Statusbericht von der Rhône an die Seine, unser Blog-Sommelier Alfred Voigt verkostet in Paris!


von Alfred Voigt

Auch auf die Gefahr hin, einen Geheimtipp zu verlieren, möchte ich auf eine großartige Weinpräsentation hinweisen, die alle zwei Jahre in Paris stattfindet. Zum neunten Male präsentierte die “Association Rhône en Seine“ ihre Weine in Paris. 40 Weingüter von der nördlichen und südlichen Rhône in Südostfrankreich präsentierten ihre aktuellen Jahrgänge persönlich. Dies durch die Eigentümer am Place du Vendôme, im Herzen von Paris. In lockerer Atmosphäre kann man den State of the Art der Weinregion verkosten.

Nach dem etwas problematischen Jahrgang 2014, gab es dieses Jahr Weine aus den 3 großartigen Jahrgängen 2015/2016 und 2017 zu probieren. 2015 ist dabei der etwas elegantere Jahrgang, während 2016 mit viel Kraft und Konzentration aufwartet. Aus 2017 gab es ausschließlich Weißweine, die sich lebendig und ausgewogen präsentierten. Wir waren zum dritten Mal bei dieser tollen Probe, die alle zwei Jahre stattfindet – bislang waren wir immer die einzigen Teilnehmer aus Deutschland! 

10:30 Uhr am Morgen. So stürzten wir uns erst mal auf die Weißen. Welch Überraschung, sie zeigten sich frisch, ausgewogen mit Finesse, wenig Holzmaskierung und tolle Würze. Der Stil hat sich hier erfreulich verfeinert und ist jetzt auch für den Riesling Freund kompatibel! Von der nördlichen Rhône Weine der Rebsorten Marsanne und Roussanne mit etwas Viognier bzw. Viognier pur in Condrieu. Zwei St. Peray zu Beginn. Kleine Appellation, bei uns eher unbekannt. Bernard Gripa Les Pins 2017 wunderbar klar und ausgewogen mit Frische und Würze, Alain Voge Harmonie 2017, ähnlich strukturiert, vielleicht etwas schwächer und Fleur de Crussol 2016, noch etwas vom Holz geprägt, aber viel Potential. Die Stars aus Condrieu natürlich Yves Cuilleron Les Chaillets, wie immer großartig, aber halt nicht nur duftig und für den schnellen Konsum, sondern mit Struktur und Komplexität – absolut wunderbar. Dazu Yves Gangloff, sehr gut strukturiert auf Grund der langsamen Gärung, zusätzlich feine Frucht. 

Die St. Joseph, größte Appellation im Norden auf einer Länge von 80 Kilometer, zeichneten sich bei allen Produzenten durch eine deutliche Honignote aus. Bei diesen Weißen war die Säure am weichsten, so bestachen sie durch Schmelz und Würze, absolute Essensweine! Am besten vielleicht der Les Oliviers von Pierre Gonon, leider immer schnell ausverkauft (Vor 10 Jahren war das noch anders, ein befreundeter Weinhändler, der die Roten und Weißen von Gonon auf den deutschen Markt gebracht hatte, blieb darauf sitzen – heute unvorstellbar!). Sicher noch sehr zu empfehlen Villard und natürlich Gaillard. Aus dem Süden gefielen uns eigentlich nur zwei Weiße aus Châteauneuf-du-Pape, und zwar Clos des Papes, wirklich ein großer, vielschichtiger Wein, sowie Vieux Télégraphe mit viel Körper und Struktur. 

Beaucastel gefiel uns sicher sehr als Weißwein überhaupt, wir vermissten aber die Identität, die Verbindung zur südlichen Rhône, das ist sicher auch immer ein Argument zur Beurteilung eines Weines. Bei den Roten hat der Vergleich zwischen 2015 und 2016 sehr viel Freude bereitet. Allgemein gefiel uns 2015 etwas besser, da finessenreicher. Aus dem Norden toll wie immer Gonon St.Joseph 2016. Fein, pfeffrig, perfekte Harmonie. Gripa sehr ordentlich, aber begeistert hat uns Gaillard 2016. Schon der St.Joseph sehr gut, der Knaller aber waren Côte Rôtie Côte Blonde und vor allem der Lagen Wein Rose Pourpre ebenfalls vom gekochten Hang. Das ist ein einmaliger Stil: burgundisch fein und finessenreich. Vielschichtig und komplex, aber niemals fett oder breit. Einfach toll. 

Ganz anders die Côte Rôtie von Ogier. Vier Lagenweine stellte er vor aus dem Jahrgang 2015: Fonceant, Bertholon, La Viallière und But den Mont. Alle Weine exzellent, deutlich unterschiedlich, spannender Vergleich. Seine Weine sind wuchtiger und kraftvoller als die von Gaillard, trotz des eleganteren Jahrgangs und brauchen sicher mehr Zeit zum reifen. Wir waren vor allem begeistert vom But de Mont, dem eine tolle Entwicklung beschieden ist. Kraftvoll, mineralisch, Frucht und Würze im Überfluss. Crozes Hermitage, Graillot, wie schon in den Jahren zuvor etwas enttäuschend leider, viel besser der Clos des Grives 2016 von Combier. 

Cornas, eine meiner Lieblingsherkünfte von der Nordrhône enttäuschte bei Clape, wie die letzten Jahre zuvor auch. Alain Voge 2016 sowohl Les Chailles, als auch die Vieilles Vignes prima. Die Weine aus Cornas scheinen ihre Rustikalität etwas zu verlieren. Sie werden feiner bei aller Dichte und Konzentration. Voge ist inzwischen unser Favorit. Dann in den Süden. Gigondas, mag ich inzwischen fast lieber als Châteauneuf-du-Pape, da sie oft nicht ganz so mächtig sind. St.Cosme, einer unser Lieblinge glänzte zunächst mit Abwesenheit, brachte dann aber lediglich einen Wein zur Probe – sehr schade. Domaine des Espiers hat uns sehr gut gefallen. Viel Eleganz, Garrique und Frucht von roten Beeren. Die Weine ähneln eher denen von Bouissière als von Yves Gras. 

Eine echte Entdeckung auch die Weine von Pallières (im Eigentum von Vieux Télégraphe) scheinen die alte Form aus den 80er Jahren allmählich wieder zu finden. Da sind wir auch schon am südlichen Ende in Châteauneuf due Pape. Vieux Télégraphe kraftvoll und würzig, uns fehlte aber etwas Charakter. Den gab es in Fülle bei Clos des Papes, sowohl für den 2015er als auch für den 2016er. Einfach ausdrucksstark, würzig, harmonisch mit einem ordentlichen Schuss Garrique. Diese wurden vielleicht nur noch übertroffen von den Damen von der Domaine Marcoux 2015, sinnlich ansprechend und prototypisch für die Herkunft. Das trifft sowohl für die normale Cuvée zu, aber besonders für die alten Reben, einfach unbeschreiblich gut.

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