Einmal Supermarkt und bitte schnell wieder zurück! Der Teufelswein aus den Anden Casillero del Diablo Concha y Toro

Ja, ich habe es ein Problem mit Wein aus dem Supermarkt und vor allem aus dem Diskounter! Hierbei geht es mir nicht um die Räumlichkeiten an sich, sondern um die Preis- und Qualitätspolitik. Niedrige Fassweinpreise an denen der Landwirt am Ende kaum noch was verdient, neue Welt Gepansche aller Holzspänne, das Barriquegeschmack vorgaukeln will, etc.. Die Liste kann man ewig weiterführen. Weine mit Korken für 1,20€ sind anders leider nicht erklärbar. Dennoch, die große Mehrheit der Weine in Deutschland wird im Supermarkt bzw. Diskounter gekauft. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen natürlich der Preis, zum anderen ist es praktisch neben dem Einkauf auch den Weinkauf zu erledigen. Weiterhin konnte die Arroganz mancher Fachhändler sicherlich auch schon den ein oder anderen ambitionierten Weinfreund verschrecken. Zu diesen Konsumentengruppen gesellt sich noch der Teil der Wirkungstrinker, denen Qualität sowieso egal zu sein scheint. Aber um das große Thema Weinpreispolitik und Konsumentenverhalten soll es an dieser Stelle  nicht gehen. Heute möchte ich Ihnen dennoch einen Tipp zum Weinkauf im Supermarkt geben. Ab und zu versteckt sich nämlich doch ein Qualitätswein in den Regalen des Grauens. Unsere Reise führt uns nach Zentralchile. Zum größten Weingut des Landes. Concha y Toro. Der Firmensitz befindet sich in Pirque (Provinz Cordillera) südlich von Santiago de Chile. Auf 4500 Hektar wird hier Weinbau betrieben. Nun, dies ist die Grundlage für Wein in nicht gerade limitierten Mengen. Concha y Toro wurde 1883 von Melchor Santiago de Concha y Cerda gegründet. Der Name Casillero del Diablo stammt aus dem Gerücht, dass der Teufel selbst sein Unheil im Weinkeller treiben sollte. 1883 wurde dies zur Abschreckung von Dieben in den Umlauf gebracht. Heute könnte man dieses Gerücht für viele Weine aus dem Diskounter immer noch glauben. Bei Concha y Toro ist das anders. Das Portfolio streckt sich über alle Preisklassen bis hin zu Spitzenqualitäten. Don Melchor wird zum Beispiel 2008 mit 96 Punkten in der Fachzeitschrift Wine Spectator bewertet. Den Einstieg findet man in der Linie Casillero del Diablo. Eigentlich in jedem gut sortierten Edeka, Kaufland oder Rewe zu erhalten. Lustigerweise bin ich auf Casillero del Diablo das erste Mal in der Toskana aufmerksam geworden. Die Weine wurden im Gut Banfi ausgeschenkt. Hier überzeugte mich damals der Cabernet Sauvignon. Umso überraschter war ich als ich den Teufelswein in deutschen Supermärkten wiederfand. Drei Weine dieser Linie möchte ich Ihnen heute vorstellen.
2010 Casillero del Diablo Merlot
Okay, vorweggenommen, jeder weiß, dass ich mit dieser Rebsorte wenig anfangen kann. Dennoch gehört zur Kompetenz eines Verkosters auch die sachliche Auseinandersetzung. In der Nase gibt er sich bestärkt sortenbetont. Duft nach Pflaumen, Zwetschgen, ein wenig Dörrobst. Der würzige Einschlag überrascht mich positiv. Dieser lässt die Nase nämlich nicht ganz so rund und gemacht erscheinen. Am Gaumen milde Waldfruchtmarmelade. Der Körper wirkt sehr mollig. Der Alkoholgehalt ist deutlich spürbar. Tannine und Säure wirken geschliffen. Trockenes und sauberes Finish. Für 6,99€ ein gut gemachter Merlot ohne Tiefe und Grand Cru Anspruch. Solider Rotwein fürs Geld.
2010 Casillero del Diablo Carmenere
Carmenere stammt eigentlich aus Frankreich, jedoch sind in Chile etwa 7.180 ha Rebfläche mit ihr bestockt. Chile eignet sich für Carmenere sehr gut, da die Empfindlichkeit der Rebe gegen die kühle europäische Witterung keine Rolle spielt. Erneut ein volles Bukett nach der gesamten Kaffetheke eines Wiener Kaffehauses, Pralinen, ein wenig Orangenmarmelade, Hagebuttennoten. Am Gaumen wirkt der Wein nicht ganz so breit, wie der Merlot. Weiche Tannine, konzentriert, aber schlanker im Körper und mehr süffig als der Vorgänger. Der Alkoholgehalt ist zudem besser eingebunden. Das Finish ist angenehm trocken. Absoluter Spaßwein, hier trinkt man gerne ein Glas mehr.
2010 Casillero del Diablo Cabernet Sauvignon
Hier kommen wir last but not least zu meinem Favorit. Vorab sei schon gesagt, dass mich diese Qualität für einen Industriewein überrascht. Anregend aromatische Nase nach kräftiger Vanille, Cranberry, Cafe Arabica, Lakritze. Einiges los in der Nase! Flüchtige Töne sind nicht zu finden. Aalglatt. Am Gaumen milde, zartsüße  eingekochte Kirschen. Damit das Ganze aber nicht zum neuen Welt Marmeladenbomber wird, unterstützt eine pikante Säure. Der Körper wirkt sehr präsent, aber auch in diesem Fall nicht zu breit. Erneut ein trockenes harmonisches Finish.
Der Cabernet Sauvignon erweist erstaunliche Tiefe für einen Supermarktwein.
Alle drei Weine sind sicherlich fern ab von Weinbergromantik. Dennoch, wenn Sie sich genötigt fühlen im Supermarkt eine gute Flasche Rotwein mitzunehmen, dann sind Sie bei Casillero del Diablo sicherlich an der richtigen Adresse. Gewichtige Spaßweine für ein Barbecue oder Feiern sonstiger Art. Auch als Mitbringsel für weniger ambitionierte Weinfreunde ein Treffer. Die Weine kosten alle ca. 6,99€. Dafür bekommt man viel Rotwein fürs Geld. Selbst ich werde mich hin und wieder aus Faulheit dabei erwischen einen Casillero del Diablo Cabernet Sauvignon in den Wagen zu legen...

Kommentare

  1. Danke Direttore für diesen aufschlussreichen Bericht aus der unbekannten Welt der Discounter. Dein Mut ehrt Dich! Trau Dich doch auch mal mit dem Mixer zu dekantieren. Hab ich grad probiert - Ergebnis jetzt online im Geschmacksreich.

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  2. Servus Bastian,

    die Weine gibt es nur im ausgewählten Supermarkt und Fachhandel, nicht im Diskounter.
    Ich bin gespannt auf deinen Bericht, werd gleich mal schauen.

    Lieben Gruß

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