Consigliere Dröfke über zwei Entdeckungen seiner Frankreich Reise - 2011 St. Joseph Dard & Ribo und 2010 Fleurie Foillard
von Marc Dröfke
Wenn man sich mit dem Thema
Wein etwas näher beschäftigt und sich mit dem heimischen Fachhändler oder
anderen Weinaffinen unterhält, wird das Wort „Lagerfähigkeit“ häufig und gerne
in den Mund genommen. Besonders lagerfähigen Weinen wird oftmals eine höhere
Qualität zugesprochen, denn der Wein muss eine gewisse qualitative Struktur
vorweisen, um überhaupt eine entsprechende Zeit im Keller liegen bleiben zu
können.
Dazu kommt, dass manche
Gewächse, meist von sehr traditionell arbeitenden Winzern, aus bekannten
Anbaugebieten, sich erst mit einer gewissen Flaschenreife zur vollen Pracht
entfalten. Allerdings können es sich die
Produzenten meist nicht leisten die Flaschen bis zur Trinkreife bei sich im
Weingut zu lagern und dann erst auf den Markt zu werfen, haben sie, wie jeder
andere Wirtschaftsbetrieb, ihre Kosten entsprechend zu decken. Und so
werden doch viele, zumeist hochwertige Weine, viel zu früh getrunken.
Einige hektische Konsumenten
haben keine Lust sich einen Wein aus dem Burgund, Barolo oder Bordeaux mit
aktuellem Jahrgang zu kaufen und diese 10,15,20 Jahre zu lagern. Sie wollen
gleich die volle Packung Genuss ohne Einschränkungen.
Es gibt aber auch Regionen, wo
Weine erzeugt werden, die eher für einen früheren Genuss konzipiert sind. Sie
sollen schon kurz nach der Abfüllung richtig Spaß machen und zeigen was sie
drauf haben, ohne lange Zeit reifen zu müssen.
Die Weine des Beaujolais sind
hierfür ein gutes Beispiel. Die Region, die nördlich von Lyon angesiedelt
ist, litt lange unter dem schlechten
Image des „Beaujolais Nouveaus“, ein Zechwein, der jedes Jahr immer am dritten
Donnerstag im November auf den Markt kommt. Dabei handelt es sich meist um
dünne, primärfruchtige Stoffe, die zum großen Teil im Süden der Region
gekeltert werden und für den super schnellen Konsum gedacht sind. Sie sind oft
ohne viel Anspruch und machen eher weniger Spaß.
Den Beaujolais Noveaus kann
man aber nicht mit den Weinen vergleichen, die im Norden des Beaujolais
gekeltert werden. Dort liegen die 10 Crus der Region. Vielleicht sind dem ein
oder anderen die Dörfer Morgon, Fleurie, Moulin a Vent oder auch Brouilly ein
Begriff? Aus ihnen kommen für mich einige der interessantesten Weine ganz
Frankreichs. Ganz besonders, was das Preis-Leistungsverhältnis anbelangt.
Jean Foillard gehört zu den
bekannteren Winzern des Beaujolais, vor allem in den USA sind seine Weine sehr
angesagt. Im Jahre 1980 übernahm Jean den elterlichen Betrieb und schloss sich
kurz danach einem Zirkel von 3 anderen Winzern, u.a. dem ebenfalls sehr
bekannten, im Jahr 2010 leider verstorbenen Marcel Lapierre, an.
Ihr Credo: Zurück zur „alten“
Praxis des Weinbaus. Altes Rebmaterial, keine chemischen Pestizide im Weinberg,
sehr späte Lese, rigorose Selektion des Materials, um dadurch möglichst nur
perfekt gereifte Trauben zu verarbeiten. Im Keller so wenig Schwefel wie
möglich verwenden und keine Filtration oder Schönung des Weinss. Der Ausbau
erfolgt in gebrauchten Fässern aus dem Burgund. Kurzum, biodynamische oder
„Natural-Wines“.
Foillard besitzt Lagen mit zum
Teil bis zu 100 Jahre alten Rebstöcken, die nahezu ausschließlich um Morgon
angesiedelt sind. Was viele aber nicht wissen ist, dass er auch in Fleurie
Grund besitzt, allerdings nur in der Größenordnung von gerade mal einem Hektar.
Die Weine sind selten und bei uns in Deutschland nach meinen Recherchen auch
nicht zu bekommen. Meine Flasche des 2010 Jahrgangs, stammte aus einem Pariser
Weinladen.
Dem Fleurie wird nachgesagt er sei etwas leichter, wie
die anderen Crus der Region, und hätte etwas „blumiges“ an sich. Foillards Lage
besitzt hauptsächlich Sandstein als Untergrund, während in Morgon Schiefer und
Granit die Hauptrolle spielen.
2010 Fleurie Foillard
Der Wein, gekeltert aus der Gamay-Traube, wie nahezu alle
Rotweine der Region, fließt in hellem rot, mit einem eher dunklen Kern ins Glas
und erinnert stark an einen Pino-Noir. In der Nase zunächst eine relativ starke
„Stallnote“, die aber mit der Zeit verfliegt. Ich empfehle den Wein eine halbe
Stunde vor Genuss zu dekantieren. Aus dem Glas strömt danach eine schöne
Mischung aus Erdbeere, Himbeere, aber auch Cassis, Zimt, Rosmarin, morsches
Holz, trockene, staubige Erde und eben auch diese blumige Komponente, die mich
etwas an getrocknete Rosenblätter und Veilchen erinnert. Alles ist sehr schön
verwoben und sehr dezent. Dieser Stoff ist kein „in-your-face“ Wein. Man muss
sich mit ihm befassen, um ihn zu verstehen.
Am Gaumen fällt zunächst der
relativ schlanke Körper auf. Am Mittelgaumen aber mit erstaunlichem Druck, den
ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Der Stoff schließt mit einem schönen,
mittellangen Finish und viel weißem Pfeffer im Nachhall. Der Wein wirkt in der
Struktur sehnig und karg, der Gerbstoff ist schön eingebunden aber spürbar.
Kann noch reifen und wird sich in 2-3
Jahren noch besser präsentieren.
2011 St. Joseph Dard & Ribo
Der andere Wein, den ich heute
vorstellen möchte, kommt von zwei Winzern, die sich ebenfalls dem
biodynamischen Weinbau und möglichst geringen Schwefelmengen im Keller
verschrieben haben. Die Rede ist von Rene-Jean Dard und seinem Partner Francois
Ribo. Kurz Dard & Ribo. Die Beiden betreiben seit 1984 ihren Betrieb, der
in Tain-l'Hermitage ansässig ist. Wir befinden uns also an der nördlichen
Rhone. Von hier kommen einige der lagerfähigsten Weine ganz Frankreichs, denkt
man an Namen wie Chave, Guigal oder auch Paul Jaboulet Aine.
Dard und Ribo verfolgen in
dieser Hinsicht eine andere Philosophie. Sie wollen Weine machen, die man schon
kurz nach der Füllung sehr gut trinken kann. Denn laut den Beiden sind Weine
zum trinken da, nicht um sie ewig im Keller zu lagern.
Unter anderem bewirtschaften sie
auch einige Reben im Gebiet St. Joseph, aus dem tolle Weine kommen, die zum
Teil ihre großen Brüder aus der Lage Hermitage in Blindproben ganz schön ins straucheln
bringen.
Im Glas dreht sich ein Wein im
mittlerem, trüben Rot, der zu den Rändern deutlich heller wird. Man sieht
sofort, dass der Wein unfiltriert abgefüllt wurde. Die Frucht dominiert
zunächst deutlich die Nase. Schwarze Johannisbeere, rote Sauerkirsche und
Cranbeery, fallen mir sofort auf. Dahinter etwas rotes, blutiges Fleisch,
Eisen, schwarzer Pfeffer und eine „dreckige“ erdige Komponente.
Am Gaumen unglaublich
saftig und fleischig, ohne überladen zu wirken. Unglaublich geiler Mix aus
schwarzer und roter Kirsche mit einem ordentlich Schuss Säure. Der Wein
vibriert richtig, ist dabei aber ungeheuer samt. Dabei hat er trotzdem ordentlich
Gripp und eine schöne, leicht bittere Gerbstoffnote im Finish.
Kann noch locker 5 Jahre
liegen, aber warum, wenn er doch bereits jetzt so unglaublich gut zu trinken
ist. Mir nichts dir nichts war die Flasche leer. Und mit nur 12,5% Alkohol,
bekomme ich am nächsten Morgen auch noch den Kopf vom Kissen hoch.
Eine DER Entdeckungen des
bisherigen Jahres für mich. Leider, leider sind die Weine bisher (noch) nicht
in Deutschland verfügbar. Ich bitte alle Importeure und Weinhändler, schaut
euch diesen Produzenten genauer an, es lohnt sich definitiv! Und an alle, die
in den nächsten Monaten Paris bzw. Frankreich besuchen, meldet euch bei mir,
ich brauche dringendst Nachschub!
Weine von Foillard sind bei Sebastien Visentin in Berlin - Vin sur Vin - erhältlich, vom Fleurie aber wohl nur der 2008er. Er ist Teil einer Beaujolais-Probe, die ich am 27. Juni für die Kölner Seilschaft ausrichte.
AntwortenLöschenDanke für die Info!
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