Weinrallye #77 - Rose, Rose, Tu mir nicht weh! - 2013 Bandol Domaine Tempier

von Marc Dröfke
Bisher war Rose nie wirklich ein Thema, welches mich wirklich „anturnen“ konnte. Gut, ab und zu auf einem Sommerfest oder im Urlaub, habe ich das ein oder andere Glas zu mir genommen. Wirklich begeistern konnte mich bisher noch keiner dieser Weine. In nahezu allen Fällen war der Stoff einfach nur dünn, ohne Struktur und Druck am Gaumen. Allerdings muss ich auch gestehen, dass die von mir probierten Rose Weine von keinem renommierten Produzenten stammten oder in irgendeiner Weise einen speziellen Ausbau erfuhren.

„Roséweine sind sehr hellfarbige Weine aus blauen oder roten Trauben, die wie Weißwein hergestellt werden. Die Beeren dürfen dabei nicht oder nur wenige Stunden auf der Maische liegen. Je nach Intensität des Kontaktes mit den Beerenhäuten ist der Roséwein unterschiedlich stark gefärbt, das Farbspektrum reicht von lachsfarben bis zu kirschrot.“ Danke Wikipedia!

Meine Vorbehalte versuche ich im Zuge dieser Weinrallye - ein monatlich stattfindendes Blogger-Event zu einem vorgegebenen Thema der Weinwelt - zu zerstreuen. Ich habe mich für eine Flasche aus der Provence entschieden, die von einem Weingut stammt, das durchaus über einen gewissen Status verfügt und über deren Weine ich noch nie etwas schlechtes gelesen oder gehört habe.

Die Rede ist von der Domaine Tempier. Speziell der Rose wurde zum Teil hoch gelobt. O-Ton Robert Parker, der amerikanischer Weinkritiker-Papst: „the leading candidate fort he world´s most hedonistic Rose“ Ziemlich große Worte. Werde ich endlich bekehrt?

Die Domaine ist bereits seit 1834 im Besitz der Familie Tempier. Das Weingut war maßgeblich mitverantwortlich dafür, dass das Anbaugebiet Bandol 1941 den Status als A.O.C von der I.N.A.O verliehen bekam. Dies wurde durch harte Arbeit und einer stetigen Rekultivierung der zum Teil sehr alten Rebstöcke erreicht. Mittlerweile werden ca. 38 Hektar an Rebfläche bewirtschaftet, die sich rund um den kleinen Ort Le Plan du Castellet auf mehrere einzeln verstreute Paarzellen verteilen.

Bei den Weinen der Domaine kommt eine Rebsorte ganz besonders zum Tragen. Es dreht sich um Mouvedre, der in allen Weinen des Betriebs eine dominierende Rolle spielt. Auch in dem von mir ausgesuchten Rose, ist der Mouvedre mit 50% in der Cuvee vertreten. Daneben lässt sich noch 28% Grenache, 20% Cinsault und 2% Carignan finden.


2013 Bandol Domaine Tempier
Der Wein fließt mit einem Lachsrosa ins Glas, verändert sich mit der Zeit aber etwas und wird dunkler.

In der Nase viel frisch angeschnittener heller Pfirsich, Erdbeere, leicht Kirsche, etwas Quitte und die Rinde einer Wassermelone. Daneben gesellt sich noch eine leicht Note, die an Eisen erinnert und ein paar Rosenblätter.

Im Mund hat der Wein einen mittleren Körper, ist leicht cremig und verfügt über die von mir oft vermisste Struktur bei Roseweinen. Die Säure fällt zunächst nicht weiter auf, kommt im Abgang aber nochmal schön raus. In Form einer leicht an Zitrone erinnernde Komponente. Der Wein wird mit Luft immer besser, kann sein volles Potential erst nach einer Stunde voll ausspielen. Er zeigt jetzt ein langes, elegantes Finish, das ihm zusätzlich eine sehr noble Seite verleiht. Alles befindet sich in einer unheimlichen ansprechenden Balance, aber dennoch animiert er zum Trinken. Vor allem ob des kleinen würzigen Einschlags. Überraschend komplex.  

Ein stimmiges Exemplar Rose, das charakterstarke Eigenschaften besitzt. So lasse selbst ich mir Rose gefallen. Es gibt letztendlich alles auch in gut, manchmal muss man halt einfach länger suchen…

Für ca. 20€ hier zu beziehen. 
Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten. 


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