Attenzione Direttore Die Interviewreihe - 2 Jahre „Wine in Black“ Quo vadis, Stephan Linden (Geschäftsführer Wine in Black)?

2 Jahre „Wine in Black“. Ein Onlinehändler, der durchaus für Diskussionsbedarf in Deutschland sorgt. Investoren- und Preispolitik, Rentabilität und Zukunftsfähigkeit sind die im Raum stehenden Fragen. Consigliere Dröfke spricht mit Stephan Linden, Geschäftsführer bei Wine in Black, über das Wein-Onlinegeschäft, das Zustandekommen der günstigen Preise und über die Zukunft des Start UPs aus Berlin.

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum 2 Jährigen Bestehen, was ja im Startup- Business nicht immer die Regel ist. Begonnen habt ihr als kleines Projekt in Mainz. Vielleicht könntest Du uns einen kurzen Einblick darüber geben wie alles begann? 

Wir wollen Premium-Wein einer jüngeren Zielgruppe zugänglich machen. Leuten, die gerne Wein trinken, die es sich auch durchaus leisten könnten, sich eine höherpreisige Flasche zu gönnen, aber die über die existierenden Anbieter nicht abgeholt werden. Die Art, wie Premium-Weine normalerweise verkauft werden, grenzt unerfahrene Weintrinker aus. Die Texte richten sich an Weinprofis, das Sortiment ist so groß, dass man ohne Vorkenntnisse eigentlich nur danebenliegen kann, die Produktpräsentation ist deutlich weniger „Premium“ als Qualität der Produkte – das wollten wir anders machen und wir glauben, das ist uns gelungen! Das Konzept funktioniert, unsere Kunden sind im Durchschnitt 38 Jahre und bilden ein Segment, das bislang von niemandem erschlossen wurde.

Einige Zeit später habt ihr euch dann entschieden nach Berlin umzuziehen. Wieso der Schritt? War der Grund hierfür, dass man der deutschen Startup-Szene hier näher ist? Oder bewegte euch etwas ganz anderes dazu?

Ja, definitiv. Wine in Black kombiniert Wein mit marktführender Technologie für Onlinehandel. Das klingt abstrakt, bedeutet aber zum Beispiel, dass wir unseren gesamten Online-Shop mit einem eigenen IT-Team programmieren und nicht von einer Agentur aufbauen lassen. Dafür muss man an einem Ort sein, an dem man solche Experten leicht findet und da steht Berlin ganz vorne. Gleichzeitig gibt es in Berlin, aufgrund der hohen Internationalität, Gastronomie, etc. eine wirklich tolle, große Wein-Szene. 

Ihr bietet euer Angebot unter anderem auch über eine App an. Wie sind hier eure Erfahrungen bisher? Nur nettes Gimmick oder ernstzunehmender Ersatz für die klassische Online-Weinhandel-Homepage? Es wird ja nachweißlich immer stärker auf mobile Medien gesetzt. 

Wir glauben ganz stark an „M-Commerce“, also Online-Handel über mobile Endgeräte wie iPhone oder iPad usw. Wir müssen keinen Wein kaufen, sondern machen es, weil wir privat eine Leidenschaft dafür haben und uns mit dem Genuss belohnen. Im privaten Teil unseres Lebens sind uns Smartphone und Tablet viel näher als der PC – und damit auch näher am Weinkauf und vor allem auch am Weintrinken! Das spiegelt sich auch bei Wine in Black wieder: Wir machen über ein Viertel unserer Umsätze über mobile Endgeräte.

In der Öffentlichkeit werde der Einfluss von Social-Media fürs Einkaufen oft überschätzt. Wie sieht euer Plan in Sachen Social-Media aus?

Unserer Erfahrung nach wird über Social-Media wenig unmittelbar „verkauft“. Aber man kann mögliche Kunden auf sich aufmerksam machen, eine Marke aufbauen und weitere Berührpunkte mit bestehenden Kunden schaffen. Das ist langfristig viel wichtiger.

Die Preise eurer angebotenen Weine kann man erst einsehen, wenn man sich per E-Mail Adresse bei euch registriert hat. Dies hat in der Vergangenheit oft zu Unmut geführt. Verschreckt man so nicht potenzielle Kunden?

Ja, es gibt immer wieder Besucher unserer Website, die sich daran stören. Wir haben aber bisher noch keine einzige Email von Kunden bekommen, die sich nach Anmeldung darüber beklagen, dass es das nicht wert gewesen wäre, diese Hürde zu nehmen, um Zugang zu unserem Sortiment zu bekommen.

Was hat der Online-Händler dem klassischen Weinhändler vor Ort voraus? 

Als Online-Händler ist man in erster Linie nicht auf ein kleines regionales Umfeld beschränkt, sondern hat zumindest in der Theorie einen größeren Markt, den man ansprechen kann. Vor diesem Hintergrund lohnen sich Investitionen, die sich bei einem stationären Händler nicht rechnen würden. Damit meinen wir nicht nur Technologie, sondern beispielsweise auch Experten für bestimmte Bereiche. Dafür haben wir natürlich keine physische Nähe zum Kunden, was einige Themen anspruchsvoller macht.

Eine kurze Frage zur Lagerung eurer Weine. Habt ihr ein eigenes Lager und Kommissionierung oder bemüht ihr einen externen Dienstleister?

Unser Lager haben wir an einen sehr professionellen Partner ausgelagert. Wir sind froh, das so gemacht zu haben, nachdem wir die ersten zehntausend Flaschen nach Feierabend selbst verpackt haben und hier wirklich an unsere Grenzen kamen. Wenn wir ein sehr spannendes Produkt bringen, haben wir plötzlich sehr viele Bestellungen – mit unserem derzeitigen Logistikpartner hat man seinen Wein trotzdem meist schon am nächsten Tag, wenn wir alle Weine vorrätig haben.

Habt ihr einen speziellen länderspezifischen Fokus bei der Auswahl eurer Weine und nach welchen Kriterien wählt ihr eure Weine aus?

Der Kern unseres Konzepts ist „alle 2 Tage 2 neue Weine“, die dann für bis zu 7 Tage verfügbar sind. Daher ist das Sortiment sehr schlank, obwohl wir mittlerweile länger verfügbare Kategorien ergänzt haben. Für unsere Weine haben wir aber keinerlei Länderfokus, sondern versuchen vielmehr über Zeit alle relevanten Anbauregionen abzudecken. Wichtig sind uns dabei, neben der Qualität des Weins, auch die Individualität und Geschichte hinter dem Produkt, weil Wine in Black aufgrund des Geschäftsmodells davon lebt, besondere Produkte intensiv vorzustellen. Das wird von vielen Kunden wirklich als Service wahrgenommen.

Ihr bietet zum Teil sehr hochwertige Weine recht günstig an. Wie sind die günstigen Preise überhaupt möglich? 

In erster Linie geht dies durch das relativ große Volumen je Produkt. Wir haben immer nur wenige gut selektierte Weine online, drehen hier aber relativ große Mengen pro Wein. Dadurch können wir große Mengen einkaufen – meist direkt vom Weingut – und bekommen entsprechend gute Preise.

Wie sieht die Zukunft von Wine in Black aus?

Wir haben bereits sehr viel erreicht und freuen uns wirklich sehr über das, was unser Team aufgebaut hat. Wine in Black ist mittlerweile ein seriöses Unternehmen und wird am Markt längst nicht mehr als „kleines Startup“ wahrgenommen.  Natürlich gibt es noch eine Vielzahl von Themen – Personalisierung unseres Angebots, weitere Internationalisierung, eine echte iPad-App, um nur ein paar zu nennen – in die noch viel Arbeit hineinfließen muss, bis wir dort sind, wo wir hinwollen. Es wird also spannend, aber definitiv auch arbeitsreich!

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