Winifred, der Wagner unter den Rosés oder gut Gut Oggau!
von Marc Dröfke
Wie
ich in meinem letzten Beitrag schon erwähnt habe, bin ich normalerweise nicht ein größer Fan von Rose-Weinen.
Die 77. Weinrallye (Zusammenfassung übrigens bei culinary pixel)
hat mich dann mehr oder minder genötigt das Thema etwas genauer zu betrachten
und ich war doch durchaus beeindruckt von dem Stoff der Domaine Tempier. Ich
muss aber gestehen, dass der Wein aus der Provence eigentlich nur eine Art
Ersatz war, denn ich hatte zunächst einen anderen Kollegen für dieses Thema
angedacht. Da es allerdings mit dem Liefertermin knapp geworden wäre, musste
ich kurzfristig umdisponieren.
Nun
möchte ich den zunächst angedachten Wein aber nicht in der Versenkung meiner
Leber verschwinden lassen, sondern ihn ebenfalls hier vorstellen, sind mir die
Eckdaten und der Winzer dieses Weins doch höchst sympathisch.
Es
dreht sich um den Betrieb Gut Oggau, der im gleichnamigen Ort am Neusiedlersee
ansässig ist und seit geraumer Zeit von sich reden macht. Der Weinbau am See,
sowie das Weingut an sich, blicken auf ein langes, traditionsreiches Bestehen
zurück. Diese traditionellen Werte versuchen Stephanie und Eduard
Tscheppe-Eselböck seit 2007 aufzufangen und neu zu verpacken.
Dabei
wird aber bewusst nicht alles mit der Brechstange, sondern behutsam und nur
dort wo das Winzerpaar es für nötig hält, modernisiert. Sie gehören zu einer
Generation jüngerer Winzer, die sich nicht den überreifen, mastigen Weinen
verschrieben haben, sondern eher einen schlanken, eleganten Stil fahren und
dabei ganz bewusst die Kühle, die ihnen das Wetter ihrer Heimat schenkt,
ausnutzen.
Die
Weingärten werden biodynamisch bewirtschaftet, nahezu alle Weine sind Demeter
zertifiziert oder befinden sich in der Umstellung. Natur pur sozusagen, ohne
jegliche Verwendung von Spritzmitteln, chemischen Düngern oder anderen
Schönungsmitteln. Allerdings wird diese Bewirtschaftungsart von den Beiden
nicht als Religion verstanden, sondern als nötige Arbeit, um Weine zu kreieren,
die ausdrucksstark, individuell und mit einer auffallenden Lagerfähigkeit
ausgestattet sind. Dies wäre, laut Eduard Tscheppe, auf diesem Niveau mit einer konventionellen
Verfahrensweise nicht zu erreichen.
Tscheppe
hat dabei eine genaue Vorstellung und Plan, wie er dieses Niveau auch auf die
Flasche bekommt. Nichts scheint Hokuspokus zu versprechen, sondern jedes
einzelne Detail ist durchdacht. Wie viele kleine Zahnräder greift alles
ineinander und komplettiert sich am Ende zu einem großen Ganzen.
Wer
darüber mehr erfahren möchte, dem empfehle ich einen Beitrag bei Hendriks Thomas Video-Wein-Show Wein am Limit, in dem die Tscheppes ihre Philosophie genauer
erläutern. Anschauen lohnt sich.
Ein
weiterer Faktor, der den beiden auf ihrem Weg half, war die Neugestaltung ihrer
Etiketten zusammen mit der bekannten Werbeagentur Jung von Matt. Jeder Wein
stellt in diesem Konzept eine eigene, fiktive Persönlichkeit mit entsprechenden
Charakterzügen dar. Dies ist nicht nur ein Marketing-Gang, sondern laut
Tscheppe durchaus auch in den Weinen zu spüren.
Die
Qualitätspyramide staffelt sich nach dem Alter. Je älter die jeweilige Person,
desto hochwertiger ist der Wein. Es gibt eine Jugend-Generation, eine
Eltern-Generation und eine Großeltern-Generation. Wer den ganzen Stammbaum
einmal einsehen will, der kann dies hier tun.
2013 Winifred Rose Gut Oggau
Der
Rose, um den es sich heute dreht, ist ein Wein aus der Jugend-Generation und
zählt somit zum Einstiegsbereich. Sein oder besser gesagt ihr Name ist
„Winifred“. Es handelt sich dabei um eine Cuvee aus Blaufränkisch und Zweigelt.
Vergoren
wird spontan im großem Fass. Der Ausbau erfolgt ca. 5 Monate lang auf der
vollen Hefe, ebenfalls in großen Fässern. Dann folgt der schonende Abzug, die
Abfüllung ist unfiltriert. Winifred wird bis zur Füllung nicht geschwefelt und
keiner Most- oder anderen Weinbehandlung unterzogen.
Herausgekommen
ist ein Wein, der direkt beim einschenken zunächst eine helle pinke Farbe hat, dann
aber schnell dunkler wird und in Richtung eines durchsichtigen Rots tendiert.
In
der Nase frische, noch leicht mit Dreck versehene Walderdbeeren, überreife
Birne, etwas Zeste von einer Orange sowie weiße Blüten und einen Hauch von
Gartenkräutern. Dazu gesellt sich eine leichte oxidative Note, die allerdings
keineswegs störend auffällt.
Am
Gaumen wirkt der Stoff zunächst sehr leicht und eher als ein „easy-drinking“
Wein, doch im Finale zeigt er wieso auch der Jugend-Generation des Weingutes
eine gewisse Tiefe nachgesagt wird. Der Wein wirkt hier wie ein kleines Crescendo,
wächst an und schiebt mit ordentlich Druck nach. Dabei ist er zu jeder Zeit
frisch und klar. Die Säure ist wunderbar in den Wein integriert, kreiert
nebenher noch einen ungemeinen Trinkfluss.
Ein
starker Auftritt der Dame vom Neusiedlersee, die bleibenden Eindruck
hinterlassen hat. Dieses Weingut sollte man im Auge behalten.
Wer den Wein probieren möchte, der schreibt einfach
eine E-Mail an office@calistoga.eu und fragt nach dem guten Tropfen.
Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten.
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