Die Schlacht um den Einstiegs-Blaufränkisch! Claus Preisinger vs. Bernhard Ernst



Ich habe es Ende 2012 angekündigt. Die Rebsorte Blaufränkisch verführte mich letztes Jahr. Der erste Gaumenkontakt der Erkenntnis fand auf der Hausmesse der K und U Weinhalle zu Nürnberg statt. Rosi Schuster, Moric und einige andere entfachten meine Liebe auf den zweiten Blick. 

Heute ist das Burgenland für mich der Mittelpunkt der Avantgarde Blaufränkisch Bewegung. Die jungen Wilden werden ans Steuer gelassen und machen ihre Sache kontemporär und revolutionär bedeutend. Ich kannte Lemberger, wie Blaufränkisch hierzulande geschimpft wird, meist nur als Betriebsfestwein von Wüstenrotvertretern. Die meisten Blaufränkischen Vertreter aus Österreich reihten sich in diesen äußerst falschen und subjektiven Eindruck ein. Ich wurde über die Monate eines besseren belehrt. Heute möchte ich zwei erschwingliche Vertreter aus dieser Gattung, dieser Herkunft und von dieser Art Qualitäts Milieu Fetischisten vorstellen.  

2011 Blaufränkisch Claus Preisinger
Claus Preisinger vom Neusiedlersee ist so einer dieser jungen aufstrebenden Generation. Jahrgang 1980 geboren, arbeitet er heute auf 19 Hektar und bewirtschaftet diese mit  90% roten Rebsorten (Blauer Zweigelt, Blaufränkisch, Sankt Laurent, Pinot Noir und Merlot) und 10% weißen Rebsorten (Chardonnay und Weißburgunder). Vor zwei Jahren verschrieb er sich der Biodynamik. Für diesen Blaufränkisch wurden die Trauben handverlesen und aus den Lagen im Osten des Neusiedlersees geerntet. Danach spontanvergoren im Tank und 8 Monate im Eichenfass ausgebaut.

Im tiefdunklen Rot mit hervorstechenden violetten Reflexen dreht der Newcomer seine Runden im Glas.  Schwarze Johannisbeeren, reife Pflaumen, Brombeeren, insgesamt ein Korb voller Waldbeeren umrahmt von einer deftigen grünen Pfeffer Würze mit erdigen Nuancen, hechten dem Direttore in die Nase. Rassige Leder- und Tabaknote. Keine flüchtigen Töne. Das Bukett wirkt nicht überproportional. Würzig und rassig, aber im abgeklärten Rahmen.  Am Gaumen ordentlich Druck. Primär volle, zartsüße Frucht. Stoffig, aber nicht breit. Samtige Tannine. Erneut erdige und mineralische Komponenten. Kernige Säure. Im Finish dann etwas kurz. Alkoholgehalt mit 13,5% diskret eingebaut.

Insgesamt ein sehr offenkundiger Wein! Überzeugende Balance zwischen Frucht und Würze. Unisexwein für ambitionierte Entdecker der Rebsorte.  Konzentrierter und zugänglicher Stil. Für die Gastronomie eine absolute Empfehlung. Funktioniert für ein breiteres Publikum ohne dabei anspruchslos zu wirken.

2010 Blaufränkisch Goldberg Reserve Bernhard Ernst
Bernhard Ernst aus Deutschkreutz. Sympathischer Jungwinzer mit Hang zum Avantgarde. Ein Querkopf und dennoch Traditionalist. Sideways, das hat er sich zum Motto der Vinifizierung gemacht. Außergewöhnliche und aparte Weinprojekte, die das Burgenland in seiner momentan erlebenden Renaissance protegieren. Bernhard Ernst möchte der Region seinen Stempel aufdrücken. Das merkt man mit jedem Schluck. Der folgende Blaufränkisch ist ebenfalls spontanvergoren und 10 Monate in 300l-Eichenfässern gelegen.

Im hochfarbigen Rot mit bräunlichen Reflexen dreht Bernhards Lagenwein seine Runden im Glas. Das Bukett ist unglaublich offen und extravagant. Schon beim Einschenken wird man vom Aroma geködert. Intensive Lakritznote, Himbeeren, reife Erdbeeren, Orangenschalen, feine Chilliwürze, ein wenig Karamell und Gartenkräuter. Da geht einiges! Anders als der Preisinger wirkt er Gaumen primär etwas feingliedriger und nobler. Weiche Frucht, samtige Tannine. Dann aber beginnt der Gaumen Rock ‘n Roll! Packende Tanninstruktur, saftiger Körper, pikante Säure, etwas derangierter Holzeinsatz. That`s Entertainment! Für einen Wein in dieser Preisklasse ungewöhnlich tief und komplex. Blaufränkisch wie ich ihn mag. Avantgarde! Bleibt ewig lang präsent im Finish. Leicht austrocknend. Mag ich. Ein Schluck nach dem anderen um diesem Tanninkonzert wieder beizuwohnen.  Nüchtern betrachtet ist der Goldberg ein kleines Meisterstück an Blaufränkisch. Das Ganze für um die 15€? Chapeau Bernhard Ernst!

Fazit: Bei Caus Preisingers 2011 Blaufränkisch finden wir einen Teaserwein. Einen anspruchsvollen Einblick in die Welt dieser Rebsorte und deren Herkunft. Für um die 10€ bestens gelungen! Bei Bernhard Ernst findet man einen überraschend tiefen und komplexen Vertreter seiner Zunft. Einen Alleinunterhalter! Sensationell, dass so ein Wein für ca. 15€ zu haben ist. Beide verkörpern die neue Generation Burgenland und Blaufränkisch authentisch und maßgebend. Die Reise zur neugewonnen Liebe wird auf diesem Blog sobald kein Ende finden…

2011 Blaufränkisch Claus Preisinger zu beziehen hier.
2010 Blaufränkisch Goldberg Reserve Bernhard Ernst zu beziehen hier.

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