Auguste Clape, sein Cornas und die Rückbesinnung auf Tradition, ein Teufelskreis! Consigliere Dröfke empfiehlt.
von Marc Dröfke
Mit Trends ist es immer so
eine Sache. Sind sie nützlich? Sind sie überflüssig? Was bringen sie wirklich?
Auch beim Weinkonsum sind
immer wieder Trends zu beobachten, die die Anhänger zu Begeisterungsstürmen
hinreißen, die Anderen hingegen völlig kalt lassen. Nehmen wir als Beispiel das von mir erst vor
kurzem angerissene Thema „Natural-Wines“.
Von Frankreich ausgehend, wo
vor allem eine jüngere Generation von Wein-Trinkern und Anbietern sich des
Themas genauer angenommen haben, über Skandinavien bis in die USA, haben diese
„Naturweine“ eine Anhängerschaft gefunden. Sie beklagen eine Art
„Geschmacksdiktat“, welches durch die großen Firmen und Abfüller dieser Welt
dem Konsumenten mehr und mehr, unbewusst, aufgezwungen wird und wollen wieder
zurück zu den Ursprüngen des Weins.
Auf der anderen Seite stehen
die vielen alteingesessenen, meist mit dem nötigen Kapital ausgestatteten Trinker,
die sich nahezu jedem neuen Thema verschließen, würde dies nämlich eine Abkehr von alten Mustern bedeuten. Raus
aus der Komfortzone. Eine Revidierung der eigenen Meinung würde dieser Klientel
zunehmend schwer fallen. Sie werden auch weiterhin „alte Werte“ wie Bordeaux,
Burgunder und vielleicht noch den ein oder anderen Barolo trinken und über die
entsprechenden „Trends“ herziehen. Wie Oma Herta von der Alb über die
Homosexualität.
Auch im Weinbau kann man eine Rückbesinnung erkennen. Die
Zeit der Fruchtbomben, sowie der Überholzung, sind zum Glück größten Teils
vorbei. Frühere Lese, sowie der Ausbau in gebrauchten Fässern, sind der
Weg, den einige Winzer (wieder) einschlagen.
Manch einer von ihnen hat sich nie einem Trend angeschlossen und ist stets seinen ureigenen Prinzipien
treu geblieben. Dazu zählt Auguste Clape,
der in Cornas, einem kleinen Dorf, das an der Nördlichen Rhone liegt, seine Weine abfüllt. Mittlerweile ist sein
Enkel Olivier für die Arbeit im Weinberg, sowie im Keller verantwortlich.
Geändert hat sich seit 1955, als Auguste Clape den ersten Wein überhaupt mit
der Bezeichnung „Cornas“ abfüllte,
wenig.
Cornas war lange so etwas wie
„das hässliche Entlein“ an der Nord-Rhone und stand bei weitem nicht so im
Licht der Aufmerksamkeit, wie die Gewächse aus Hermitage oder Cote-Rotie. Mit
der Zeit wurde die Qualität der Weine aber immer besser und die Nachfrage stieg
entsprechend an.
Die Clapes bewirtschaften
lediglich 8 Hektar an Weinbergen in Cornas, jedoch ist die Arbeit dort erheblich
schwerer als anderswo. Man hat hier mit extrem eng bepflanzten, zum Teil sehr
steilem Gebiet zu kämpfen. Die steilen Abgründe machen den Einsatz von
Maschinen nahezu unmöglich, somit müssen nahezu alle Arbeiten per Hand
verrichtet werden. Die Clapes arbeiten
in ihren, von Graniterde dominierten Weinbergen, nicht speziell nach
irgendwelchen Richtlinien oder Vorgaben, sondern verlassen sich vielmehr auf ihren
unheimlichen Erfahrungsschatz und ureigenen Instinkt, der sie bisher selten
getäuscht hat.
Gelesen wird so spät wie
möglich, um eine Frucht mit der möglichst maximalen Reife in den Keller zu
bringen. Die Trauben für ihren besten Wein, der ganz einfach als „Cornas“
betitelt ist, wachsen an Reben, die ein Alter von 30-60 Jahren aufweisen. Alles
Traubenmaterial, welches nicht eine exzellente Qualität besitzt, wird
aussortiert und kommt in den „einfachen“ Côtes-du-Rhône“, der allerdings bei
Clape ebenfalls als ganz besonders gut gilt.
Im Keller werden die Trauben
nicht von den Stielen befreit. Sie kommen mit in die offenen Zementtanks, wo
die Gärung mit natürlichen Hefen in Gang gebracht wird. Diese dauert 12 Tage,
danach kommt der Rebensaft in alte, gebrauchte „Foudres“, wo er 18-22 Monate gelagert wird. Vinifiziert
wird, je nach Lage und Alter der Reben, separat und erst nach der Lagerung im
Fass wird der Wein verschnitten. Clape beteuert immer wieder, dass die Weine,
die er erzeugt eher „old-styled“ sind und er nur mit diesen Methoden das „Terroir“
richtig einfangen kann. Seine Weine gelten in der Jugend eher als zurückgezogen
und entwickeln sich mit Lagerung zusehends.
Im Zuge einer Probe mit dem
Thema Nördliche-Rhone, konnte ich mich von der Qualität eines gereiften Clapes
überzeugen. Geöffnet wurde ein Cornas aus dem Jahre 1997. Was sofort auffiel, nachdem der Wein seinen Weg ins Glas
gefunden hatte, war die immer noch sehr präsente Farbe, die sich rubinrot mit
dunklem Kern und lediglich leichten Aufhellung an den Rändern zeigte.
In der Nase ist die Frucht in
Form von einem Mix aus schwarzer Johannisbeere, Brombeere und Wachholder noch
deutlich präsent. Daneben etwas Kuhstall, der aber relativ schnell verfliegt,
dann die für die nördliche Rhone so typische Aromatik von rotem, rohen Fleisch,
Leder, Eisen und schwarzer Olive, alles gewürzt mit einer Menge schwarzem
Pfeffer. Mit mehr Zeit im Glas entwickelte sich ein ganz leicht süßlicher Duft,
der dem Wein neben all seiner „männlichen“ Attitüden noch einen gewissen
Sexappeal verleiht.
Im Mund zeigt sich der Wein
mit mittlerem Körper und Säure, aber genügend Zug und Druck am Mittelgaumen.
Hier wirkt der Wein eher feminin elegant, fast tänzelnd. Sehr klar und lang mit
immer noch präsenten Tanninen. Eine schöne Würze rundet das Finish ab.
Mittlerweile sind die Preise
für diese Weine sehr gestiegen, dennoch würde ich es jedem Leser ans Herz legen,
sich eine Flasche dieses Stoffes für etwas länger im Keller zu bunkern und nach
ein paar Jahren der Reife zu genießen. Der 2011 hat den Weg in meinen Keller
schon gefunden.
Der 1997er für ca.107€ hier zu beziehen.
Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten.
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