Weinrallye 43 Besser Spätlese als nie...

März 23, 2011

Weinrallye 43 Besser Spätlese als nie...

Lieber Leser der La Gazzetta del Vino, der Direttore meldet sich nach ganzmärziger Abwesenheit zurück. Er musste sich kurz der geschäftlichen Vergrößerung widmen, um nun den Rest des Jahres Sie mit seinen vinophilen Ergüssen zu penetrieren. Jetzt war der Direttore nicht nur drei Wochen contentlos, nein, er meldet sich auch mit einem Beitrag zur Weinrallye zurück, die eigentlich schon vor vier Tagen stattfand. Nun, geneigte Leser, Sie werden ihm verzeihen und er gelobt durchaus Besserung. Das Thema der letzten Weinrallye befasste sich mit „Riesling Spätlese“. Ausgerichtet wurde diese von Blogger Ralf Kaiser, besser bekannt als Weinkaiser. Riesling, die Königin der Weißwein Rebsorten mit Weltruf. Egal wohin es den Direttore auf der Welt verschlägt, wenn das Thema Deutscher Wein das Tischgespräch kreuzt, dann geht es vornehmlich um Riesling, im bewussteren Kreise mit hoher Restsüße, bei nicht vollständig durchgegärten Mosten eben restsüße Spätlesen. Die restsüßen Spätlesen kämpfen tapfer gegen das im Volksmund geltende Vorurteil, welches besagt dass Weißwein nur bedingt reifen könne. Dies entspricht, wenn es um Riesling geht, nicht der Wahrheit. Sicherlich kommt es auf die Vinifizierung bzw. die Qualität des Erzeugers und den Gegebenheiten des Jahrgangs an, doch urteilt man nicht anmaßend, wenn man restsüßem Riesling ein jahrzehntelanges Leben vorher sagt. Das Rheingau beherrscht diese Art von Riesling Kunsthandwerk besonders gut. So fiel die Entscheidung recht schnell ältere Kaliber zu verkosten um quasi das Gleichnis „Nur auf einem alten Gaul lernt man das Reiten“ auch für Wein salonfähig zu machen. Anbei die beiden Kandidaten.

1975 Erbacher Hohenrain Riesling Spätlese Robert von Oetinger`sches Weingut (damals Mitglied im DVGV=Verband Deutscher Qualitätsweinversteigerer)
Dichtes, kupfernes Gelb mit braunen Reflexen. Einladende, nicht zu reife Nase nach Karamell, Harz und ein wenig orientalisch nach Baklava. Am Gaumen angenehm weich und rund, dezente Frucht nach Birnensorbet. Schwaches Säuregerüst. Leichte Pampelmusenherbe im langen Finish. Spannend zu schmecken mit wie viel Schwung diese Spätlese nach 36 Jahren noch den Tango auf das Parkett legt!
1966 Johannisberger Kläuser Berg Riesling Spätlese Weingut Graf v. Schönborn

Dichtes und rostfarbenes Rot. Monsterbukett aus Vanille, Akazienhonig, Salbei und Porno Petrol (Der Geruch nach Benzin, man hasst oder man liebt diesen bei gereiftem Riesling). Wie vital die Blume ist noch nach 45 Jahren! bei diesem Weisswein!? Am Gaumen schon etwas ausgedünnt. Harmlose Frucht nach Litschi und ein kurzes dumpfes Finish. Der Geschmack hat es hinter sich, das Bukett ist beeindruckend. Ein absoluter Klischeeaufräumer!
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Karl-Josef-Thul: weinkaiser.de/die-riesling-spaetlese/
Peter Züllig: weinkaiser.de/riesling-riesling-nur-du-allein…/