Basisdemokratische Eindrücke vom Weingut Rheinterassenhof

Was ist der entscheidene Vorteil für den Konsumenten innerhalb des Web 2.0? Die Möglichkeit der Interaktion mit teilnehmenden Personen. Hat man früher teilweise ohne näheren Bezug zu den Akteuren stur Weine von Händlerlisten gekauft, so bietet einem das Web heute die Möglichkeit in direkten Austausch mit dem "Künstler" zu treten. Immer mehr Weingutsbetreiber erkennen diesen Trend. So auch Wolfgang Janß vom Weingut Rheinterassenhof. Auf ihn wurde ich durch den Microbloggingdienst Twitter aufmerksam, den er unter @mysilvaner mit Geschriebenem füllt. Mittlerweile ist er auch bei Facebook und sämtlichen anderen Social Network Plattformen vertreten. Dem Direttore besonders sympathisch sind seine Aktivitäten als Blogger. Janß hat verstanden, dass man heute ohne eine Webpräsenz langfristig die Kundenbindung verliert. Aber zurück zum Thema, Weine macht der Mann aus Guntersblum nämlich auch noch. So probiert der Direttore heute drei Weine aus dem Basissegment des Weingut Rheinterrassenhof.

2010 Müller Thurgau Spätlese trocken
Im blassen Gelb mit goldenen Reflexen dreht er seine Runden im Glas. Die Nase macht schon gut auf für einen 2010er. Frische Citrusfrüchte, reife Birnennoten und dezente florale Aromen nach Kamille. Am Gaumen cremiger Eindruck nach Zitronensorbet. Unaufdringliche mineralische, kalkige Töne. Der Alkoholgehalt ist deutlich spürbar. Unaufgeregtes Säuregerüst. Trockenes kurzes Finish. Kein leichter banaler Müller Thurgau, durchaus kräftige Charakterzüge. Geschmackssache, der etwas rauhe Gesamteindruck entspricht meinem subjektiven Geschmacksbild. Insgesamt ein ansprechender Zechwein. Noch etwas ungestüm bedingt durch die Jugend.
2010 Silvaner trocken
Erneut im blassen Gelb dreht er seine unmotivierten Runden im Glas.
Sehr verhaltene Nase, grüner Apfel, leichte frische Feigentöne und dezente nussige Eindrücke. Saftige Frucht, noch ziemlich grünes sortentypisches Geschmackmuster, instabiles Säuregerüst, rauer Alkoholgehalt, unharmonisch, ein wenig mastig. Kurzes ausdrucksloses Finish.
2010 Riesling trocken
Im blassen Gelb dreht er seine Versuchsrunden. Ansprechendes Nase. Die floralen Noten dominieren. Leicht reifer Aprikosentöne, kaum sorten-betont. Geradliniger süffiger Fruchteindruck am Gaumen. Dezenter Alkohol und weiche Säure. Kurzes Finish. Für Freunde des eher zugänglichen Stils gedacht.

Beim Riesling und beim Silvaner muss selbst im Basissegment mehr gehen. Ein wenig mehr Druck, ein stimmigeres Säurespiel und die Heraushebung der sortentypischen Eigenschaften täten hier gut.
Am meisten überzeugt hat mich bei diesem "flotten Dreier" der 2010 Müller Thurgau Spätlese trocken. Normalerweise bin ich kein Freund dieser Rebsorte, die Spätlese trocken aber zeigt kräftige Charakterzüge und beweißt Profil. Zu deftigen Schweizer Wurstsalat eine passende Begleitung.

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