de la Mordoree
Im tiefdunklen Rot mit purpurnen Reflexen dreht die „Königin des Waldes“ ihre Runden im Glas. Sie stammt aus dem Lirac, einem Weinanbaugebiet südlich der Rhone. Grenache, Syrah und Mourvedre zu gleichen Teilen finden sich in diesem Wein wieder.  Gebändigtes Aroma nach Lakritze, Zwetschgenmarmelade und ein rauchiger Einschlag, der an einen Zigarrenhumidor erinnert. Insgesamt wirkt das Bukett weder reißerisch noch sekkant, eher verschlossen. Auf jeden Fall präsentiert sich das Aroma sauber und reintönig.

Am Gaumen erwartet einen dann das Antonym. Primär volle Frucht am Gaumen. Pflaumen, Blaubeeren, Kirschen, alles eingekocht begleitet von einer süßen Praline. Dennoch wirkt der Körper nicht mollig oder störend breit, sondern birgt eher Finesse und pointierte Eleganz in sich. Eher stoffig als saftig. Feingliedrige Säure. Der Alkoholgehalt ist deutlich spürbar. Der einzig erwähnenswerte Makel. Die unruhigen Gerbstoffe und das präsente Holz sind wohl eher seiner Jugend geschuldet. Erdige mineralische Nuancen. Nachhaltiges trockenes Finish.  

Das ist schon ein attraktiver und spannender Rhonevertreter. Das Wechselspiel zwischen Übergewicht und Eleganz. Wie eine Diva in den Wechseljahren. Ein Erlebnis! Mit 26€ zudem solide und fair bepreist. Mit diesem letzten Eindruck der Rhone kann ich getrost verbleiben.

Zu beziehen gibt es die beiden Weine bei Weinagentur Hörig, Tel. 02151 5129652 u. Mobil. 01741545726, axel.hoerig@t-online.de

Kommentare

  1. Leider ist der Cotes du Rhone inzwischen etwas teurer geweorden,nämlich € 8,10
    Aber ich denke, dies ist zu verschmerzen

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