Was können die Discounter Rieslinge wirklich? 2011 Fritz Keller trocken / 2011 R. Prüm feinherb


Wein aus dem Discounter. Hier scheiden sich die Geister. Für die Einen Blasphemie, für die Anderen eine logische Konsequenz. Fakt bleibt, dass wir Deutschen am liebsten Wein aus dem Discounter kaufen. Das bestätigen die blanken Verkaufszahlen. Völlig ohne Emotionen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Zum einen ist es praktisch neben dem Einkauf sich eine Flasche in den Warenkorb zu legen. Zum anderen bieten die Hallen der Discounter eine gewisse Anonymität, wenn der Konsument vorab schon mal am Fachhandel gescheitert ist. Ein weiterer Grund ist sicherlich die "Geiz ist geil" Mentalität. Die fehlende Liebe zum Produkt. Hier liegt auch mein Hauptkritikpunkt am Discounter. Die Tateinheit. Wer meint bei 2 kg Schweinefleisch für 1,20€ gehe es mit rechten Dingen zu, der glaubt auch an den näher rückenden Weltfrieden. Es bleibt aber die Wahrheit, die Menschen kaufen dort. Die Menschen mögen diese Weine. Seit ein paar Jahren produzieren etablierte Winzer für die Discounter. Die Gründe hierfür seien der Masse guten erschwinglichen Wein näher zu bringen. Dass die Umsatzzahlen noch oben schießen, ist dabei ein gemütlicher Nebeneffekt. Geld verdienen ist nichts schlechtes, deshalb stört mich dies in keinster Weise. Um kein Ignorant zu sein, teste ich 2 aktuelle Rieslinge aus dem Sortiment eines Discounters mit 4 Buchstaben. Mal sehen, was der geneigte Rabatttrinker gerne mag.
2011 Fritz Keller Baden Riesling trocken
Fritz Keller, der Präsident des Sportclubs aus Freiburg und besser bekannt als Winzer des Weinguts Franz Keller aus Oberbergen, versucht sich hier an einem erschwinglichen Riesling für ca. 4,99€. Im hochfarbigen Gelb dreht dieser Wein seine Runden im Glas. In der Nase sehr duftig. Citrusfrüchte, vor allem Limette. Wiesenblumen, grüner Apfel mit einem Hauch Mango. Am Gaumen trifft eine eher sehnige Säure auf grüne Frucht. Der derbe und schmalzige Körper hinterlässt einen sauren, herben Grapefruit Geschmack im ansonsten schwachen Finish. Der Gesamteindruck ist schwachtypisch. Eckig, Grün, not my Wine!
2011 R. Prüm Mosel Riesling feinherb
Auch der renommierte Winzer Prüm von der Mosel lässt sich seit ein paar Jahren in den Regalen der Discounter blicken. In diesem Fall mit einem feinherben Riesling. Ebenfalls im hochfarbigen Gelb mit grünlichen Reflexen dreht er seine Runden im Glas. Verschlossene Nase, dezent-sortenbetont. Citrusfrüchte, unreifer Pfirsich und Aprikose, einen Hauch von Kräutern und Margeritenblumen. Primär fruchtig, zartsüßer Geschmack. Fade Säure, kaum mineralischer Ausdruck am Gaumen, umrahmt von einem armen Alkoholgerüst. Am Ende erinnert mich das Ganze an einen Alcopop. Zugängliche Limonade mit Alkohol versetzt. Not my Wine! Überrascht hat mich die ganze Verkostungsnummer nicht. Obwohl ich so neutral wie möglich versucht habe, die Weine zu bewerten. Klar ist auch, wer Spaß an so etwas hat, der soll das gerne kaufen. Der Wille des Konsumenten ist frei. Für ca. 5€ sicherlich keine Plörre. Aber, und das mit Nachdruck, der Fachhandel bietet auch schon in diesem Preissegment geniale Alternativen. Echte Winzerweine mit Charakter. Einige Beispiele:
2011 Riesling Schieferklang Weingut K.J. Thul / Mosel für 5€
2011 Riesling trocken Weingut Neef-Emmich / Rheinhessen für 5€
2011 Riesling trocken Weingut Werther Windisch / Rheinhessen für 5€
Ich könnte noch dutzende richtig treffende Rieslinge in dieser Preisklasse aufzählen. Klar, es ist aufwendiger diese zu beziehen, aber für das Ergebnis im Glas lohnt es sich. Jeder, wie er möchte, ich bin wenig beeindruckt von der "Qualitätsoffensive" im Discounter...

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