Jauchs Wein in Barths Schläuchen oder 2010 MAX Riesling trocken von Othegraven
In den letzten Jahren zeichnet sich ein Trend ab. Zum Status Quo eines Prominenten gehört anscheinend ein Weingut. Mag das Erzeugnis im Glas noch so dürftig sein, das schillernde Zugpferd reißt das Marketingruder in die monetär erfolgreiche Richtung. Wer sich da nicht alles versucht! ACDC, Lemmy, Gerard Depardieu, Mick Hucknall, Francis Ford Coppola etc.. Bei letzterem gelingt das Spagat zwischen Marketing und Qualität wenigstens einigermaßen. So ließen vor einigen Jahren die Gazetten verlauten, dass der beliebte und erfolgreiche Fernsehmoderator Günther Jauch in das Weingeschäft einsteigen wird. Weingut von Othegraven gelegen in Kanzem an der Saar, welches zum Anbaugebiet Mosel gehört, sollte zu Jauchs vinophilen Hort werden. Wieder ein Promi, der ohne Wissen sich am Prestigeobjekt Wein versucht? In diesem Fall kann der Direttore sagen, nein! Jauch ist ein Enkel von Elsa von Othegraven. Er übernahm das Weingut 2010 von Dr. Heidi Kegel. Sie, sowie das Weingut von Othegraven, sind dem ambitionierten Weintrinker schon seit Jahrzehnten ein Begriff. Nicht erst durch Jauch. Dr. Heidi Kegel ist eine Nichte von Maria von Othegraven, die das Weingut bis zu ihrem Tode 1995 führte. Kurz gesagt, selbst mit Jauch befindet sich das Weingut seit Anbeginn in familiärer Hand. Günther Jauchs Absicht war also keineswegs ein weiteres Status Symbol sein eigen zu nennen. Vielmehr führt er eine Tradition fort. Auf 10,5 Hektar, vor allem auf den Einzellagen Altenberg, Bockstein und Kupp, wird zu 100% Riesling kultiviert. Der eigentliche Star des Weinguts ist Andreas Barth. Seit 2004 der Kellermeister im Gut und für das Wichtigste bei von Othegraven verantwortlich, dem Geschmack der Weine! 2010 übernahm Barth zusätzlich die Geschäftsführung. Soweit eine kleine Einführung in die Geschichte und Geschicke des Weinguts von Othegraven. Was den Direttore natürlich viel mehr interessiert, wie schmecken denn die Weine? ...und so schenkt er sich den 2010 MAX Riesling trocken ins Glas.
Im glanzhellen und hochfarbigen Gelb dreht dieser Gründervater seine Runden im Glas. Leicht exotisch in der Nase. Einen Hauch von Mango und Kokos. Ansonsten durchaus sortenbetont. Pfirsich, Aprikose. Am Gaumen volle und cremige Frucht. Im Zusammenspiel mit dem feinen Säuregerüst und der zurückhaltenden Mineralität bleibt die Frucht zwar dominierend, bekommt aber kein breites und schmalziges Übergewicht. So bleibt dieser Riesling vollmundig, aber elegant. Die 12,5% Alkoholgehalt machen sich bemerkbar. Nachhaltiger leicht zartsüßer Abgang mit einem angenehmen Schmelz. Der Direttore ist durchaus überrascht. Viel mehr Riesling in dieser Preisklasse geht nicht. Natürlich wäre es dem Direttore viel lieber gewesen diesen Marketingwein zu verreißen, aber es ist alles andere als plumper Mainstream mit Promi Erfolgsrezept. Chapeau!
Für ca. 11,50€ gibt es den Wein u.a. bei Weinfreund Timo Möck von Rebenreich
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