Mehr so Mersault! Domaine Roulot – Meursault-Boucheres Premier Cru
von Marc Dröfke
Meursault. Spricht man über die ganz großen Weißweine dieser
Welt, ist das ein Ortsname, der viele Weinfans sofort hellhörig werden lässt. Denn
wie Vosne oder Chambolle für sensationellen Pinot bekannt sind, ist Meursault
die Quintessenz in Sachen Chardonnay für eine Großzahl von Konsumenten.
Was viele nicht wissen: In Meursault gibt es keine Lage, die
Grand Cru Status besitzt. Exakt die Fleckchen Erde, die dem Burgund
größtenteils seinen Legendenstatus beschert haben. Allerdings herrscht
einhellig die Meinung, dass die besten Premier Crus, die rund um das
beschauliche Städtchen gekeltert werden, es locker mit entsprechenden Grand
Crus aus anderen Gemeinden aufnehmen können.
Einer der Produzenten, der hier seit geraumer Zeit für
Furore sorgt, ist Jean-Marc Roulot. Die Weine der Domaine waren schon immer
begehrt und qualitativ über jeden Zweifel erhaben. Seit etwa zwei Jahren
allerdings hat der Hype (und hier kann man wirklich von einem Hype sprechen) um
die Weine eine neue Stufe erreicht. Der Vergleich zum großen Jean-Francois
Coche-Dury wird oft genannt. Für mich nicht ganz nachvollziehbar, haben beide
Winzer doch einen unterschiedlichen Stil. Auch preislich liegt da (noch) eine
Liga dazwischen. Gott sei Dank, muss man da sagen.
Die Geschichte der Domaine ist relativ schnell erzählt. 1830
wurde die Domaine gegründet und erfuhr mit Jean-Marcs Vater Guy Roulot, der das
Weingut 1960 unter seine Fittiche nahm, einen saftigen Auftrieb. Guy Roulot vinifizierte
als einer der ersten in Meursault seine jeweiligen „Dorf-Meursault“-Paarzellen
(Village) einzeln.
Damit ging er den anderen Weg als den üblichen, denn die meisten
Winzer warfen ihre Trauben aus den jeweiligen nicht Premier Cru klassifizierten
Parzellen zusammen, um einen einzigen Wein zu erzeugen. Diese Diversifikation
plus Ausbau der Weingärten durch Neupflanzungen, Reduzierung der Erträge sowie
Investitionen in Keller und Technik ebneten den Weg zur heutigen Anerkennung.
Leider verstarb Guy Roulot 1982 im sehr frühen Alter von Anfang 50.
Sein Sohn
Jean-Marc besuchte zu dieser Zeit lieber eine Schauspielschule in Paris anstatt
sich um die Reben zu kümmern. Mit der Hilfe von Jacques Seysses
(Domaine Dujac) trat der erst 25 Jährige Amerikaner Ted Lemon (heute
Littorai/CA) in die großen Fußstapfen von Guy Roulot und behielt den Stil, den
der Alte vorgegeben hatte, so gut es ging bei. Abgelöst wurde er von Franck
Grux, der die Verantwortung im Keller bis zur Rückkehr von Jean-Marc im Jahre
1988 übernahm.
Seit diesem Jahrgang führt Roulot das Weingut zusammen mit
seiner Schwester Michelle bis zum heutigen Tage. Schon kurz nach der Rückkehr aufs elterliche Weingut stellte
er im Jahre 1989 die Anbauweise auf biologisch um und verkleinerte die Erträge
noch mehr. Nebenbei erhöhte er die Anbaufläche nur leicht, um nicht den
persönlichen Bezug zum Weinberg zu verlieren. Dabei liegt sein Fokus ganz klar
auf der Herausarbeitung der unterschiedlichen Eigenschaften der jeweiligen Parzellen.
Im Keller wird möglichst wenig eingegriffen, um die Weine
nicht zu verfälschen. Roulot setzt gezielt verschiedene Fässer ein, um die
Spezifikationen der Weine zu unterstreichen. Und eins muss man den Franzosen
lassen: wenn sie etwas können, dann ist es Holz. Und das richtig gut. Dem ein
oder anderen mögen die Weine in der Jugend vielleicht etwas zu sehr davon
eingenommen sein. Mit etwas Flaschenreife integriert sich das allerdings und
gibt dem Wein Rückgrat und Struktur.
Die Weine von Jean-Marc Roulot sind ein Fixstern am burgundischen
Himmel. Das sind große Worte. Aber es gibt wenige Weingüter auf dieser Welt,
die in meinen Augen hier mithalten können. Ich weiß, die Gebinde sind teuer.
Aber jeden Cent wert.
Meursault-Boucheres
Premier Cru 2004
Einer der vier verschiedenen Premier Crus, die von Roulot
auf die Flasche gezogen werden.
Im Glas dreht der Wein in einem mittelgoldenem Gewand seine
Runden. Die Nase ist unheimlich vielschichtig, klar und intensiv mit
Noten von Zitrone, Quitte, etwas Vanille und gegrillte Ananas. Dahinter viel
nasser Stein, Curry, Zitronengras sowie etwas Orangenzeste.
Am Gaumen zeigt der Wein das, wofür was die Domaine Roulot
steht: Eleganz, Tiefe und eine nahezu laserartige Säure. Ein geschliffenes
Juwel das neben seiner Eleganz eine subtile Power mitbringt und diese dem
Trinkenden speziell am Mittelgaumen zu zeigen weiß.
Viel Salz, wieder Zitrone
und dieser Kuss vom Holz. Wahrscheinlich jetzt auf den Punkt, kann aber
durchaus noch fünf Jährchen gehen.
Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc., keinerlei Geld erhalten.
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