Semiten, Rastafaris und andere Ernsthaftigkeiten... 2009 Zion Bernhard Ernst



Über den jungen Avantgardisten Bernhard Ernst aus Deutschkreutz im Burgenland, wusste ich auf diesem Blog schon des Öfteren zu berichten. Nachzulesen ist dies hier und vor allem hier. Die fast schon euphorischen Dokumentarberichte stehen im Einklang meiner neugewonnenen Liebe zu der Rebsorte Blaufränkisch. Vor allem für Vertreter des österreichischen Pendants zum Lemberger aus dem Burgenland. Renaissance und kontemporäres „Weinmachen“ treffen auf Tradition und Herkunft.  Die Liste der Künstler ist mittlerweile beachtlich. Ob nachhaltig, das wird die Zeit nach der Anfangseuphorie des letzten Jahrzehnts zeigen.  

So freue ich mich heute ausgelebt voreingenommen auf den 2009er „Zion“ von Ernst. Zion? Die Turmburg auf dem Tempelberg im Südosten von Jerusalem. Synonym für die Hoffnung des Judentums und Wohnsitz Gottes. Und dann wäre da noch dieser Song. Ich erinnere mich noch wortwörtlich vernebelt daran…

„I am on the rock and then I check a stock
I have to run like a fugitive to save the life I live
I'm gonna be Iron like a Lion in Zion”

Der gute alte Bob Marley. Bernhard Ernst hingegen verwendet „Zion“ als Namen für dieses Cuvee, da er hierfür nur das beste Traubenmaterial aus seinen beiden Lagen Hochberg und Goldberg verwendet. Baufränkisch dominiert das Cuvee mit 60%. Es gesellen sich noch 20% Zweigelt und jeweils 10% Cabernet Sauvignon und f… Merlot hinzu. Das Ganze lässt er dann beachtliche 20 Monate in gebrauchten Barrique  verweilen.

Im tiefdunklen Rot mit bräunlichen Reflexen dreht dieser Lion in Zion seine Runden im Glas. In der Nase dominieren Pflaumen, schwarze Johannisbeeren, Blaubeeren, satte Schwarzkirschen, sowie Mokka und derbe Ledernoten. Wie ein frisch gewachster Pferdesattel. Reife Sharonfrucht (irgendwas mit Israel musste ja rein) rundet ein warmes und sortiertes Bukett ab. 

Am Gaumen wirkt der Zion komplex. Ein süßer Touch Fruchtpraline gepaart mit einer gegengewichtigen zupackenden Tanninstruktur. Saftiger und stoffiger Körper. Gekonnt balanciert. Das Cuvee bietet eine spannende Tiefe. Im würzigen Finish verweilt der Wein nachhaltig. Der Holzeinsatz ist noch etwas überpräsent und die Gerbstoffe noch ungezähmt. Zion hat seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Hier sind wir schon im Bereich des „Erwachsenentrinkens“, wie Martin Koessler , legendärer Weinhändler in Nürnberg,  oft zu sagen pflegt.  

Wie bei einigen Weinen von Ernst, gefällt mir diese griffige Tanninstruktur. Ohne Merlot und Cabernet wäre dies wohl eine dramaturgisch noch intensivere Trinkerfahrung geworden. Aber halt nur für Freaks. Deswegen hat der Burgenländer alles richtig gemacht und zaubert hier für sensationelle 15€ einen anspruchsvollen Wein, der auch hervorragend zu Wild passt, ins Glas.

Bernhard Ernst, es wird Zeit, dass Du mich enttäuscht. Deine Kollektion führt meinen ansonsten cholerischen Charakter aufs Glatteis.

Der Wein ist hier zu beziehen.  

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