Abschied von Manfred Klimek bei Cork oder was vom Captain übrig bleibt…

Print ist tot. Zumindest liegt es im Sterben. Diese Erkenntnis war allgemeiner Konsens in einer Zeit, als der vinophile Web Aktivismus sein biederes Forumsdasein verließ und in die multifunktionale Welt des Social Media Aktionismus umzog.  Das ist keine 8 Jahre her.

Viele Fragen standen plötzlich im Raum. Welche Felder würden die Journalisten besetzen, wie steht es um die Relevanz von Bloggern, welche Plattform ist die Richtige – anfangs spielte sich das Online Weingeschehen eher auf dem Microblogging Dienst Twitter als auf Facebook ab -, und die alles entscheidende Frage war, kann man mit einer Online Weinpublikation Geld verdienen?

Während die alte Journalisten-Welt sich mit der neuen Blogger-Garde um Anwartschaft und Legitimation duellierte, erfand eine Mannschaft um dem österreichischen Fotografen und Journalisten  Manfred Klimek die Online Wein Tageszeitung „Captain Cork“.

Diese unterschied sich in kürzester Zeit deutlich von den verstaubten, werberischen und mutlosen Artikeln, die die Print-Weintitel wie Liebfrauenmilch einen mexikanische Gaumen durchzogen. Captain Cork, ein Paukenschlag! Ein Meinungsmedium geprägt von Courage, Kompromisslosigkeit und dem unbedingten Willen zur Debatte. Anachronistische Weingesetze wurden gebrochen. Aus der weinseligen Narkolepsie entstand ein Leitmedium, streitbar, aber nicht zu ignorieren.

Manfred Klimek hat es einfach gemacht! Wo diverse Workshops, endlose Diskussionen und das Namen Getanze aus Hamburg seine Grenzen der Umsetzbarkeit früh in der mangelnden Resonanz des Publikums fanden, zog man an Bord des Schiffes polarisierend, kampflustig, aber fairerweise auch mehrheitlich fundiert in den Kampf, das erste Wein Online Medium zu werden, welches nicht nur den Captain, sondern eine ganze Redaktion tragen würde. Welches maßgeblich die öffentliche Diskussion im Dschungel der Weinwelt beeinflusste. Welches durch seine starke Meinung Debatten anstoßen konnte, an die wir uns noch Jahre erinnern werden. Stichwort Arschjahr 2010. 

Captain Cork verdient Geld. Was wie ein Peitschenhieb auf die Profilneurose einiger etablierter schreibender Artgenossen wirken muss, kann für die verstehende Generation eine Chance bedeuten.

Der Name Manfred Klimek steht nicht nur für einen eigenwilligen Stil und eine Lautstärke, die den Rufmord an F.X. Pichler wie Stillleben aussehen lässt, sondern auch für ein Vorreiter Konzept, wie ein funktionierendes und monetär attraktives Geschäftsmodell im Netz aussehen kann, aussehen muss. Über die maßgebliche Bedeutung von Klimeks Zeit bei Cork für die Zukunft des Online Weinjournalismus werden wir uns in voller Gänze erst in ein paar Jahren bewusst werden.

Späte Erkenntnis. Mir fehlt aber seit einigen Tagen etwas. Ich habe sprichwörtlich einen Kloß im Hals, wenn ich mich durch die Einsamkeit und bedeutungsschwachen Momente des Web 2.0 bewege. Freilich gibt es noch Lichtmomente von den üblichen bloggenden Verdächtigen, aber die fehlende Dynamik und streitbare Intensität, die mir Captain Cork täglich zeigen konnte, vermisse ich. Zutiefst.

Nun gibt es Nachfolge auf dem Schiff. Was eine logische Konsequenz bedeuten müsste, wird zum reaktionären Chaos, das vor unredlichen Unterstellungen nicht zurückschreckt. Klimek wird von offizieller Seite sogar vorgeworfen, er würde negative Kommentare unter die Artikel eintragen. Eine uncharmante Farce! Als ob er das nötig hätte.

Das Schiff ist ordentlich Leck geschlagen durch seinen Abschied. Man sollte sich eher um die Zukunft, als um das Nachtreten und das Nachahmen vergangenen Glanzes kümmern. Markus Budai, den ich durchaus schätze, wünsche ich alles Gute.

Manfred Klimek gilt es abschließend, meinen Respekt für die vergangenen aufwühlenden, streitbaren, meinungsprägenden und spannenden Jahre zu zollen.

Er ist der Vater des modernen Weinjournalismus.

Kommentare

  1. Laaangweilig. Ihr seid doch alle ein Schleimerverein...

    AntwortenLöschen
  2. Mit seinen Artikeln hat er den Pichlers einen Bärendienst erwiesen. Sonst hätte sich das nie auf dieses Niveau hochgeschaukelt. Schlechtes Krisenmanagement...

    AntwortenLöschen
  3. Das ist eine Laienphrasen und ist nicht universell anwendbar. Ohne Klimeks Zutun wäre Pichler mit weniger Schäden davongekommen.

    AntwortenLöschen
  4. Naja, Manfred Klimek war sehr gut in seiner Sache und hat die deutschsprachige Weinwelt mächtig aufgerührt. Jedoch man sollte dem neuen Team etwas Zeit geben und sehen was daraus wird..

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen